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mons etherus – mons serenus – Der Petersberg bei Halle an der Saale – Ein Berg im Wandel der Zeit mit Kloster und Stiftskirche

Das Quarzporphyrmassiv des Petersberges bei Halle an der Saale erhebt sich als weithin sichtbares Wahrzeichen aus der ihn umgebenden – im Süden und Westen wellig-hügeligen, im Norden und Osten aber weitgehend flachen – Landschaft. Die Kuppe des Petersberges liegt etwa 250 Meter über dem Meeresspiegel. Im Hochmittelalter wurde der Berg zuerst mons etherus – Luchtberg – und dann mons serenus – Lauterberg – genannt. Die Bezeichnung Petersberg kam erst im 12. Jahrhundert auf, als der Berg nach der dem heiligen Petrus geweihten Stiftskirche auf seiner Kuppe benannt wurde.


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Für die klimatischen Verhältnisse des Umlandes ist der Petersberg von großer Bedeutung, da er eine Wetterscheide bildet. Heranziehende Unwetter teilen sich an seiner Kuppe und verlieren so deutlich an Heftigkeit. An frostklirrenden Wintertagen, aber auch im Frühjahr und Herbst erhebt sich der Petersberg oft imposant und weithin sichtbar aus den Nebelschwaden des Umlandes. Der Besucher der Bergkuppe kann bei schönem Wetter weit in die offene Landschaft blicken. Im Westen sind das Gebirgsmassiv des Harzes und die Halden des Mansfelder Bergbaues sichtbar, im Süden sieht man die Schornsteine der Industrielandschaft Halles und Merseburgs und im Südosten schweift der Blick über die sächsische Metropole Leipzig.

Bild: Die Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale in einer historischen Zeichnung vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Ruinen der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Aquarell aus dem 19. Jahrhundert.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Petersberg bereits vor vielen Jahrtausenden von den Besiedlern der ihn umgebenden fruchtbaren Landschaft genutzt wurde, von den Jägern der Steinzeit über slawische Priester bis hin zu den Kirchenherren des Mittelalters, die auf der Bergkuppe eine imposante Klosterkirche hinterließen. Anfang des 12. Jahrhunderts wurden wegen der christlichen Missionierung der zumeist slawischen Bevölkerung im Saalegebiet verschiedene Kirchen und Klöster gegründet. In diese Zeit fällt auch die Stiftung eines Klosters auf der Kuppe des Petersberges bei Halle. Hier waren es die Augustiner-Chorherren, die kurz nach 1116 eine Stiftung auf dem mons serenus gründeten.

Die Klostergründung fand deutliche Unterstützung durch die Grafen von Wettin, die, seit dem sie ihre westsaalischen Ländereien eingebüßt hatten und sich östlich der Saale ausbreiteten, kein eigenes Kloster mehr besaßen. Außerdem benötigten die Wettiner einen Ersatz für ihre alte Familiengrabstätte im westsaalischen Gerbstedt. Zudem versprach eine Klosterstiftung versprach auch eine Hebung des gesellschaftlichen Status der Grafen. Graf Dedo IV. betraute 1124 den Probst des Klosters zu Gerbstedt, Herminold, mit der Einrichtung des Klosters auf dem mons serenus. Da Dedo IV. noch im gleichen Jahr während einer Wallfahrt starb, wurde sein Werk von seinem Bruder und Erben, Konrad weitergeführt ((Konrad von Wettin wurde 1123 Markgraf von Meißen und 1136 auch Markgraf der Niederlausitz.)). Er schenkte dem Stift 1125 beträchtliche Ländereien. 1128 wurde die Stiftung eines “dem heiligen Petrus geweihtem Klosters der regulierten Chorherren des Augustinerordens” ((Die Augustiner sind eine Gemeinschaft der Römisch-Katholischen Kirche. Es gibt Augustiner-Chorherren und Augustiner-Eremiten. Im 11. Jahrhundert wurden einheitliche Ordensregeln festgelegt, die den Augustinern einen Verzicht auf Besitz, die Befolgung des Keuschheitsgebots und Gehorsam auferlegten, jedoch ohne Abkehr von weltlichen Belangen. Diese Regeln bildeten die Grundlage für die Augustiner-Chorherren. Die Augustiner-Eremiten hatten ihren Ursprung in den Eremiten Nordafrikas des 5. Jahrhunderts. Sie bildeten später die großen Bettelorden des Mittelalters. Ein berühmter Augustiner Mitteldeutschlands war Martin Luther, der aber in späteren Lebensjahren diesen Orden scharf kritisierte.)) von Papst Honorius II. bestätigt und das Stift ging in das Eigentum des Vatikans über. Probst Herminold dürfte gleich nach der Gründung des Stiftes den Bau der Stiftskirche veranlasst haben, auch wenn bereits eine Kapelle auf dem mons serenus gestanden hat. Unter seinem Nachfolger, Propst Luder, wurde jedoch ab 1128 die Planung grundlegend überarbeitet. Propst Luder ließ das Langhaus der Kirche errichten. Der Chor wurde erst unter Propst Meinhardus, dem Nachfolger Luders, vollendet. Etwa um das Jahr 1146 – noch zu Zeiten des Meinhardus – ist die Kirche geweiht worden.

Bild: Die Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Bild: Apsis der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Von dieser Kirche sind noch heute wichtige Teile vorhanden oder wurden bei der Restaurierung des 19. Jahrhunderts entsprechend wiederhergestellt. Die Proportionen der Stiftskirche resultieren aus den topografischen Verhältnissen des Bauplatzes. Die ungewöhnliche Gedrungenheit des Baues resultiert daher, dass der Westturm an das dort steil abfallende Gelände anschließt und im Osten die bereits bestehende Apsis integriert wurde. 1146 fand die erste Grablege eines Mitgliedes der Wettiner im Mittelschiff der Stiftskirche statt. Lukardis, die Gattin Konrads, fand als erste dort ihre Ruhestätte. Markgraf Konrad selbst trat in hohem Alter und sein Ende ahnend – nachdem er Schwert und Schild symbolisch auf dem Altar des Domes zu Meißen niedergelegt hatte – als Mönch in sein Kloster auf dem mons serenus ein.

Das Kloster auf dem Petersberg beherbergte zahlreiche Chorherren, Klosterschüler und Laien. Auch Frauen sollen im Kloster gelebt haben. Während in den ersten Klosterjahren noch nach den strengen Regeln des Ordens gelebt wurde, muss in späteren Zeiten die Lebensweise der Klosterinsassen durch Ausschweifungen geprägt gewesen sein. Im Jahre 1540 wurde das Kloster säkularisiert ((Unter Säkularisation versteht man die zumeist durch Enteignung durchgeführte Umwandlung von kirchlichen in weltlichen Besitz. Heute verbindet man in Deutschland damit besonders die mit der Reformation verbundenen Eigentumsverluste der Kirche. Es hat aber auch in der Frühzeit der mitteleuropäischen Kultur schon Säkularisationsbestrebungen gegeben, so zum Beispiel unter Karl Martell im 8./9. Jahrhundert. In der Regel dienten diese Säkularisationen der Beschränkung der kirchlichen Macht. Als in der Reformationszeit im 16. Jahrhundert verschiedene Adelsgeschlechter vom Katholizismus zum Protestantismus übertraten, war ein großer Teil des Kirchenbesitzes von der Säkularisation betroffen. So wurde zum Beispiel das dem Deutschen Orden gehörende Ostpreußen durch seinen letzten Hochmeister Albrecht von Brandenburg in das weltliche Herzogtum Preussen umgewandelt. In den folgenden Jahrhunderten hat es immer wieder – auch in katholischen Ländern – Säkularisationen gegeben. Unter Kaiser Joseph II. in Österreich 1782 wurden etwa 700 Klöster aufgehoben. In der Französischen Revolution 1789 wurde von der Nationalversammlung der gesamte Besitz der Kirche versteigert. Auch in den kommunistischen Staaten, die nach dem ersten und zweiten Weltkrieg entstanden, wurden Säkularisationen durchgeführt. So wurde zum Beispiel im Laufe der Oktoberrevolution in der damaligen Sowjetunion der gesamte Kirchenbesitz enteignet und in Staatsbesitz überführt.)) und in eine Domäne umgewandelt. Von der Stiftskirche wurde nur noch der Chor zu liturgischen Zwecken genutzt. Im August des Jahres 1565 schlug ein Blitz in den Turm der Stiftskirche ein und das gesamte Kloster brannte ab. In den folgenden Jahren wurden Teile der Bausubstanz zu Wohnzwecken wieder hergerichtet. 1567 ließ Kurfürst August ein Mausoleum über der Grablege seiner Ahnen errichten.

Bild: Die Ruinen der Alten Kapelle – capella vetus – auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Bild: Die Nordwestseite der Stiftskirche mit Teilen der Alten Kapelle.

Bild: Die Nordostseite der Stiftskirche mit Teilen der Alten Kapelle.

Bild: Die Nordwestseite der Stiftskirche mit Teilen der Alten Kapelle.

Bild: Die Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale vom Eingang zum historischen Friedhof aus gesehen.

August der Starke verkaufte den Petersberg mit allem Zubehör an Friedrich III. von Brandenburg. Die Wirtschaftsgebäude der Domäne wurden zweckmäßig an den Fuß des Petersberges gelegt. Im 18. und 19. Jahrhundert entdeckten bedeutende Zeitgenossen den Petersberg für sich, unter anderem Goethe und Schinkel, und im Zeitalter der Romantik fanden erste denkmalpflegerische Maßnahmen statt. In den Jahren 1853 bis 1857 ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die Kirche neu aufbauen. Den Restauratoren gelang es, die mittelalterliche Bausubstanz ohne jede romantische Verkitschung wieder zu beleben.

Bild: Grundriss der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Ende 19. Jahrhundert.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bereits einhundert Jahre später wurden – bedingt durch größere Witterungsschäden – wiederum Restaurationsarbeiten in einem größeren Umfang erforderlich. Dabei wurde die Kirche gleichzeitig modernen liturgischen Anforderungen angepasst, aber immer unter Wahrung des ursprünglichen Charakters der Anlage. Diese Restaurierungsarbeiten waren 1971 abgeschlossen.

Bild: Blick in den Altarraum der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Aufnahme vom Januar 2011.

Bild: Das Taufbecken der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Bild: Ikone in Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Bild: Blick auf Taufbecken und Kruzifix.

Bild: Die Stützsäulen auf der Südseite im Lichtspiel der Wintersonne.

Bild: Kleiner Altar auf der Nordwestseite des Kirchenschiffes der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale.

Bild: Das Kirchenschiff der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Blick von Westen nach Osten.

Bild: Detailansicht eines Säulenkapitells.

Bild: Die monumentale Grablege des Geschlechtes der Grafen von Wettin.

Bild: Die monumentale Grablege des Geschlechtes der Grafen von Wettin. Detailansicht.

Bild: Die für alle Ewigkeit in Stein gehauenen Gesichter der Grafen von Wettin in der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Blick von Süd nach Nord.

Bild: Die für alle Ewigkeit in Stein gehauenen Gesichter der Grafen von Wettin in der Stiftskirche auf dem Petersberg bei Halle an der Saale. Blick von Nord nach Süd.

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