Fährt man aus Richtung Meisberg nach Hettstedt, fallen am Ortseingang Hettstedt unmittelbar neben dem Kraftverkehrsbetrieb die Ruinen der ehemaligen Großbäckerei auf. Die wenigen privaten Bäcker in der ehemaligen DDR waren nicht in der Lage den kompletten Bedarf an Brot und Brötchen sowie anderen Backwaren zu decken. Insbesondere Brot und Brötchen waren hochsubventionierte Lebensmittel, deren Verkaufspreis deutlich unter den Herstellkosten gelegen haben dürfte.
Die Funktionäre des DDR-Regimes werden aber spätestens in den Jahren der akuten Lebensmittelknappheit in Polen Anfang der 1980er Jahre begriffen haben, dass die Stimmung der Bevölkerung vor allem auch von einem vollen Magen abhängt. So waren Grundnahrungsmittel wie Brot, Brötchen, Butter und Teewurst immer in ausreichenden Mengen im Handel erhältlich. Im Gegensatz zum Nachbarstaat Polen musste zumindest niemand hungern, wenn auch die allgemeine Versorgungssituation schlecht war ((Die Versorgung mit Obst und Gemüse – um es der Vollständigkeit halber zu erwähnen – war allerdings katastrophal, insbesondere in ländlichen Regionen. Auch Fleisch war zeitweise nur in beschränktem Maße erhältlich. Die Landbevölkerung hielt sich daher wo immer möglich Hühner, Enten, Kaninchen und vielleicht ein Schwein oder Schaf. Hausschlachtung hatte Hochkonjunktur.)).
Die Hettstedter Großbäckerei gehörte zur Konsum-Genossenschaft. Daher wurden insbesondere Konsum-Geschäfte mit Brot, Brötchen, Kuchen und Torten beliefert. Daneben gab es auch einen kleinen Werksverkauf unmittelbar am Eingang zur Betriebsstätte. Die Backwaren – insbesondere die Brotsorten – waren von guter Qualität. Nach dem Anschluss der DDR an die BRD versuchte die Großbäckerei als GmbH weiter zu arbeiten. Der Betrieb firmierte von nun an unter dem Label OSSI BÄCKEREI. Der Neustart gelang jedoch nicht, und so wurde die Großbäckerei in den 1990er Jahren geschlossen. Die Immobilie steht seitdem leer und ist dem unaufhaltsamen Verfall preisgegeben.
Bilder: Die Industrieruine Großbäckerei Hettstedt.
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Wichtig: Das Gelände ist seit mindestens September 2009 abgesperrt. Zudem besteht eine besondere Gefahr durch offene Fahrstuhlschächte und ungesicherte Wandabbrüche. Außerdem befinden sich in den Gebäuden teilweise große Mengen an Vogelkot und frei herumliegendes Isoliermaterial.