Der Lohntag war der große Tag der im Akkord arbeitenden Bergleute. An diesem Tage erhielten sie endlich den wohlverdienten, wenn auch geringen Anteil am Reichtum, den sie der Mansfelder Kuferschieferbauenden Gewerkschaft erarbeiteten. Vor 1900 wurde der Lohn von den Betriebsführern bereits am frühen Morgen an die Kameradschaftsführer übergeben. Die Kameradschaftsführer zahlten dann in den Gaststätten und Kneipen der Bergmannsorte die Gelder an die Bergmänner, die Kameraden, aus.
Danach wurden die Bergleute von fahrenden Händlern zum Kauf ihrer Waren, zum Beispiel Tabakspfeifen, animiert. Und so machte neben dem Gastwirt auch mancher dieser Händler ein gutes Geschäft. Auch die Kinder, die ihre Väter an diesen Tagen abholten, bekamen ihren Anteil in Form von Süßigkeiten oder einfachen Spielwaren. Das Bier und der Schnaps flossen an diesen Tagen reichlich. Mancher dieser Zahltage endete dann auch in wüsten Schlägereien. Nur die Frauen, die letztlich die Versorgung der Familie sicher stellen mussten, hatten Probleme an das Geld zu kommen. Nur zu oft verschwand ein großer Teil des Lohnes in den Kehlen der durstigen Bergleute – und damit in Geldbeuteln der Gastwirte.
Erst um 1900 wurde in den Zechen und Werken der Lohn in einer verschlossenen Papiertüte, der so genannten Lohntüte, ausgezahlt. Auf dieser Lohntüte stand der Name und der Betrag ((So war es noch zu Beginn meiner Lehre. Ich lernte von 1987 bis 1990 im Walzwerk Hettstedt. Am Anfang meiner Lehrzeit gab es einmal im Monat die Lohntüte. Erst im Jahre 1989 wurde mein Lehrlingsgeld auf ein Konto überwiesen.)). In großen Zechen hatte man eigens dafür Lohnhallen eingerichtet. Eine solch imposante Lohnhalle kann heute noch im Museumsbergwerk Rammelsberg bei Goslar besichtigt werden. Da es die Bergleute trotz aller Maßnahmen weiterhin am Lohntag in die Kneipen zog, war es üblich, dass die Frauen ihre Männer an Lohntagen in der Lohnhalle abholten. So konnte wenigstens ein Teil des Geldes für die Versorgung der Familie gerettet werden.