Im Unterharz – unmittelbar am Abzweig der Klausstraße, der heutigen Bundesstraße B242, nach Wippra in der Nähe des Ortes Braunschwende – liegt das so genannte Neue Schloss. Hier plante der sehr ehrgeizige Graf Albrecht VII. von Mansfeld-Vorderort um 1546 eine der großartigsten Festungen der Grafen von Mansfeld. Die Bauarbeiten mussten jedoch nach Order des Deutschen Kaisers eingestellt werden. Die Fürsten von Anhalt hatten – vermutlich wegen der Nähe der im Entstehen begriffenen Festung zur eigenen Landesgrenze in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt – beim Kaiser erfolgreich um ein Verbot des Festungsbaues ersucht.
Wenn auch die Reste der Festungsanlage etwa 380 Meter über NN liegen, konnte sie jedoch keinen Vorteil aus dieser Höhenlage ziehen. Die Harzhochfläche weist hier keine deutlichen Berge auf und das Gelände fällt nur sehr sanft nach Süden in Richtung des Wippertales ab. Um eine uneinnehmbare Festung zu erschaffen, musste sich der Baumeister unter diesen Umständen schon besondere Kniffe einfallen lassen. Die Planung der Festungsanlage wird Christoph Stieler zugeschrieben, der auch den Umbau des Schlosses Mansfeld zur Festung leitete.
Währe der Festungsbau vollendet worden, hätte Graf Albrecht VII. eine Anlage erhalten, die sich vor der Festung Heldrungen seines Vetters Ernst nicht hätte verstecken müssen. Die Anlage hätte die Form eines Quadrates mit einer Seitenlänge von etwa 200 Metern erhalten. Albrecht hatte vermutlich vor, in der Mitte der Festung auf einer Fläche von 100×100 Metern ein Renaissanceschloss errichten zu lassen. Der heute noch sichtbare äußere Verteidigungsring besteht aus einem System von einem imposanten Doppelwall mit eingetieftem Wassergraben. An den Eckpunkten des Außenwalles war je eine Kanonenbastion geplant. Einigermaßen fertiggestellt wurde aber nur die West- und Südflanke des Außenwalles.
Das Graben- und Wallsystem ist heute überwaldet, lässt aber noch die Wehrhaftigkeit der Festung erahnen. Leider wird der zentrale Platz im Festungsgelände seit vielen Jahren als Lagerplatz für Straßenbaumaterialien genutzt. Überhaupt wurde die wahre Geschichte des Neuen Schlosses erst sehr spät erforscht. Man hielt die Wallanlage für einen Bau aus vorgeschichtlicher Zeit, ähnlich der Schalkenburg bei Quenstedt.
Erst 1891 begann J. Schmidt im nahen Braunschwende Informationen über die Wallanlage zu sammeln. Er stieß dabei auf die mündliche Überlieferung, wonach ein Edelmann die Anlage erbauen ließ. Umfangreiche Forschungen im Archiv der Wiener Hofburg bestätigten diese Erzählung. Cyriacus Spangenberg beschrieb die Baugeschichte und den plötzlichen Baustop des Neuen Schlosses in seiner Chronik, und das zeitnah.