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Heldrungen – Wasserburg, Festung und Schloss

Eine erste schriftliche Erwähnung fand die Burg Heldrungen im Jahre 1126. Da der Ort inmitten einer uralten Kulturlandschaft liegt, ist aber anzunehmen, dass in diesen kriegerischen Zeiten und der exponierten geografischen Lage bereits einige Jahrhunderte vorher eine befestigte Anlage bestanden hat. Die Burg des 12. Jahrhunderts wird vermutlich noch aus Holz bestanden haben. Aber bereits um das Jahr 1200 wurde inmitten der flachen Landschaft eine steinerne Wasserburg errichtet.


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Die Herren von Heldrungen waren nach historischen Quellen schneidige und kampflustige Männer, die sich vor nichts fürchteten. Dennoch gelangte die Burg zu Anfang des 15. Jahrhunderts an die seinerzeit im Südharz sehr mächtigen Grafen von Hohnstein. Diese mussten sie jedoch 1486 – hoch verschuldet – an die Grafen von Mansfeld verkaufen. Graf Enst II. von Mansfeld ließ die Burganlage um 1501 renovieren, nachdem er seinen Wohnsitz in Folge einer der häufigen Erbteilungen nach Heldrungen verlegte. Eine Grundlegende Änderung der Bausubstanz erfolgte 1512, als Graf Ernst nach dem Tode seiner Frau Barbara von Querfurt (gest. 1511) eine Dorothea von Solms ehelichte. Aus diesem Anlass wurde die gesamte Anlage als vierflügliger Schossbau im Stil der Renaissance, aber unter Einbeziehung bereits vorhandener Bauten, neu errichtet. Der Ostflügel des Schlosses ist heute nicht mehr sichtbar.

Bild: Der Schlossbau aus der Zeit der Renaissance in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Schlossbau aus der Zeit der Renaissance in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Schlossbau aus der Zeit der Renaissance in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Schlossbau aus der Zeit der Renaissance in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Schlossbau aus der Zeit der Renaissance in der Wasserburg Heldrungen.

1518 wurde mit dem Bau eines Festungswerkes um das eigentliche Schloss herum begonnen. Graf Ernst II. war sich für die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Bauplanes nicht zu Schade, einige Häuser des Ortes Heldrungen abbrechen zu lassen, wenn er Baumaterial benötigte. Des weiteren ließ er für die Zeit des Festungsbaues auch einige seiner Äcker brach liegen, um die Bauern zu seiner Verfügung zu halten. Seine Bauern mussten die Festungsgräben ausheben und bei der Anlage der Befestigungsmauern helfen. Die Bauarbeiten dürften sich bis in die zwanziger oder dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts hingezogen haben. Als Resultat erhielt er eine Festung, die mit ihren Bastionen, Schießscharten, Wassergräben, Zugbrücken als absolut uneinnehmbar galt.

Die Zeit des Grafen Ernst II. war die Zeit großer gesellschaftlicher Umwälzungen im mitteldeutschen Raum: infolge des Thesenanschlages Luthers im Oktober 1517 kam es – von Luther ungewollt – zu Unruhen quer durch alle Bevölkerungsschichten. Insbesondere die Bauern, die unter dem Joch der adligen Zwangsherrschaft am meisten litten, drängten nach einer Verbesserung ihrer Lebensumstände. Es kam zum Mitteldeutschen Bauernkrieg. 1525 entlud sich der Zorn der Bauern unter der Führung des charismatischen Pfarrers Thomas Müntzer in der Nähe der Stadt Bad Frankenhausen. Die Bauern – wütend auf die allgegenwärtige Willkür des Adels und besonders die des Grafen Ernst II. und aufgestachelt durch Müntzers Predigten – wollten die Festung schleifen. Doch dazu kam es nicht: Thomas Müntzer wurde im Laufe der Schlacht von Frankenhausen festgenommen, auf der Festung Heldrungen festgesetzt und gefoltert, bevor er am 27. Mai 1525 in Mühlhausen dem Scharfrichter übergeben und enthauptet wurde.

Bild: Der Bergfried oder Müntzerturm in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Bergfried oder Müntzerturm in der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Der Bergfried oder Müntzerturm in der Wasserburg Heldrungen.

In den folgenden Jahren wurde die Festung immer wieder zum Schauplatz von Scharmützeln, so 1546 und 1547 im Schmalkaldischen Kriege. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung Heldrungen von Wallensteins Truppen unter Graf Merode erfolglos angegriffen. Erst im November 1632 konnte sie von Graf Merode eingenommen werden, wobei die Festungsinsassen getötet wurden und es nach Augenzeugenberichten auch zu fürchterlichen Massakern unter den Heldrunger Bürgern kam. Dabei sollen auch die vom nahen Sachsenburg in die Festung geflohenen Beamten mit ihren Frauen und Kindern ermordet worden sein. Danach wechselten die Besatzertruppen in den Kriegswirren ständig, bis die Festung 1639 durch den schwedischen General Königsmarck belagert wurde. Erst im Winter 1639/1640 konnten die schwedischen Landsknechte die Festung einnehmen. Erst der zugefrorene Wassergraben – ein Problem, das alle Wasserburgen im Winter haben können – machte eine Erstürmung möglich. 1645 eroberten dann hessische Söldner die Festung Heldrungen und zerstörten einen Teil der Festungswerke.

Der Zustand der Festungswerke muss nach dem Dreißigjährigen Kriege so schlecht gewesen sein, dass sie geschliffen wurde. Erst in den Jahren 1665 bis 1668 wurde die Festung nach den geltenden Regeln der Fortifikationslehre des französischen Festungsbaumeiters Marquis de Vauban neu aufgebaut, wobei großer Wert auf optimale Verteidigung gelegt wurde. Die Festung erhielt einen quadratischen Grundriss mit einer Seitenlänge von etwa 400 Metern. Die Anlage wurde von einem äußeren Wassergraben umschlossen. Darauf folgte ein Erdwall mit vier Eckbastionen, die zu dieser Zeit den Grundriss einer Pfeilspitze erhielten. Die alte Toranlage mit ihrem leicht gebogenen Eingangsbereich wurde übernommen, aber modernisiert. Innerhalb dieses Verteidigungsringes wurde ein innerer Wassergraben angelegt, hinter dem eine innere Mauer mit sechs Rundbastionen platziert wurde. Die Festungsanlage umschloss – noch heute sichtbar – das Areal des heute dreiflügligen Schlosses. In das Schloss wurden der alte, noch romanische Bergfried, der so genannte Müntzerturm einbezogen. Im wesentlichen erhielten Schloss und Festung zu dieser Zeit die sie heute charakterisierenden Merkmale.

Bild: Festungswerke und Bastionen der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Festungswerke und Bastionen der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Festungswerke und Bastionen der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Festungswerke und Bastionen der Wasserburg Heldrungen.

Bild: Festungswerke und Bastionen der Wasserburg Heldrungen.

Nach 1680 begann der langsame Verfall der Anlage. Als sie 1815 an Preußen fiel , hatte sie bereits keine militärische Bedeutung mehr. 1860 wurde sie dann auch aus dem Verzeichnis der preußischen Festungen gestrichen. In den folgenden Jahren wurde lediglich die Zugbrücke aus Holz vor der äußeren Torbastion durch eine Steinbrücke ersetzt. Ansonsten interessierte sich niemand mehr für Schloss und Festung. Erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden einige Werterhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wasserburg teilweise durch Heldrunger Familien bewohnt. Die Außenanlagen verwilderten zu DDR-Zeiten zusehends. Erst Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts begann eine umfassende Restaurierung, da die DDR-Führung den Bauernkrieg und damit auch Thomas Müntzer für ihre Ideologie vereinnahmte. Die Restaurierungsarbeiten halten bis heute an. Im Schloss befindet sich jetzt unter anderem eine Jugendherberge und ein Café. Die Außenanlagen können besichtigt werden.

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