Die kleine und landschaftlich sehr reizvoll am Weidabach gelegene Stadt Schraplau gehört jetzt zum Landkreis Saalekreis. Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges aber war Schraplau neben Eisleben, Gerbstedt und Alsleben eine der vier Städte des Mansfelder Seekreises. Der Ort gehörte über dreihundert Jahre den Grafen von Mansfeld. Der Ortsname Schraplau stellt im Vorharzgebiet eine Besonderheit dar. Der Name klingt slawisch, ist aber deutschen Ursprunges. Er setzt sich aus den althochdeutschen Worten scraeva für Habicht und loh für Wald zusammen. So kann man Schraplau auch mit Habichtswald übersetzen. Die Einheimischen nennen ihren Ort noch heute mundartlich Schrappel.
So interessant wie ihr Name ist auch die Entwicklung der kleinen Stadt. Erstmals wurde im 8. Jahrhundert Scrabanloch erwähnt, dann 979 Scroppenlevaburg und schließlich 1470 Schrapla. Zwischen 1840 und 1890 verdoppelte sich die Bevölkerung der Stadt von etwa 1150 auf etwa 2230. Heute leben nur noch etwa 1300 Menschen in Schraplau. In welchem Jahr Schraplau das Stadtrecht erhalten hat, ist nicht bekannt. Es gibt aber eine Urkunde der Grafen von Mansfeld aus dem Jahre 1610, in der von einem “Rath” berichtet wird. Schraplau hat aber nie eine Stadtmauer besessen und so liegt die Vermutung nahe, dass der Ort erst in viel späterer Zeit die Vorrechte einer Stadt erhalten hat. Möglicherweise wurde das Stadtrecht erst nach 1732 verliehen, dem Jahr als König Friedrich II. von Preußen in den Besitz eines der Ämter Schraplaus gekommen ist.
Spätestens am Ende des 10. Jahrhunderts wird in Schraplau eine Burg gestanden haben. Der bereits erwähnte Name Scroppenlevaburg weist darauf hin. Allerdings hat diese Burg nicht an der Stelle gestanden, an der wir heute noch die spärlichen Reste der Festung der Grafen von Mansfeld sehen können. Die alte Burg befand sich weiter oben auf dem höchsten Punkte des Kirchberges. Der Kirchberg hat alle Eigenschaften, die von den Festungsbaumeistern des Hochmittelalters geschätzt wurden. Er weist nach drei Seiten einen steilen Abfall auf, sodass lediglich auf einer Seite starke Befestigungsanlagen erforderlich wurden. Mittelalterliche Befestigungen auf Bergspornen finden sich im Harz- und Vorharzgebiet ausgesprochen häufig, so zum Beispiel die Burg Arnstein, die Pfalz von Tilleda, die Burg Falkenstein und andere. Burg und Ort wurden zu dieser Zeit von den Herren von Schraplau beherrscht, die wahrscheinlich mit den Grafen von Querfurt und auch den Askaniern verwandt waren. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts starb dieses Adelsgeschlecht aus. Im 19. Jahrhundert wurden die Fundamente der ursprünglichen Burganlage ausgegraben.
Um das Jahr 1200 wurde Schraplau Besitz der Erzbischöfe von Magdeburg. 1206 begann Erzbischof Ludolf von Magdeburg mit dem Bau einer Burg auf dem Bergsporn unterhalb der alten und wahrscheinlich schon verfallenen Burg. Diese Burg wurde den Burggrafen von Magdeburg zum Lehen übergeben. 1254 wurde die Burg Schraplau an den Markgrafen Dietrich von Landsberg verpfändet. Bereits wenige Jahre später erwarb ein Burchard von Querfurt Burg und Herrschaft Schraplau käuflich. Jener Burchard nannte sich von diesem Zeitpunkt an wieder Herr von Schraplau.
1335 wurde die Herrschaft Schraplau an die Grafen von Mansfeld verkauft. Die Burg wurde aber erst 1484 von den Brüdern Ernst und Albrecht von Mansfeld instand gesetzt. 1501 wurde die Herrschaft Schraplau unter den Söhnen Ernst von Mansfelds in zwei Ämter geteilt. Auch der Ort Schraplau wurde geteilt. Nunmehr gehörte ein Teil des Ortes Gebhard von Mansfeld-Mittelort, der andere Albrecht von Mansfeld-Hinterort. Aber noch vor dem Jahre 1560 konnte Albrecht von Mansfeld-Hinterort die ganze Herrschaft unter seinen Einfluss bringen. Einige Rechte schienen aber immer noch bei der mittelortschen Linie verblieben zu sein, denn 1591 wählte Graf Christoph von Mansfeld-Mittelort Schraplau zu seinem Wohnsitz. Mit dem Aussterben der Grafen von Mansfeld-Mittelort im Jahre 1602 kam Schraplau endgültig an die Grafen von Mansfeld-Hinterort.
Die Grafen von Mansfeld bewohnten das Schloss noch über zwei Generationen bis zum Jahre 1647. Die Bewohner waren Graf David von Mansfeld-Hinterort bis 1628 und dann sein Schwiegersohn Graf Johann Georg von Mansfeld-Vorderort bis zu seinem Tode 1647. Diese Jahre fallen in die Zeit, die für Mitteldeutschland besonders schwer war. Der Dreißigjährige Krieg wütete hier besonders und in seinem Gefolge gab es immer wieder schlimme Pestepidemien. 1631 wurde Schraplau schwer geplündert. Auch 1632, diesmal aber noch viel schlimmer, als im Jahr davor. Kroatische Söldner verschonten diesmal auch das Schloss und die Grafen nicht. Der Witwe Davids wurde beinahe der Ringfinger abgeschnitten, weil sie den Ring nicht schnell genug abziehen konnte. Auch 1635 und 1636 wurden Stadt und Schloss geplündert. Die Bewohner Schraplaus hatten in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges und danach außerdem etwa 700 Pesttote zu beklagen.
Seit 1647 blieb das Schloss von Schraplau unbewohnt. Der Überlieferung nach wurde es von den Schweden zerstört. 1732 muss es bereits völlig unbewohnbar gewesen sein. Von der ehemals starken Burg bzw. Festung mit ihrem hohen Bergfried ist außer Resten der aus heimischem Muschelkalk gemauerten Ringmauern, der Rundbastionen, des Grabens und Teilen eines Vorwalles nichts mehr erhalten. Die Burg ist heute vollständig überbaut. König Friedrich II. von Preußen kaufte 1732 das Oberamt und 1732 das Unteramt von Schraplau, letzteres von der alten Adelsfamilie von Bülow. Beide Ämter schenkte er dem Prinzen Ferdinand von Preußen.
Mein Tipp: Das Städtchen Schraplau ist sehr sehenswert. Die Reste der Burg sind aber nur schwer zu finden und leider kennen sie oft nicht einmal die Einheimischen. Fragen Sie also lieber nach der Kirche oder dem Friedhof, denn diese liegen auf dem gleichen Bergsporn. Wenn Sie die Reste der Burg besichtigen wollen, sollten Sie Ihr Auto auf dem Parkplatz am historischen Rathaus stehen lassen, und die paar Treppen zum Kirchberg hinaufsteigen. Schraplau hat im Bereich des Kirchberges teils sehr enge Gassen mit wirklich schlechtem Straßenpflaster, auf dem Sie aus eigener Erfahrung mit dem Auto leicht aufsetzen können. Vom Rathaus aus sehen Sie bereits die Mauerreste der Burg. Die Burgreste können nur von außen besichtigt werden, da das Gelände heute vollständig überbaut ist.