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Haus Zeitz – Königshof, Schloss, Rittergut und zuletzt … Ruine

Haus Zeitz, eine kleine Siedlung im südlichen Teil des Landkreises Salzland, gehört heute zur Gemeinde Belleben. Der Ursprung dieser Siedlung geht sehr wahrscheinlich bis in die Zeit der slawischen Besiedlung des Gebietes links der Saale zurück. Der Name Zeitz erinnert an die slawische Worte zitci oder ciza, die für Kornspeicher oder Göttin der Säugenden stehen. Spätere Namensnennungen der Siedlung lassen den slawischen Ursprung nachvollziehbar werden.


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Nach der Eroberung des linkssaalischen slawischen Territoriums durch Otto I. im zehnten nachchristlichen Jahrhundert wurde die Siedlung königlicher Besitz. Sein Sohn, Otto II., schenkte das königliche Gut mit weiteren Besitzungen südlich von Bernburg seiner Schwester Mathilde, die Äbtissin zu Quedlinburg war. Über den von Mathilde geleiteten Damenstift kamen die Grafen von Barby als Afterlehen in den Besitz des Gutes.

Bild: Die Reste des Torturmes der Ruine Hau Zeitz.

Ein Adelsgeschlecht in der Ansiedlung Zeitz lässt seit dem Jahre 1128 nachweisen. In diesem Jahre lebte ein Mönch Conradus de Cize im Kloster auf dem mons serenus, dem Petersberg bei Halle. Von den Nachkommen jenes Conradus sind nur spärliche Informationen überliefert, wenn auch immer wieder Vertreter der Familie in zeitgenössischen Schriftstücken auftauchen. Als vermutlich letzter Vertreter des Geschlechtes wurde ein Johann von Zeitz im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Danach kam – allerdings nur für kurze Zeit – die Familie von Dieskau in den Besitz derer von Zeitz. 1446 wurde Hermann von Trotha mit den Gütern und all ihren Gerechtsamen und Einkünften belehnt. Im Jahre 1497 erwarb Hans von Trotha das Grundstück, auf dem die heutige Schlossruine steht. Die Bezeichnung Haus Zeitz geht auf diesen Hans von Trotha zurück. Das Wort Haus stand in jener Zeit für einen Adelssitz oder auch ein Schloss. Hans von Trotha wählte die Siedlung Zeitz zu seinem Wohnsitz und ließ ein Schloss (oder eben Haus) errichten. 1561 kam Haus Zeitz an die Familie von Krosigk, die mit den von Trothas durch Einheirat verbunden war. Die Familie von Krosigk kam jedoch bald in finanzielle Schwierigkeiten, so dass Haus Zeitz 1612 an die Familie von Lochau verkauft wurde.

Nach dem Aussterben des Geschlechtes von Lochau im Jahre 1684 suchte der Kurfürst von Sachsen – in dessen Lehenshoheit stand Haus Zeitz – einen Interessenten für das Schloss. Johann II. von Anhalt-Dessau erhielt 1685 den Zuschlag. Er verkaufte jedoch bald darauf das Schloss an einen seiner Verwandten, Herzog Victor Amadeus von Anhalt-Bernburg. Victor Amadeus ließ das Schloss zwischen 1688 und 1692 aufwendig umbauen und erweitern. Wahrscheinlich hatte Haus Zeitz stark unter dem Dreißigjährigen Krieg gelitten. Die Linie Anhalt-Bernburg starb männlicherseits mit Herzog Alexander Carl, der geistig umnachtet gewesen sein soll, aus. Haus Zeitz gehörte dann zur Hälfte der Witwe Alexander Carls, Friederike Caroline Juliane, und seiner Schwester, Wilhelmine Juliane. Das Schloss wurde aber nur von Herzogin Friederike Caroline Juliane bewohnt.

Mit dem Tode des Herzogs Alexander Carl von Anhalt-Bernburg wurde das bis dahin geteilte Anhalt unter Herzog Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau wieder vereint. Leopold Friedrich, der mit Friederike Louise Wilhelmine Amalie von Preußen verheiratet war, nahm für sich und seine Nachfolger den offiziellen Titel Herzog von Anhalt an. Für das Verständnis der Vorgänge um Haus Zeitz im 19. Jahrhundert ist wichtig, dass 1815, mit dem Wiener Kongress, Sachsen große Gebiete an Preußen verlor. So entstand die große – unter preußischer Verwaltung stehende – Provinz Sachsen. Sachsen als eigenständiger Staat blieb weiterhin, nur viel kleiner, bestehen. Haus Zeitz fiel damit unter die Oberlehenshoheit Preußens. Das alte Schloss muss ein großer und reich ausgestatteter Bau gewesen sein, wie auch historische Abbildungen vermuten lassen.

Bild: Das Schloss Haus Zeitz in einer historischen Abbildung.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Dennoch zeigten sich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts Anzeichen für einen Niedergang. Professor Hermann Größler, ein renommierter Heimatforscher des Mansfelder Landes, schrieb 1895: „Wie eine Inschrift angiebt, ist das jetzige (stark zopfige) Schloss in Form eines rechten Winkels im Jahre 1688 erbaut worden.“ Und weiter: „Die Innenräume werden nur selten und dann, wie es scheint, als Schüttböden benutzt. Dieselben sind daher verfallen und abgenutzt. Die Kapelle ist nur eine größere Stube zu nennen.“

Mit der Novemberrevolution 1918 wurde die Monarchie in Deutschland beseitigt und ein parlamentarischer Staat ausgerufen. Aus dem Herzogtum Anhalt wurde ein Freistaat. Die Familie von Anhalt wurde mit einer Summe von 6,5 Millionen Reichsmark abgefunden. Haus Zeitz blieb auch weiterhin herzoglich-anhaltinische Domäne. 1922 wurde die Fassade des Schlosses neu verputzt. Haus Zeitz hatte jedoch endgültig seine Bedeutung verloren: Im Schloss wurden Landarbeiter aus Polen und den damaligen deutschen Ostgebieten untergebracht. Der Fürstensaal diente als Kornschütte und die herzogliche Familie ließ sich nur selten sehen. Dennoch fanden 1938 Dachsanierungsarbeiten statt.

Das Gebiet bis zur Elbe wurde im April 1945 von amerikanischen Truppen besetzt. Diese hielten sich durch Plünderungen an historischen Objekten für die Jahre an der Front schadlos. Auch Haus Zeitz wurde auf diese Weise in Mitleidenschaft gezogen. Gemäß den Beschlüssen der Konferenz von Jalta übernahm bald die Sowjetarmee die Verwaltung der Region. Am 14. März 1946 wurde die Familie von Anhalt im Rahmen der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wurde, in Kleinflächen zerlegt, an Neubauern verteilt. Das Schloss diente der Unterbringung einiger der zahllosen Heimatvertriebenen. Ein tragisches Schicksal erlitt Joachim Ernst von Anhalt. Bereits 1939 wegen Verunglimpfung des Dritten Reiches zu Zwangsarbeit verurteilt, wurde er 1944 im Konzentrationslager Dachau interniert. Dort überlebte er bis zum Einmarsch der US-Armee. Im Februar 1947 wurde er unter der sowjetischen Besatzungsmacht erneut verhaftet und in das NKWD-Lager, das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verschleppt. Dort verstarb er am 18. Februar 1947.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz.

Der Fürstensaal diente später der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft NEUES DEUTSCHLAND HAUS ZEITZ. Das Schloss war in den Jahren der DDR, die ihre Tradition zumindest in den Anfangsjahren ausschließlich in der Arbeiterbewegung sah, dem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben. Besonders makaber ging man mit den mumifizierten Toten in der Gruft um. 1953 ließ der damalige Vorsitzende der LPG die Mumien innerhalb der Gruft vergraben. Aus den Eichenholzsärgen sollten Futtertröge entstehen.

Vom Schloss Haus Zeitz ist heute nicht mehr viel übrig. Sehenswert sind noch die völlig von Unkraut überwucherten Ruinen des Hauptbaues sowie der als Stumpf erhaltene Torturm mit seinen tropfenförmigen Schießscharten. Der Torturm erinnert stark an den des Templerhofes in Mücheln bei Wettin. Ein Besuch der Ruine Haus Zeitz ist dennoch sehr zu empfehlen, denn wenn der Verfall der Bausubstanz weiter so rasant voranschreitet ist in wenigen Jahren vom einstigen Schloss rein gar nichts mehr zu sehen. An einen Erhalt der heute noch vorhandenen Gebäudeteile ist nicht zu denken.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz aus dem Jahre 2006.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz aus dem Jahre 2006.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz aus dem Jahre 2006.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz aus dem Jahre 2006.

Bild: Impressionen von der Ruine Haus Zeitz aus dem Jahre 2006.

Weiterführende Literatur:
Größler, H.; Brinkmann, A.; Sommer, G.:
Die Kunstdekmale des Mansfelder Seekreises
fliegenkopf verlag Halle/Saale
1. Auflage 2000
ISBN 3-910147-87-9 e.

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