Hoch über dem Nordufer des Süßen Sees – in der Nähe der Gemeinde Seeburg und des Schlosses Seeburg – steht der Überrest einer aus Feldsteinen gemauerten Galgensäule. Diese Säule wurde im Jahre 1720 als Fundament für einen Galgen errichtet. An der Stelle der steinernen Säule standen seit dem Mittelalter immer wieder Galgen aus Holz. Diese mussten, da sie durch Witterungseinflüsse immer wieder verrotteten, ständig erneuert werden.
Auf der neuen Richtstätte wurde bereits am 10. Oktober 1720 ein erstes Todesurteil vollstreckt. Der Dieb Martin Müller – ihm wurde Raub an einer Frau aus dem nahen Höhnstedt und an zwei Soldaten vorgeworfen – wurde hier erhängt. Möglicherweise wurde die Galgensäule sogar eigens für diese Hinrichtung errichtet.
Das Erhängen vermeintlicher Krimineller hat in Mitteleuropa eine alte Tradition. Spätestens seit der Regierungszeit Karls des Großen wurden an besonderen Plätzen hölzerne Galgen errichtet. Aber bereits vorher wurden Todesurteile durch Hängen vollstreckt. Häufig musste eine Eiche für diese brutale Art der Rechtsprechung herhalten. Im Mittelalter verkamen Todesurteile durch Erhängen immer mehr zum Spektakel für die Bewohner umliegender Orte.
Bereits für geringfügige Vergehen, zum Beispiel Diebstahl, wurde der Tod durch Erhängen von Gerichten verfügt. Die Hingerichteten wurden oft für sehr lange Zeit am Galgen belassen, wodurch die Grausamkeit der Todesstrafe besonders fassbar wurde. Damit, so glaubte man, würde eine abschreckende Wirkung erreicht. Der TOD DURCH DEN STRANG wurde selbst in westlichen Ländern noch bis in die jüngere Zeit vollzogen ((In Deutschland zum Beispiel wurde der TOD DURCH DEN STRANG im Jahre 1933 per Gesetz wieder legitimiert. Vorher wurden Todesurteile „nur“ durch Enthaupten vollstreckt. Ähnlich war die Situation in Österreich. Noch vor dem Anschluss an das Reich wurde 1933 die Todesstrafe durch Erhängen wieder eingeführt. Fast alle Todesurteile des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals lauteten auf TOD DURCH DEN STRANG. In Großbritannien wurde der letzte Kriminelle 1964 gehängt. In diesem Jahr wurde im Königreich die Todesstrafe abschafft. In den USA, die sich selbst so gern als Muster an Fortschritt und Menschenrecht sieht, wurden zwischen 1976 und 2004 drei Menschen erhängt. Hier darf man aber nicht die vielen vollstreckten Todesurteile durch Giftspritzen, den elektrischen Stuhl oder Giftgas außer Acht lassen!)).
Die Galgensäule von Seeburg ist heute eine der wenigen erhaltenen Richtstätten in Deutschland. Weitere Galgensäulen aus Stein können zum Beispiel in Herbstein am Osthang des Vogelsberges besucht werden.
Die obigen Bilder zeigen übrigens eine Besonderheit. Der Süße See ist wegen einer Inversionswetterlage – auf dem Berg ist es deutlich wärmer als am See – nicht zu sehen. Der Süße See liegt im Dunst während an der höher gelegenen Galgensäule sonnig ist.
Ein wichtiger Tipp: Wenn Sie dieses einzigartige Denkmal besuchen möchten, fahren Sie bitte von Seeburg aus die Landstraße in Richtung Neehausen. Hinter Schloss Seeburg biegen Sie bitte links Richtung Campingplatz ab. Die Straße ist verkehrsberuhigt. Hinter dem Restaurantschiff SEEPERLE finden Sie gegenüber dem Campingplatz eine Parkmöglichkeit (GPS-Koordinaten N51°29.769, E011°41.107). Gehen Sie von dort aus etwa 20 m auf der Straße Richtung Wormsleben. Rechts von der Straße finden Sie eine tief in das Gelände eingeschnittene Wasserrinne (Leite) und oberhalb dieser ein Naturschutzschild. An diesem Schild beginnt ein schmaler Stieg Richtung Galgensäule. Folgen Sie dem Stieg an der Gabelung rechts. Wenn Sie einen Kompass haben: ca. 30° Peilung. Einigermaßen trittsicheres Schuhwerk und robuste Kleidung sind zum Begehen des Steiges erforderlich. Die Galgensäule hat die exakten GPS-Koordinaten N51°29.847, E011°41.177.
Externe Links:
Heilbad Herbstein am Vogelsberg – STADT HERBSTEIN
http://www.herbstein.de