Das am Schlossplatz in der Lutherstadt Eisleben stehende Denkmal DER MARATHONLÄUFER wurde im Jahre 1927 durch das hier etablierte Lehrerseminar an die Stadt – ein Dank an die mehr als hundertjährige Unterstützung. Doch die Geschichte dieses Denkmals ist weitaus älter. Die Figur des Marathonläufers geht auf eine Sage der griechischen Antike zurück: Die Griechen hatten die feindlichen Perser in einer großen Schlacht bei Marathon geschlagen. Die Siegesbotschaft wurde durch einen Läufer nach Athen gebracht. Dort angelangt starb er nach dem anstrengenden Lauf vor Erschöpfung. Da die Schlacht von Marathon einen Wendepunkt in der Geschichte des antiken Griechenland war, wurde der Läufer von Marathon zur Symbolfigur.
Bereits nach dem für Preußen siegreichen Deutsch-Französischen Krieg der Jahre 1870/1871 war ein Siegesdenkmal geplant. Der Bildhauer Max Kruse entwarf ein Modell des Marathonläufers, das 1881 auf einer Ausstellung der Berliner Akademie der Künste eine Goldmedaille gewann. Die Nationalgalerie gab daraufhin einen Bronzeguss dieses Entwurfes in Auftrag. Das schon lange existierende Lehrerseminar wurde im April 1911auch auf Betreiben der Stadt in ein modernes Gebäude am Stadtpark untergebracht. Aus Dankbarkeit dafür wollten die Seminaristen der Stadt ein bleibendes Geschenk überreichen. Sie ließen deshalb eine Kopie des Denkmals von Max Kruse aus dem weitaus billigerem Zinkguss anfertigen. Diese Plastik wurde im Treppenhaus den neuen Schulgebäudes aufgestellt. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges wurde die Symbolik dieses Denkmales auch auf die Opferbereitschaft der Jugend des Deutschen Reiches ausgedehnt.
Die folgenden Jahre waren für Eisleben wirklich schwere Jahre – der Erste Weltkrieg forderte schon 835 Todesopfer und danach hatte die Stadt unter dem Kapp-Putsch und den Märzkämpfen zu leiden. Die radikale und zugleich hilflose Politik der Machthaber der Weimarer Republik bedingte, dass im Gebäude des Lehrerseminars die Schutzpolizei einzog. Die Seminaristen wurden in den Schulbau am Schlossplatz einquartiert. Die Plastik des Marathonläufers nahmen die Seminaristen mit und stellten sie in der Aula ihres neuen Schulgebäudes auf. Auf Grund höherer Weisung wurde das Lehrerseminar jedoch bereits im Jahre 1926 nach Weißenfels verlegt. Die Seminaristen und Lehrer schenkten daraufhin die Plastik des Marathonläufers der Stadt.
Das Denkmal wurde am Schlossplatz auf einem Steinsockel aufgestellt. Der Sockel erhielt erhielt die Inschriften „Der Lutherstadt Eisleben“ und „Unser die Saat, der Zukunft die Ernte“. Als das Denkmal 1990 einer Restaurierung unterzogen werden sollte, brach es bei der Demontage in mehrere Teile ((Dies ist ein allgemeines Problem des Zinkgusses. Wenn die Plastiken wechselnden Temperaturen und feuchtkaltem Wetter ausgesetzt sind und der Herstellungsprozess nicht sorgfältig geplant wurde, kann sich sogenannter Zinkfraß – auch Zinkpest genannt – mit Spannungsrissen ausbilden. Dieser Vorgang ist im Prinzip nicht beherrschbar und lässt sich nicht aufhalten. Betroffene Teile können regelrecht zerbröseln)). Es gab zwar einen Bildhauer – Bernd Kleffel -, der das Denkmal wieder zusammensetzen konnte, aber für die Konservierung fehlten die finanziellen Mittel. Die VOLKS- UND RAIFFEISENBANK, die im Jahre 1993 eine neu Geschäftsstelle gegenüber des Denkmals bezog, übernahm dankenswerterweise die Kosten der Restaurierung des MARATHONLÄUFERS. Damit konnte ein bedeutendes Denkmal der Stadt Eisleben gerettet werden.