Nach dem Tod Stalins am 05. März 1953 keimten unter den Völkern, die unter der sowjetischen Herrschaft standen Hoffnungen auf, dass sich die wirtschaftliche und politische Lage in den besetzten Gebieten bessern würde. Doch blicken wir kurz zurück ins Jahr 1945. Im Februar des Jahres trafen sich die Regierungschefs der alliierten Länder im sowjetischen Kurort Jalta, wo sie über die Neuaufteilung der europäischen Landkarte sprachen. Die sowjetischen Forderungen gingen sogar soweit, dass man den Großteil Europas inklusive der italienischen Halbinsel forderte. Diesen Bedingungen Stalins stimmten Churchill und Roosevelt nicht zu, jedoch erhielt die Sowjetunion den Großteil des Balkan, die Tschechoslowakei und das Baltikum als SICHERHEITSZONE zugesprochen. Auch wurde bei dieser Konferenz die Aufteilung des Dritten Reiches und Berlins in die Besatzungszonen endgültig vereinbart. Doch wieder zurück ins Jahr 1953: In der noch jungen DDR begann die die Stimmung der meisten Bürger zu gären. Viele, zumeist junge und gut ausgebildete Menschen flüchteten in die westlichen Besatzungszonen in der zu dieser Zeit schon ein wirtschaftlicher Aufstieg begann. Diejenigen, die diesen Weg aus meist persönlichen Gründen nicht gehen wollten, konnten in der sowjetischen Besatzungszone in den Jahrzehnten bis zur Wiedervereinigung niemals den Lebensstandard ihrer westdeutschen Verwandten erreichen.
Durch Enteignungen und die später einsetzende Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft kam es immer wieder zu ernsthaften Verknappungen von Lebensmitteln. In der DDR gab es zu dieser Zeit noch Lebensmittel auf Zuteilung und zu wesentlich höheren Preisen als in Westdeutschland, die Bewirtschaftung mit Lebensmittelkarten wurde erst im Jahr 1958 abgeschafft. Auch trugen die immensen Reparationen von ca. 20 Prozent der Wirtschaftsleistung an die Besatzungsmacht sehr stark zu den schlechten Verhältnissen bei. Auch versuchte die DDR zu dieser Zeit eine Schwerindustrie zu etablieren, die es vor dem Zweiten Weltkrieg in der Ostzone nur vereinzelt gab. Als Funke in das Pulverfass des Aufstandes erwiesen sich jedoch die Erhöhung der Arbeitsnormen um 10 Prozent was reell einer Lohnkürzung gleichkam. Als am 16. Juni in der Gewerkschaftszeitung TRIBÜNE einen Artikel zur Rechtfertigung der Normerhöhungen erschien, explodierte die Stimmung. Die Zeitung wanderte von Hand zu Hand und die Arbeiter diskutierten, über die in ihren Augen maßlose Frechheit der Regierung, die eigentlich auf ihrer Seite sein sollte.
Am nächsten Tag kam es im ganzen Land zu großen Demonstrationen und die Arbeiter versuchten, die politischen Gefangenen zu befreien. Bei der versuchten Erstürmung des Zuchthauses im Magdeburger Stadtteil Sudenburg misslang dieses jedoch gründlich: 12 Arbeiter wurden von regierungstreuen Volkspolizisten erschossen, auch in Weißenfels und in Güstrow passierte Ähnliches. Allerdings konnten in anderen Städten zwischen zwei und dreitausend Politische Häftlingen von den Menschenmassen befreit werden. Im Leunawerk demontierte die Menge ein 8 Meter großes Bild von Walter Ulbricht und im LIEBKNECHTWERK in Magdeburg wurde ein riesiger Sowjetstern vom Schornstein gestürzt. Die Deutsche Volkspolizei war in den meisten Städten mit den Aufständischen vollkommen überfordert, teilweise liefen die Polizisten sogar zur Gegenseite über. Einen Generalstreik hätte es Laut Theorie Lenins eigentlich gar nicht geben dürfen – er war aber trotzdem gegenwärtig. Eine genaue Zahl der Demonstranten ist nicht bekannt, Schätzungen gehen von bis zu 1,5 Millionen aus.
Im Raum Aschersleben streikten etwa 2100 Menschen in den verschiedenen Industriebetrieben und auch im Tagebau in Königsaue, in dem am 17. Juni 06:30 Uhr zu Beginn der Frühschicht eine Streikversammlung abgehalten wurde, wo es zu verschieden Forderungen kam. Auch im benachbarten Nachterstedt kam es zu einer vergleichbaren Situation. Zu einer besonderen Aktion kam es im kleinen Ort Welbsleben, als der Gastwirt des Ortes in seinem Lokal öffentlich die RIAS-Nachrichten verbreitete. Er konnte erst verhaftet werden, nachdem 2 Volkspolizisten 20 Warnschüsse aus ihren Dienstwaffen abgaben. Auch bei der WEMA in Aschersleben gab es spontane Demonstrationen. Doch auch in den anderen Städten und Gemeinden kam es zu Kundgebungen: in Heiligenthal wurde die Arbeit niedergelegt, weil es im Patenschaftsbetrieb OTTO BROSOWSKI SCHACHT zu Verhaftungen kam. In Ermsleben, Hoym und Hausneindorf wurde die MTS-Station besetzt und auch im VEB MANSFELD KOMBINAT, der Waggonfabrik in Halle und in den Chemie Kombinaten in Bitterfeld und Wolfen wurde die Arbeit verweigert.
Doch dann schlug das System gnadenlos zurück: Schon in der Nacht vom 16. auf den 17. erhielt der Chef der Volkspolizei im Raum Halle den Befehl, möglichst viel Transportraum sowie die höchstmögliche Anzahl von Polizeiknüppeln und Waffen in die Polizeischule nach Aschersleben zu verlegen. Die Ascherslebener Polizeischüler sollten in Berlin eingesetzt werden und erhielten im Laufe des Tages ihre persönlichen Waffen und eine Ausgangsperre wurde verhängt. Später griffen auf Bitte der ostdeutschen Regierung die russischen Besatzungstruppen mit ihren Panzern ein und walzten den Aufstand blutig nieder. Nach dem Sieg der regierungstreuen Truppen kam es durch die DDR-Justiz zu willkürlichen Verhaftungen, in denen über 1100 Personen zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Die Zahl der Todesopfer ist bis heute unbekannt, und Schätzungen gehen von bis zu 300 Todesopfern aus. Auch wurden willkürlich westdeutsche Bürger, die sich in der DDR befanden, verhaftet und mindestens eine Person – der Westberliner Willy Göttling wurde sogar hingerichtet, um die These zu untermauern, das der Aufstand vom kapitalistischen Westen aus gesteuert wurde, was allerdings zu keiner Zeit der Wahrheit entsprach.
Die Regierung der DDR konnte es sich jedoch nicht leisten, die Warnungen des Volksaufstandes zu ignorieren. In der weiteren Wirtschaftsplanung wurde eine Steigerung der Konsumgüterproduktion vereinbart, die Preise für Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfes wurden gesenkt und die Normerhöhung wurde rückgängig gemacht. Trotzdem gelang es der DDR nicht, den Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung in der BRD auch nur annähernd zu erreichen. Während Grundnahrungsmittel zumindest ausreichend vorhanden waren, blieben Gegenstände wie Waschmaschinen, Fernseher oder gar Autos immer eine Mangelware, die oftmals erst nach mehrjähriger Wartezeit und nur auf Zuteilung erhältlich war. Nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 gab es nur noch eine Möglichkeit zur offenen Opposition, bis auch diese Möglichkeit am Morgen des 13. August 1961 nicht mehr bestand. In Westdeutschland wurde der 17. Juni zum Feiertag erhoben. Seit Inkrafttreten des Einigungsvertrages im Jahr 1990 wurde der 17. Juni nur noch als nationaler Gedenktag begangen. Nach der politischen Wende wurden in verschieden Orten der ehemaligen DDR Gedenksteine oder Denkmäler aufgestellt, so auch in Eisleben im Jahr 2003. Diese Tafel wurde jedoch im Frühjahr des Jahres 2009 von unbekannten Tätern entwendet.
Externe Links:
17. Juni 1953 – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/17._Juni_1953
Der 17. Juni 1953 – POLIZEI SACHSEN-ANHALT
http://www.polizei.sachsen-anhalt.de/fileadmin/redakteure/fhs/Publikationen/Schriftenreihe/17_juni.pdf
Der 17. Juni 1953 – BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG und DEUTSCHLANDRADIO
http://www.17juni53.de/home/index.html