Oswald Boelcke war einer der berühmtesten Jagdflieger des Ersten Weltkrieges – und nach der Anzahl der abgeschossenen feindlichen Jagdflugzeuge zweifellos ein Fliegerass. Boelcke wurde am 19. Mai 1891 in Giebichenstein – heute ein Ortsteil von Halle an der Saale – als Sohn eines Gymnasialprofessors geboren. Boelcke wuchs in Dessau auf und trat 1911 als Fahnenjunker ((Der Fahnenjunker war und ist der niedrigste Unteroffiziersdienstgrad der deutschen Armee und wurde an Offiziersbewerber verliehen, die ein Abitur oder ein vergleichbares Abschlusszeugnis einer höheren Schule nachweisen konnten oder die Fähnrichprüfung erfolgreich abgeschlossen hatten. Diese betraf Kenntnisse der allgemeinschulischen Bildung und wurde mündlich und/oder schriftlich in den Fächern Mathematik, Latein, Geografie, Geschichte, Fremdsprachen, Zeichnen und Kenntnissen der deutschen Sprache und Literatur abgeprüft.)) in das Telegraphen-Bataillon Nr. 3 ein, welches in Koblenz stationiert war.
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges ließ er sich – wie schon sein älterer Bruder – zur Fliegertruppe versetzen und wurde in Halberstadt zum Flugzeugführer ausgebildet. Am 15. August, kurz nach Ausbruch der Kampfhandlungen schloss er erfolgreich seine Ausbildung ab und wurde zur Feldfliegerabteilung 13 versetzt und flog dort zusammen mit seinen Bruder Wilhelm, der als Beobachter eingesetzt wurde. Nach Streitigkeiten zwischen den beiden Brüdern wurden sie später nicht mehr zusammen eingesetzt und Oswald Boelcke wurde im April 1915 zur Feldfliegerabteilung 62 ins Brandenburgische Döberitz versetzt. Kurz darauf wurde die Einheit ins französische Douai verlegt.
Boelcke erreichte seinen ersten Luftsieg am 04. Juli, allerdings wirkte Boelcke hier ausschließlich als Pilot, während der Beobachter die Waffen des Flugzeuges bediente. Doch der nächste Erfolg ließ nur wenige Wochen auf sich warten: Am 19. September 1915 schoss er sein erstes feindliches Flugzeug ab, indem er selbst die Bordwaffen bediente ((Möglichkeiten für den Piloten, direkt nach vorne heraus zu schießen, ergaben sich erst gegen Ende des Jahres 1914, als den Deutschen ein französisches Flugzeug in die Hände fiel. Der Ingenieur Antony Fokker verbesserte die französische Konstruktion und passte sie auf die härteren deutschen Chromgeschosse an, die in Versuchen die französischen Geschossabweiser an den Propellerblättern zerstörten. Der Abzug der Waffen wurde von der Nockenwelle der Flugzeugmotoren gesteuert was wohl nicht immer zuverlässig und sicher funktionierte.)). Am 12. Januar 1916 wurde im zusammen mit Max Immelmann ((Immelmann wurde am 18. Juni 1916 über Annay-sous-Lens in Frankreich versehentlich von der deutschen Luftabwehr bei einem Luftkampf abgeschossen und kam dabei ums Leben. Er erzielte insgesamt 15 Luftsiege und galt als der erste Fliegerheld des kaiserlichen Deutschlands. Im Dritten Reich wurde das Stukageschwader 2 nach Immelmann benannt in dem auch der Höchstausgezeichnete Soldat der deutschen Wehrmacht, Hans Ulrich Rudel, diente. Im Volksmund wurde der Pour le Merite nach der Verleihung an Immelmann auch BLAUER MAX genannt.)), einem anderen berühmten Jagdflieger, von Kaiser Wilhelm II. persönlich der POUR LE MERITE verliehen (siehe (Der Pour le Merite wurde nur an Offiziere verliehen, im Ersten Weltkrieg ca. 132 ausgegeben hatten die Träger ein Anrecht auf besondere Behandlung. So musste Grundsätzlich auch von ranghöheren Offizieren zuerst gegrüßt werden und die Wachen mussten einen besonderen Gruß erweisen. Ähnliche Ehrenbezeugungen gab es zum Beispiel auch beim Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes in der deutschen Wehrmacht oder bis heute bei der Medal of Honour der amerikanischen Streitkräfte.)).
Immelmann und Boelcke waren die ersten Angehörigen der Fliegertruppe, die die höchste Deutsche Tapferkeitsauszeichnung erhielten. Im Frühjahr 1916 wurde Boelcke Gruppenkommandant und beherrschte zusammen mit Max Immelmann den Luftraum über der Westfront. Im Juni 1916 erhielt Boelcke Flugverbot, um sein enormes Wissen über den Luftkampf für die Ausbildung von neuen Piloten zu nutzen. Außerdem wurde er zu einer Inspektionsreise auf den Balkan entsandt, bei der er viele der militärischen Führer dieser Zeit kennenlernte, so zum Beispiel Ludendorff, die Feldmarschälle Hindenburg ((Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg galt nach dem Ersten Weltkrieg als Held der siegreichen Schlacht von Tannenberg. Auf Grund seiner Popularität wurde folgender Spruch geprägt: Hindenburg mit viel Bravour ❖ Schickt die Russen in die Kur ❖ In Masuriens Schlamm und Mooren ❖ Stecken sie bis an die Ohren.)), von Mackensen und von Hötzendorf sowie Enver Pascha, den damaligen Kriegsminister des Osmanischen Reiches.
Boelcke, der die Reorganisation der Luftwaffe anregte, wurde in der Zwischenzeit zum Hauptmann befördert und er erhielt das, Kommando über die neu aufgestellte Jagdstaffel 2, in der er sich seine Piloten selbst aussuchen konnte. So wählte er zum Beispiel den jungen Manfred von Richthofen, der später als der Rote Baron eine bis heute bestehende Legende unter den Jagdfliegern darstellt. Zu dieser Zeit entwickelte er seine Regeln zum Luftkampf, die er DICTA BOELCKE nannte und die teilweise bis in heutige Zeit ihre Gültigkeit behalten haben.
Während dieser Zeit schoss er 20 weitere Flugzeuge ab und war mit 40 bestätigten Luftsiegen der Jagdflieger mit den meisten Abschüssen von feindlichen Flugzeugen. Am 28. Oktober kollidierte er mit seinem Staffelkameraden Erwin Böhme während eines Luftkampfes. Die Tragflächen an Boelckes Flugzeug brachen, seine Maschine trudelte zu Boden und Boelcke starb beim Aufprall. Böhme überlebte die Kollision und starb Ende November 1917 bei einem Luftkampf über Belgien. Der Leichnam Boelckes wurde in der Kathedrale von Cambrai aufbewahrt, wo es am 31. des Monats zu einer Trauerfeier kam. Zu diesem Anlass wurde sogar von der britischen Luftwaffe ein Kranz für den Gegner abgeworfen, der folgende Aufschrift trug:
TO THE MEMORY OF CAPTAIN BOELKE, OUR BRAVE AND CHIVALROUS OPPONENT. FROM THE ENGLISH ROYAL FLYING CORPS.
Boelckes Leichnam wurde in Dessau unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. Das Grab kann noch heute besichtigt werden. Boelcke erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen, zum Beispiel beide Eisernen Kreuze und den Hausorden der Hohenzollern.
Die Dicta Boelcke: Boelcke legte größten Wert auf eine gute Ausbildung seiner Flugzeugführer. Die wichtigsten Regeln des Luftkampfes seiner Ära fasste er in der Dicta Boelcke zusammen.
- Sichere Dir die Vorteile des Luftkampfes (Geschwindigkeit, Höhe, zahlenmäßige Überlegenheit, Position), bevor Du angreifst. Greife immer aus der Sonne an.
- Wenn Du den Angriff begonnen hast, bringe ihn auch zu Ende.
- Feuere das MG aus nächster Nähe ab und nur wenn Du den Gegner sicher im Visier hast.
- Lasse den Gegner nicht aus den Augen.
- In jeglicher Form des Angriffs ist eine Annäherung an den Gegner von hinten erforderlich.
- Wenn Dich der Gegner im Sturzflug angreift, versuche nicht dem Angriff auszuweichen, sondern wende Dich dem Angreifer zu.
- Wenn Du Dich über den feindlichen Linien befindest, behalte immer den eigenen Rückzug im Auge.
- Für Staffeln: Greife prinzipiell nur in Gruppen von 4 bis 6 an. Wenn sich der Kampf in lauter Einzelgefechte versprengt, achte darauf, dass sich nicht viele Kameraden auf einen Gegner stürzen.
Externe Links:
Oswald Boelcke
http://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Boelcke
Max Immelmann – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Immelmann
Der Erste Weltkrieg – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg (Luftkrieg) – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieg#Luftkrieg
Die Luftwaffe im Kaiserreich – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Luftstreitkr%C3%A4fte_(Deutsches_Kaiserreich)
Liste deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Fliegerasse_Deutschlands_im_Ersten_Weltkrieg
Weiterführende Literatur:
Manfred Freiherr von Richthofen
Der Rote Kampflieger
Ullstein Verlag 1917
Arndt Verlag 1988
ISBN 3-89350-060-X
Piekalkiewicz, J.
Der Erste Weltkrieg
Econ Verlag 1988
ISBN 3-89350-564-4