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Mücheln bei Wettin – Die ehemalige Templerkapelle mit dem Templerhof und die Geschichte der Tempelritter

Die Saale markierte in historischer Zeit in etwa die Siedlungsgrenze zwischen Germanen und Slawen. So ist der Saalekreis reich an geschichtlichen Zeugen der Frühgeschichte, aber auch des Hochmittelalters. Sehr wahrscheinlich siedelten in der Gemarkung des kleinen Ortes Mücheln, unweit des größeren und bedeutendenderen Wettin, slawische Stämme. Im 11. und 12. Jahrhundert gehörte die Siedlung Mücheln einem Ministerialgeschlecht gleichen Namens. Auch wird um diese Zeit bereits ein befestigter Wirtschaftshof in Mücheln bestanden haben. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam Mücheln dann in den Besitz der Grafen von Wettin. Die Templerkapelle auf dem Gutshof wurde um 1270 im Stil der französischen Gotik errichtet ((Im Umfeld der Tempelritter bildeten sich zahlreiche Legenden und Verschwörungstheorien heraus. Eine davon ist, dass die Templer in der Architektur die Gotik eingeführt hätten.)).


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Die Wettiner waren ausgesprochen fromme und gottesfürchtige, gleichzeitig aber auch streitbare Herren, die ihr Leben in den Dienst der Kirche stellten. Konrad von Wettin nahm am Zweiten Kreuzzug ins Heilige Land 1147 -1149 teil und trat im höheren Alter in das Augustiner-Chorherren-Stift auf dem mons serenus, dem Petersberg bei Halle an der Saale ein. Auch einige der Nachkommen Konrads, mittlerweile im Besitz des saalischen Mücheln, wurden Kreuzritter. Im 13. Jahrhundert fühlten sich die Wettiner besonders dem Templerorden verbunden.

Ursprünglich hießen die Tempelherren Orden der armen Ritter Christi oder Ritter des Tempels von Salomon, denn ihr erstes Ordenshaus befand sich in der Nähe der Stelle des sagenhaften Tempels des Heiligen Salomon. Graf Dietrich II. von Brehna-Wettin schenkte um das Jahr 1170 sein Gut Mücheln dem Templerorden. Den Templern wurde auch seitens der Grafen von Wettin das Patronat über die Petrikirche in Wettin angetragen. Neben dem Grafen Dietrich II. waren weitere bedeutende Wettiner Mitglieder des Templerordens.

Bild: Die Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Zu dieser Zeit befand sich der Templerorden auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der Orden wurde vom Papst privilegiert und selbst vom ewig nörgelnden Bernhard von Clairvaux, dem Schöpfer der sonst um Westeuropa so verdienten Zisterzienser, hoch gelobt und hofiert. Die Templer durften nach päpstlicher Order eigene Friedhöfe und Kapellen errichten. Von weltlicher Seite waren die Templer zu jener Zeit kaum antastbar, da sie direkt dem Papst unterstanden.

Bild: Umfassungsmauer des Templerhofes zu Mücheln bei Wettin in einer historischen Zeichnung.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Konsolstein in der Templerkapelle Mücheln bei Wettin in einer historischen Zeichnungen. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Doch bereits im 13. Jahrhundert begann der Ruhm des Templerordens zu verblassen. Die Kreuzritter mussten im Nahen Osten derbe Rückschläge verkraften und bedeutende Schlachten wurden zugunsten der Sarazenen verloren. Bald war der gesamte Nahe Osten von Sarazenen besetzt und die Templer mussten sich bis nach Zypern zurückziehen. Der langsame aber unaufhaltsame Untergang des Templerordens hatte aber noch weitere Gründe. Anders als die Ritter des Johanniterordens und des Deutschen Ordens sicherten sich die Templer keine eigenen Ländereien, auf die sie sich hätten zurückziehen können. Auch wurde der Papst in zunehmendem Maße vom französischen König Philipp IV. – genannt der Schöne – abhängig, wie überhaupt in Frankreich der Einfluss der Krone zuungunsten des Klerus zunahm. Zwar legte sich Papst Bonifatius VIII. noch mit Philipp an und stellte seinen Machtanspruch in einer Bulle dar, aber die Zeit der unumschränkten Macht des Papstes war endgültig vorbei. Bonifatius wurde entführt und starb kurz darauf auf mysteriöse Weise. König Philipp setzte daraufhin den Erzbischof von Bordeaux als Papst Clemens V. ein. Der Sitz des Papstes wurde aus der Heiligen Stadt Rom nach Avignon verlegt, denn so ließ sich die Kirche besser kontrollieren. Schlussendlich lehnten die Ritter des Templerordens auch noch eine Mitgliedschaft König Philipps offen ab.

Bild: Konsolstein in der Templerkapelle Mücheln bei Wettin in einer historischen Zeichnungen. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Im Jahre 1305 wurden die Templer der Ketzerei und der Ausübung homosexueller und sodomitischer Handlungen bezichtigt. Philipp machte daraus eine persönliche Angelegenheit und drohte dem ohnehin abhängigen und machtlosen Papst Clemens ebenfalls mit einer Anklage wegen Ketzerei, wenn er die Templer unter seinen Schutz stellen würde. Am 13. Oktober 1307, es war nach damaligem Kalender ein Freitag, wurden fast zeitgleich nahezu alle Ritter und auch viele dienende Brüder des Templerordens festgenommen. Nur wenige konnten entkommen. Den Templern wurde ein Schauprozess gemacht, der sieben Jahre dauerte und in einigen Fällen mit der Aussprache von Todesurteilen endete. Der damalige Großmeister des Ordens, Jacques de Molay, gestand unter schwerer Folter alle den Templern zur Last gelegten Verbrechen, widerrief sein Geständnis aber später. Papst Clemens VIII. löste 1312 den Templerorden auf. Jacques de Molay wurde im März 1314 in Paris auf dem Scheiterhaufen gerichtet.

Bild: Jacques de Molay. Bibliotheque Nationale de France. Unbekannter Künstler des 19. Jahrhunderts.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Vor seiner Verbrennung soll der Großmeister den Papst und den König mit einem Fluch belegt haben, wonach beide innerhalb eines Jahres den Tod finden würden. Papst Clemens starb kurz darauf an Krebs, König Philipp im Spätherbst des Jahres 1314 bei einem Jagdunfall. Die Templer wurden nach der Auflösung des Ordens zur Legende und noch heute ranken sich einige Mythen um den Templerorden. Das Vermögen der Templer wurde den Johannitern überschrieben, jedoch abzüglich der Kosten für die Prozesse. Auch das Gut in Mücheln kam auf diese Weise gegen Ende des Jahres 1317 auf Geheiß des Erzbischofs Burchard III. von Magdeburg an den Johanniterorden. Wie lange die Johanniter das Gut in Mücheln nutzten, ist nicht bekannt. Bald jedoch war das Gut im Besitz von Mönchen des Ordens der heiligen Märtyrer. 1502 wurde es durch die Erzbischöfe von Magdeburg an das Moritzkloster und dann dem Neuen Stift zu Halle überschrieben. Danach wechselte das Gut Mücheln häufig den Besitzer. Auch das Gut in Mücheln kam auf diese Weise gegen Ende des Jahres 1317 auf Geheiß des Erzbischofs Burchard III. von Magdeburg an den Johanniterorden. Wie lange die Johanniter das Gut in Mücheln nutzten, ist nicht bekannt. Bald jedoch war das Gut im Besitz von Mönchen des Ordens der heiligen Märtyrer. 1502 wurde es durch die Erzbischöfe von Magdeburg an das Moritzkloster und dann dem Neuen Stift zu Halle überschrieben. Danach wechselte das Gut Mücheln häufig den Besitzer.

1534 wurde es an den Kanzler Christoph Türck von Krustewitz verkauft. Dieser vererbte es an Heinrich Eberhausen, der es 1563 wieder an den Erzbischof von Magdeburg verkaufte. Nur drei Jahre später kaufte Kanzler Johannes Trautenbohl das Gut Mücheln. Seine Erben veräußerten es 1621 an den Hofrat Georg Adam Brunner, der es 1662 seinem Neffen Georg Philipp Brunner überließ.

Die Kapelle wurde wahrscheinlich schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts als Speicher für die Gutswirtschaft genutzt. Möglicherweise hat das zur Bewahrung der Bausubstanz beigetragen, wenn auch diese in der Zeit der landwirtschaftlichen Nutzung etwas verändert wurde. Insbesondere das Dachgeschoss wurde erweitert. Erkennbar ist diese Änderung durch das Ziegelmauerwerk. Der Altar der Kapelle wurde vom Kanzler Trautenbohl an das Neue Stift in Halle an der Saale verschenkt. Erst 1984 fiel der Altar von Mücheln einem Brand in der Laurentii-Kirche in Halle an der Saale zum Opfer.

Bild: Grundriss der Templerkapelle Mücheln bei Wettin. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Die etwas versteckt auf dem Templerhof in Mücheln befindliche Templerkapelle ist heute tagsüber frei zugänglich. In den letzten Jahren wurde die Kapelle aufwändig restauriert. Beachtenswert sind neben der architektonischen Gestaltung der Kapelle auch die Glasfenster und die Reste der Wand- und Deckenmalereien. Die Kapelle in Mücheln ist eines der letzten architektonischen Zeugnisse der Templer in Deutschland. Ebenfalls interessant ist die alte Umfassungsmauer des Gutshofes. An der Toreinfahrt sind noch heute Reste eines Turmes mit Schießscharten zu sehen.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Bild: Impressionen von der Templerkapelle zu Mücheln bei Wettin.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Orden der Tempelritter insbesondere in Deutschland eine Neugründung als überkonfessionelle Einrichtung. Der ORDO MILITIAE TEMPLI (OMT) versteht sich als Hilsorganisation mit nationalem und internationalem Engagement.

Externe Links:
Der Templerorden – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Templerorden
Der Templerorden – ÖKUMENISCHES HEILIGENLEXIKON
http://www.heiligenlexikon.de/Orden/Templer.htm
Der Templerorden – TEMPELRITTER
http://www.tempelritter.at
Bernhard von Clairvaux – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_von_Clairvaux
Bernhard von Clairvaux – ÖKUMENISCHES HEILIGENLEXIKON
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Bernhard_von_Clairvaux.htm
Philipp der Schöne von Frankreich – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_IV._%28Frankreich%29
Papst Clemens VIII. – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_V.
Der Malteserorden -WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Malteserorden

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