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Mysteriöse Morde am Brocken im Harz

Die tödlichen Schüsse des depressiven Gustav Büker

Im Jahre 1934 kam es im Brockengebiet zu zwei kurz aufeinanderfolgenden brutalen Mordfällen: Das erste Opfer war ein 62jähriger pensionierter Direktor einer Bankfiliale aus dem westniedersächsischen Osnabrück. Hugo Schurig befand sich auf einem mehrwöchigen Erholungsurlaub im Harz und startete eine mehrtägige Wanderung am 21. Juni 1934 von Bad Grund, fuhr mit dem Bus erst nach Altenau und später weiter zum Torfhaus, um von dort seinen Aufstieg zum Brocken zu beginnen. Nach erfolgreicher Besteigung des immerhin 1.141 Meter hohen Berges wollte er weiter nach Bad Harzburg wandern, wo er allerdings nie ankam. Sein letztes Lebenszeichen war eine Ansichtskarte, die er auf dem Bergplateau aufgab.


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Aufgrund der Vermisstenmeldung begann man schon kurz darauf mit der Suche nach dem Bankdirektor a.D., an der sich nicht nur die örtliche Gendarmerie und Kriminalpolizei beteiligten, sondern auch einige SA-Abteilungen teilnahmen – allerdings ohne Erfolg. Erst am Abend des 28. Juni 1934 fand eine Polizeieinheit, die zusammen mit einigen Waldarbeitern zur Suche eingeteilt wurde, am Frankenbergstein im mittleren Fichtenbestand eine männliche Leiche, die nur leicht mit einigen Ästen bedeckt war. Die Leiche befand sich in Rückenlage und im Hinterkopf entdeckte man eine Schusswunde des Kalibers 6,35 Browning ((Pistolen im Kaliber 6,35 Browning waren zur Tatzeit äußerst beliebt, da sie sehr klein waren und man sie sehr leicht verdeckt führen konnte, auch ist der Rückstoss nur gering, so das ein Treffen auch für ungeübten Schützen möglich ist. Heute werden diese Waffen nicht mehr serienmäßig produziert da die Mannstopwirkung als Waffe mit unter 100 Joule zu gering ist und die kompakten Pistolen nur eine geringe Magazinkapazität besitzen. Bei den Offizieren der Wehrmacht waren entsprechende Pistolen als Backup-Waffen sehr beliebt und entsprechend oft geführt, auch die Polizei der Bundesrepublik gab die Waffe für einige Beamte noch bis in die 1980er Jahre aus. Hergestellt wurden die Waffen von allen namhaften Herstellern der Welt. Ein bekanntes Beispiel ist die WALTHER PPK.)), wie man anhand einer etwa 30 Meter entfernt gefundenen leeren Patronenhülse später rekonstruieren konnte. Einige Stunden später traf die Kriminalpolizei aus Magdeburg unter Leitung des Kriminalkommissars Kluge ein. Die Ermittlungen brachten ans Tageslicht, dass Schurig um die Mittagszeit des 21. Juni brutal von hinten erschossen wurde. Da auch die Brieftasche mit etwa 300 Reichsmark, ein Fernglas sowie ein Fotoapparat fehlten, ging man von einem Raubmord aus. Alle Sachen fand man später wieder, allerdings fehlte das Bargeld.

Bild: Das Brockenhaus in einer historischen Abbildung.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Nach der Rekonstruktion der letzten Stunden des Opfers und der intensiven Befragung von Wanderern und Touristen in der Umgebung des Tatorts wurden insgesamt fünf Verdächtige ausfindig gemacht, die jedoch alle später als Täter ausschieden. Allerdings wurden als BEIFANG verschiedene Kleinkriminelle verhaftet, sowie der seit längerem gesuchte Einbrecher Helmecke, der seit einiger Zeit in Halberstadt sein Unwesen trieb. Auch von einem Paar das dem Ermordeten in der Nähe der Fundstelle der Leiche begegnete und sich kurze Zeit mit ihm unterhielt, konnte man keine neuen Hinweise erhalten. Noch während der Suche nach dem Schuldigen platzte die Bombe: Das zweite Opfer, der 29jähre Ingenieur Dr. August Kraus oder Krauß wurde vermisst. Der gebürtige Münchner Kraus, der in Danzig arbeitete, befand sich eigentlich auf dem Weg nach Hildesheim und Braunschweig, wollte sich aber auf dem Weg dorthin im Harz mit einem Freund treffen. Kraus war am Nachmittag des 29. Juni 1934 mit dem Zug von Berlin ins Harzgebiet gereist. Er wurde am 1. Juli in Lautenthal mit einem jungen Mann zusammen in einem Freibad gesehen – und von dort schickte er auch eine Karte an seine Tante in Berlin.

Bild: Die Brockenbahn in einer historischen Abbildung.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bei späteren Ermittlungen fand man heraus, dass sich Ing. Kraus von Lautenthal über Clausthal-Zellerfeld und Altenau auf den Brocken begeben hat, um sich dort mit seinem Bekannten zu treffen. Ob er die Strecke zu Fuß oder mit dem Autobus zurückgelegt hat, ließ sich nicht mehr rekonstruieren. Bei den Touristen ging langsam die Angst um, sollte etwa ein Serienmörder sein Unwesen treiben. Und auch bei den Hoteliers und Gastronomen hatte man Sorgen, dass die Touristen ausbleiben und die eh schon schlechte Wirtschaftliche Lage sich noch zuspitzt. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juli wurde eine riesige Suchaktion gestartet: über 350 Menschen, nicht nur der Polizei und der SA sondern auch der Forstverwaltung wurden daran beteiligt. Man hoffte durch die intensive Suche nicht nur den Mörder Schurigs zu finden sondern auch die Leiche von Kraus zu entdecken den man schon seit einigen Tagen nur noch Tod vermutete. Diese Vermutung wurde zur grausamen Gewissheit: etwa 500 Meter unterhalb des Brockenhotels an der Station Goetheweg fand man im dichten Unterholz etwa 10 Meter abseits des Weges den leblosen Körper des Ing. Kraus.

Zwar wurde die Stelle schon mehrmals abgesucht, allerdings hatte der Mörder sein Opfer so gut versteckt, dass die Bergung nur durch erfahrene Waldarbeiter erfolgen konnte, die auf allen vieren durch das dichte Unterholz krochen. Auch in diesem Fall konnte man wieder von einem Raubmord ausgehen. Dem Opfer wurde hinterrücks in den Kopf geschossen und es fehlten ihm eine silberne Taschenuhr, ein Taschenmesser sowie etwa 40 Reichsmark. Dass von ein und demselben Täter ausgegangen werden musste, konnte man durch den ähnlichen Tathergang ausgehen, auch wurde wieder eine Patronenhülse im Kaliber 6,35 gefunden. Bei der späteren Obduktion fand man heraus, dass Kraus eventuell noch gelebt hat, als ihn sein Mörder versteckte. In seinem Mageninhalt fand man noch Reste von weißen Bohnen, was im Rahmen der Ermittlungen noch von Bedeutung war: In den Gaststätten und Wirtshäusern wurden in der fraglichen Zeit keine Gerichte mit diesen Hülsenfrüchten angeboten. Plötzlich meldete sich ein Ehepaar aus Bad Harzburg, das beim Wandern eine seltsame Entdeckung gemacht hatte: Ein Drahtseil, das quer über den Weg gespannt wurde und in dem die beiden einen versuchten Überfall vermuteten.

Sofort keimte bei den Ermittlern der Verdacht auf, dass eventuell auch die den beiden Opfer auf diese Weise aufgelauert wurde. Weiterhin fanden sich auch einige Zeugen, denen ein seltsamer Mann aufgefallen war: Etwa 33 Jahre alt, 1.72 Meter groß sowie kein Jackett und mit Knickerbockerhosen bekleidet. Von einem Braunschweiger Studienrat kam ein Hinweis, der später Prozessentscheidend wurde. Allerdings gehören zurzeit schon 175 Menschen dem Kreis der Verdächtigen an und eine falsche Zeitungsmeldung besagte, dass die Ermittlungen schon eingestellt wurden. Diese Meldung wurde jedoch von der Pressestelle der Polizei sofort scharf zurückgewiesen und die Arbeit der Polizei konzentrierte sich nun auf Hotels, Wirtshäuser und Privatvermieter im Harzgebiet. Auch die Schutzpolizei wurde mit 8 Beamten verstärkt, die in Zivil in den betreffenden Orten patrouillierten. Am 19. Juli 1934 kam es zur Beerdigung des Opfers Dr. Kraus in Wernigerode, das erste Opfer Schurig wurde in seiner Heimatstadt Osnabrück beigesetzt. Im Zuge der Ermittlungen stieß man auf den Namen Ernst Schoregger, der sich am 01. Juli in einem Hotel einquartiert hatte und der Beschreibung des gesuchten sehr ähnlich sah und sich zudem auffällig verhielt. Außerdem trug der Verdächtige eine Aktentasche, die der Tasche des Ing. Kraus ähnelte.

Bild: Am Torfhaus bei Braunlage.
Aufnahme vom April 2012.

Bild: Blick vom Torfhaus bei Braunlage auf den Brockengipfel.
Aufnahme vom April 2012.

Allerdings war Schoregger schon am 02. Juli wieder abgereist. Als die Ermittlungen dazu im Sande zu verliefen schienen, half KOMMISSAR ZUFALL den Beamten, als ein Polizist eine versteckte Aktentasche entdeckte. In ihr fand man eine Quittung der Kreiskommunalkasse in Bielefeld, bei der allerdings der Einzahler unleserlich war. Allerdings konnte der Einzahler mit Hilfe des Geldinstitutes noch ausfindig gemacht werden. Als die Kriminalpolizei am 23. August 1934 an der Wohnungstür von Gustav Büker klingelte, war dieser nicht zu Hause und die Beamten verschafften sich Zutritt zur Wohnung des Verdächtigen und wurden auch fündig. Bei der Inaugenscheinnahme der Zimmer fanden sie eine Pistole im gesuchten Kaliber sowie einige Sachen, die Eigentum des Ing. Kraus waren. Als Büker gegen Abend nach Hause kam, wartete dort bereits die Polizei auf ihn und er wurde befragt, ob er sich in den letzten acht Wochen im Harz aufgehalten habe, was er aber verneinte. Vor einer weiteren Befragung auf dem Polizeipräsidium erbat der Verdächtige etwas Zeit, um noch eine Kleinigkeit zu essen, doch anstelle eine Mahlzeit einzunehmen, wollte er mit seinem Fahrrad über Luxemburg nach Frankreich flüchten, um sich dort der Fremdenlegion anzuschließen.

Bild: Pistole WALTHER MODELL II mit dem Kaliber 6,35. Die gezeigte Pistole ist nicht die Tatwaffe und soll nur die Größe einer solch kleinkalibrigen Pistole verdeutlichen.

Dies misslang allerdings, da er keinen Pass besaß. So hatte er die mehreren hundert Kilometer umsonst zurückgelegt und er kehrte am 05. September reumütig nach Bielefeld zurück, um sich der Polizei zu stellen. Noch am selben Tag wurde er ins Wernigeröder Gefängnis überführt und dort die folgenden zwei Tage verhört, bevor er unter der Last der Beweise zusammenbrach und die beiden Morde gestand. Ballistische Untersuchungen bewiesen weiterhin, dass die Verbrechen mit der bei Büker gefundenen Pistole begangen wurden. Später erzählte er detailliert, wie er die beiden Wanderer ermordete und sie ausraubte. Allerdings blieb das Motiv im Unklaren, da Büker ein regelmäßiges Einkommen hatte und auch noch von seiner Verwandtschaft finanzielle Unterstützung erhielt. Später betonte der hinterlistige Mörder, dass er zum Tatzeitpunkt an Depression litt. Der von den Einheimischen gierig erwartete Mordprozess startete schon am 23. Oktober am Schwurgericht in Halberstadt unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Pfanne unter großer Aufmerksamkeit der Bevölkerung und der Presse.

Bild: Die Domstadt Halberstadt. Hier wurde im Oktober 1934 der Fall Gustav Büker und die Brockenmorde vor dem Schwurgericht verhandelt.
Bild © 2011 by Bert Ecke.

Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er sich schuldig bekenne, antwortete der mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank sitzende Büker ausweichend mit JA und NEIN; JA er sei der Täter, NEIN er sei nicht schuldig. Seit dem er von seiner Frau verlassen wurde, litt er unter ständigen Depressionen und habe die beiden grausamen Taten unter ständigen Zwang verübt, allerdings ohne jeglichen Vorsatz. Dann wurde der Lebenslauf Bükers rekapituliert: 1905 geboren schwänzte er oft die Schule und beging mehrere kleine Straftaten, bevor er in eine Fürsorgeeinrichtung eingewiesen wurde. Nach einem Job in der Landwirtschaft und einem Leben von der Wohlfahrt heiratete er im April 1934 und zog zu seinem Schwiegervater nach Bielefeld. Kurze Zeit später verkaufte er in Hannover sein Motorrad und fuhr mit dem Zug nach Hamburg, um dort die Tatwaffe zu erwerben. Seinen abgelaufenen Waffenschein erneuerte er kurzerhand anschließend selbst handschriftlich ((Wie in alle totalitären Regimes und Diktaturen verschärften auch die Nationalsozialisten gleich nach ihrer Machtergreifung sofort das bis dahin geltende liberale Waffenrecht. Sämtliche Lang- und Kurzwaffen wurden registriert und Waffenscheine wurden nur noch an nationalsozialistische Anhänger ausgegeben. Durch dieses Gesetzt wurden Juden sowie Staatsfeinde des Dritten Reiches systematisch entwaffnet, was ihre spätere Vernichtung stark vereinfachte. Tatsächlich kam es während der zwölfjährigen Terrorherrschaft zu keinen bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern der Diktatur im Dritten Reich.)).

Später fuhr er spontan in den Harz, um im in seinen Augen mondän erscheinenden Kurort Bad Harzburg seinem Leben ein Ende zu setzen. Er schilderte sein Zusammentreffen mit seinem ersten Opfer Schurig und berichtete, wie er ihn ohne jeglichen Anlass einfach erschoss und sich danach nach seiner Aussage mit einer jungen Frau in Bad Oeynhausen vergnügte. Allerdings wurden seine weiteren Auslassungen von der Polizei widerlegt und festgestellt, dass er beide Morde von Bad Harzburg aus verübte. Über den Tathergang des zweiten Mordes konnte er nichts mehr sagen, da er eine Erinnerungslücke habe, er wüsste nur noch das er etwa 1 Stunde zusammen mit Ing. Kraus zusammen gelaufen ist. Nach der Tat begab er sich nach Bad Harzburg zurück und laut Aussage seiner Zimmerwirtin hielt er sich die nächsten Tage lesend im Garten auf, bevor er seiner Frau am 09. Juli 1934 einem Abschiedsbrief schrieb. Am zweiten Verhandlungstag kam es zu einem Lokaltermin an den Tatorten der Morde, wo vom Gericht und den anwesenden Kripobeamten festgestellt wurde, wie gut die Leichen versteckt wurden.

An den folgenden Gerichtstagen wurden noch einige Zeugen gehört, die den Angeklagten an den fraglichen Terminen gesehen hatten. Hier ist die Aussage des Studienrates Borchardt zu erwähnen, der von Büker bei einem Restaurantbesuch ausgefragt wurde, ihm aber in Bewusstsein der Gefahr falsch antwortete. Später wurden der Studienrat und seine Gattin von Büker verfolgt, sein couragiertes Auftreten gegenüber seinem Verfolger und das spätere Verstecken hinter einem Nadelbaum rettete dem Paar vermutlich das Leben. An den darauffolgenden Tagen wurden einige medizinische und psychologische Sachverständige gehört, die über die Verletzungen der Opfer sprachen und die geistige Verfassung des Täters offenlegten. Kreismedizinalrat Dr. Opitz machte deutlich das der Täter voll Schuld fähig sei. Im Abschluss des Verfahrens forderte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer die Todesstrafe wegen Doppelmordes, die Verteidigung plädierte dagegen auf Totschlag.

Gegen 13 Uhr verkündete der Vorsitzende das Urteil: „Der Angeklagte ist des Mordes in zwei Fällen, in beiden Fällen in Tateinheit mit schwerem Raub, schuldig und wird daher zweimal zum Tode verurteilt. Die Bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Die zur Tat benutzte Pistole und Munition werden eingezogen.“ (Quelle: /1/). Der Angeklagte nahm das Urteil gefasst und ruhig auf. Das Reichsgericht in Leipzig verwarf erwartungsgemäß die Revision und das Urteil wurde am 05. März des folgenden Jahres im Innenhof des Halberstädter Gefängnisses vollstreckt. Der Magdeburger Scharfrichter Carl Gröpler bediente in diesem Fall sein mit Quecksilber gefülltes Richtbeil und der Vollzug wurde noch am selben Morgen auf den Litfasssäulen der Stadt vermeldet.

Bild: Richtbeil. Die Vollstreckung des Todesurteils durch das Enthaupten mittels Richtbeils war in Preußen bis 1938 gängige Praxis.
Bild © 2011 by Bert Ecke in der Ausstellung Mittelalterliche Folterwerkzeuge Schloss Bernburg.

Raubmord im Brockenbegiet

Genau 25 Jahre vor der zweifachen Bluttat des Gustav Büker gab es kurz unterhalb der Brockenkuppe einen Mord. Am 27. Mai 1909 wurde eine knappe halbe Wegstunde unterhalb der Brockenkuppe am Schneeweg Richtung Ilsenburg ein Raubmord an Karl Friedrich aus Steglitz (heute Stadtteil von Berlin) verübt. Der Ingenieur wurde mit einer großkalibrigen Waffe erschossen. Karl Friedrich hatte für damalige Zeiten eine Menge Geld in seiner Brieftasche, nämlich 1.300,- Mark in Papiergeld in Scheinen verschiedener Größe. Unter anderem mehrere Einhundertmark- und viele Zwanzigmarkscheine. Das Bargeld wurde komplett geraubt.

Die Polizei rief die Bevölkerung über die lokalen Zeitungen zur Mithilfe bei der Suche nach dem Täter auf: „Alle Behörden und Privatpersonen, welche zur Ermittlung des Täters geeignete Angaben, zu denen insbesondere auch Verausgabung von Besitz von Zwanzigmarkscheinen gehören, machen können, ersuche ich, solche unverzüglich an den Unter- zeichneten zu den Akten 5 J 92 09 gelangen zu lassen.“ (Quelle /2/). Um einen Anreiz für Aussagen und Hinweise zum Täter zu machen, wurde durch das Regierungspräsidium in Magdeburg eine Summe von 1.0000,- Mark ausgelobt. Ob der Mörder des Ingenieuer Karl Friedrich gefasst werden konnte, ist heute nicht mehr herauszufinden.

Bild: Schierke mit dem Wurmberg – dem zweithöchsten Berg des Harzes.
Aufnahme vom April 2012.

Im Zusammenhang mit der hohen Summe Bargeldes, die das Raubmordopfer Karl Friedrich bei sich trug, ist die Bedeutung des Harzes in jener Zeit interessant. Das kleine und idyllisch unterhalb des Brockens gelegene Schierke wurde als St. Moritz des Harzes bezeichnet. Urlaub zu machen war ein Privileg, dass sich weder ein Angestellter noch ein Arbeiter im Normalfall leisten konnte. In der Tat ging daher von den Pensionsgästen des Harzes eine gewisse Anziehungskraft auf Diebe aus – sie mussten einfach wohlhabend sein.

Quellen:
/1/ Krüger, W.:
„Kriminalchronik des Dritten Reiches
Band I.“
Kirchschlager Verlag, Arnstadt
ISBN 978-3-934277-21-2

/2/ Generalanzeiger
Ausgabe Halberstadt
vom 25.01.2012

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