Unterfarnstädt geht heute fast nahtlos in Oberfarnstädt über und bildet mit ihm die Gemeinde Farnstädt, die zum Landkreis Saalekreis gehört. Der Ortsteil Unterfarnstädt hat eine durchaus bemerkenswerte Kirche, die allein ihres Baustiles wegen unsere Beachtung finden sollte. Die Kirche wurde zwischen 1840 und 1844 nach den Plänen des Generals Hindorf erbaut. Der General war der Sohn eines früheren Pfarrers von Farnstädt. Die Kirche wirkt ganz anders als alle anderen Kirchen in Deutschland, da sie dem Stil der englischen Tudorgotik nachempfunden ist. Die Inspiration zum Bau der Kirche in genau diesem Baustil fand der General während eines Aufenthalts in Schottland. Das äußere der Kirche zieht den Betrachter sofort in ihren Bann.
Mein jüngerer Bruder – damals 23 Jahre alt – rief beim ersten Blickkontakt mit der Kirche, mit dem Auto aus Richtung Alberstedt kommend, sofort sichtlich begeistert aus: „Und was ist das dort für eine Burg?“. Tatsächlich ist die in eine reizvolle Hügellandschaft eingebettete Kirche von außen, besonders aber der zinnengekrönte Turm, reich verziert. Im Inneren ist die Kirche – wie so viele protestantische Kirchen – arm an spektakulären Schmuckelementen. Einige zeitgenössischen Besucher sagen sogar, dass die Kirche im Inneren kalt, abweisend und leer wirke. Auch sehr viel früher, am Anfang des 20. Jahrhunderts, schien man diese einzigartige Kirche nicht sonderlich zu schätzen, denn im Jahre 1909 erschienen 27. Band der Buchreihe „Bau- und Kunst-Denkmäler der Provinz Sachsen – Kreis Querfurt“ hieß es: „Die Kirche ist … in einer phantastischen aber durchaus dilettantischen Gotik gebaut …“. Tatsächlich aber war die Kirche von Unter-Farnstädt ausgesprochen geschmackvoll ausgestattet. Leider ist davon nur noch wenig erhalten. Dieses einzigartige Bauwerk war einfach zu lange dem Verfall preisgegeben. Die schön gewölbte Decke im Kirchenschiff ist in beträchtlichen Teilen heruntergebrochen. Diese Deckenkonstruktion wird wohl , genau wie die heute noch sichtbare dezente Deckenbemalung – goldene Symbole auf weißem Untergrund -, nur mit einem sehr hohem Aufwand zu retten sein. Auch die Wandbemalung im Altarbereich hat im Laufe der Jahrzehnte deutlich gelitten. Um die sehenswerten hölzernen Säulenkapitelle ist es nicht viel besser bestellt.
Mittlerweile hat sich ein Förderverein gegründet, der mit den ihm zur Verfügung stehenden bescheidenen finanziellen Mitteln versucht, die Kirche von Unterfarnstädt vor dem endgültigen Verfall zu bewahren, ja sogar aufwendig zu restaurieren. Der hohe persönliche Einsatz der Mitglieder dieses Fördervereins kann nicht hoch genug geschätzt werden. In letzter Zeit wurde die Kirche als förderungswürdiges denkmalgeschütztes Denkmal eingestuft. Die Turmuhr wurde im Frühjahr 2006 von einem sachkundigen Feinmechaniker restauriert und wieder in Stand gesetzt.