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Das Kriegsgefangenenlager von Helfta bei Eisleben und das Ende des Zweiten Weltkrieges in Eisleben

Spätestens mit der Niederlage von Stalingrad – diese Stadt hatte Adolf Hitler persönlich zur Schicksalsstadt erklärt – war der Untergang des Dritten Reiches besiegelt. Aus Richtung Westen rückten unaufhaltsam technisch überlegene Armeen, besonders Streitkräfte der USA, mit gut ernährten Soldaten in Richtung Mitteldeutschland an. Gleichzeitig wurde seitens der Westalliierten ein massiver Bombenkrieg geführt. Die Opfer waren in der Regel Zivilisten.

Wirtschaftliche Ziele wurden in der Industrieregion Mitteldeutschlands fast nie bombardiert, und das obwohl hier mit den Mansfelder Kupfer- und Messingwerken sowie den Chemiebetrieben des Städtedreiecks Bitterfeld/Halle/Leipzig kriegswichtige Rüstungsbetriebe angesiedelt waren. Der Osten wurde von der zwar technisch schlechter gestellten, aber personell überlegenen Sowjetarmee langsam aber unaufhaltsam überrollt. Der Krieg, den Adolf Hitler an so vielen Fronten gleichzeitig führte, ging allmählich an Erschöpfung – an materieller und moralischer – zu Grunde. Zum Schluss leisteten nur noch miserabel ausgerüstete, schlecht ausgebildete und weitgehend wehruntüchtige alte Männer und Kinder Widerstand.

Bild: Angetretener Volkssturm 1944. Ein Bild, dass sich gegen Ende des Krieges überall in Deutschland bot – in dem Fall waren es alte Männer, vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches aber auch Kinder.
Bild: Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Bundesarchiv, Bild 146-1979-107-10 / Falkowski / CC-BY-SA.

Sie stellten den Volkssturm, eine Truppe von männlichen Personen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren, die nach dem festen Willen des Führers Adolf Hitler die Deutsche Wehrmacht verstärken und somit bei der Verteidigung der Heimat helfen sollten. Der Volkssturm wurde von der NSDAP unter Martin Bormann organisiert. Der Oberbefehl über diese Truppe lag jedoch bei Heinrich Himmler. Dieser Volkssturm war selbstverständlich nicht geeignet, den Vormarsch der gut ausgerüsteten Alliierten aufzuhalten.

Immerhin ging der Krieg mit seinen furchtbaren Verwüstungen bis in den April 1945 weitgehend an der Bergarbeiterstadt Eisleben vorbei. Bomben fielen nur vereinzelt, und das am Rande der Stadt. Bis in unsere Tage hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Betriebe der Mansfeld AG nicht bombardiert werden durften, weil in ihnen jede Menge ausländischen – besonders amerikanischen und britischen – Kapitals steckte.

Am 8. April 1945 rief Adolf Hitler die Festung Harz aus und Generalfeldmarschall Kesselring übernahm mit seiner 11. Armee West das Kommando über die Region. Auf Seiten der Westalliierten hatte der britische Feldmarschall Bernhard Law Montgomery, genannt Monty, das Oberkommando. Kesselring hatte es im Verlaufe des Krieges immer wieder mit den Briten und Amerikanern zu tun, doch auch er konnte den Vormarsch der gut ausgerüsteteten Alliierten unter den gegebenen Umständen nicht verhindern.

Bild: US Soldaten beim Verlegen von Stacheldraht in Geilenkirchen. Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: US Soldaten suchen Schutz während des Gefechtes beim Vormarsch in Deutschland.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Bild: US Infanterie setzt bei Hückelhoven über die Rur.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild public domain.

Montgomery hatte die Region zum Einsatzgebiet der Amerikaner bestimmt. Die Geländegewinne der 1. US Army unter General Courtney Hicks Hodges südlich des Harzes waren gewaltig. Oft kamen sie 30 Kilometer am Tag voran. Im Harz selbst jedoch schlug ihnen erbitterter Widerstand entgegen und sie hatten hohe Verluste hinzunehmen. Der Harz wurde von Süden, Osten und Norden eingekesselt.

Bild: Feldmarschall Bernard Law Montgomery – auch Monty genannt.
Dieses von der Regierung des Vereinigten Königreichs erstellte Werk ist public domain.

Bild: General Courtney Hicks Hodges. Auf dem Bild ist Hodges im Range eines Generalleutnants zu sehen. Er wurde als letzter General von 13 weiteren während des Zweiten Weltkrieges zum 4-Sterne-General befördert.
Dieses Bild wurde von einem Mitglied der United States Army während dessen Ausführung seiner Dienstpflichten erstellt. Als eine Arbeit der US-Regierung ist dieses Bild in public domain.

Bild: Generalfeldmarschall Albert Kesselring. Auf dem Bild von 1940 ist Kesselring noch mit den Rangabzeichen eines Generals zu sehen.
Bild: Under the licence of Commons:Bundesarchiv. Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), Bild 183-R93434.

Auch auf den Vormarsch in Richtung Eisleben trafen die Amerikaner auf teils schweren Widerstand: In der Nähe Blankenheims verloren sie 5 ihrer Panzer durch Beschuss, vermutlich wurden die Panzer durch eine der noch heute legendären und mythenumwobenen Wehrwolfeinheiten zerstört. Eisleben wurde daraufhin unter Artilleriefeuer und Tieffliegerbeschuss gelegt. Beides verursachte keinen großen materiellen Schäden in der Stadt selbst. Jedoch fanden drei Feuerwehrmänner beim Versuch, die Grabenschule zu löschen, den Tod.

Da sich in der Nähe der Birkenschäferei (zwischen Blankenheim und Wimmelburg) einzelne Arbeitsdienstgruppen sowie Hitlerjungen, vielleicht auch Wehrwolfverbände, eingegraben hatten, umgingen die US-Truppen Blankenheim auf einer südlichen Route, die über Holdenstedt, Bornstedt, Wolferode und Wimmelburg führte. Hier war das Gelände flacher und nicht so stark bewaldet, so dass weniger Widerstand zu befürchten beziehungsweise dieser leichter zu entdecken war. Blankenheim zahlte übrigens einen hohen Preis für die Widerstandsnester: 14 Einwohner wurden beim Beschuss der Gemeinde getötet.

Die folgenden zwei Bilder zeigen anschaulich den miserablen Zustand der einst so ruhmreichen und erfolgsverwöhnten Wehrmacht in einem provisorischen Gefechtsstand gegen Ende des Krieges. Die Soldaten tragen eine Uniformmischung aus den alten Standarduniformen der Wehrmacht und den neu eingeführten Tarnuniformen, die zuerst bei der Waffen SS eingeführt wurden. Im Vordergrund steht ein Maschinengewehr MG 45, das auf dem Standardmodell 42 basiert – bei den Landsern umgangssprachlich HITLERSÄGE genannt – im Kaliber 8 x 57IS, das über eine sehr große Feuerkraft verfügte.

Der stehende Soldat hat in seinen Gürtel eine Stielhandgranate gesteckt. Die Munitionstaschen deuten darauf hin, dass ihm als Primärwaffe ein Sturmgewehr 44 im Kaliber 8 x 33 zur Verfügung stand, die vermutlich beste automatische Waffe des Zweiten Weltkrieges, die auch heute noch bei bewaffneten Konflikten in der Dritten Welt auftaucht. Auf dem 2. Bild ist im Vordergrund ein deutscher Feldgendarm – von der kämpfenden Truppe verächtlich KETTENHUND genannt – zu sehen der mit einer Pistole P1 im Kaliber 9 mm Parabellum bewaffnet ist die er in einem erbeuteten Amerikanischem Holster trägt. Seinen Magazintaschen zu urteilen ist er auch noch mit einer MP 40 im selben Kaliber bewaffnet.

Bild: Zum Teil wurde auch in den letzten Tagen des Krieges noch erbittert um einzelne Häuser gekämpft. Die Bilder zeigen einen provisorisch eingerichteten Gefechtsstand in einem Wohnhaus. Aufnahmen vom Museum DEAD MANS CORNER bei Carentan in der Normandie aus dem Jahre 2010.

Bild: Zum Teil wurde auch in den letzten Tagen des Krieges noch erbittert um einzelne Häuser gekämpft. Die Bilder zeigen einen provisorisch eingerichteten Gefechtsstand in einem Wohnhaus. Aufnahmen vom Museum DEAD MANS CORNER bei Carentan in der Normandie aus dem Jahre 2010.

Bild: Infanterist der US ARMY in der typischen Uniform wie sie an der Westfront getragen wurde.
Aufnahme vom BIG RED ONE MUSEUM am POINTE DU HOC – OMAHA BEACH – Normandie aus dem Jahre 2010.

Der auf dem folgenden Bild dargestellte amerikanische Soldat ist mit einem BAR – Browning Automatic Rifle – ausgerüstet. Diese Waffe im Kaliber 30-06 war für ungeübte Schützen nur sehr schwer zu kontrollieren, da der Rückstoß extrem stark war und der Bediener durch das starke Mündungsfeuer geblendet wurde, trotzdem findet sich die Waffe auch heute noch bei bewaffneten Konflikten im Einsatz. Ein leicht verändertes Nachfolgemodell wird heute als Jagdwaffe angeboten.

Bild: Ein Infanterist der US ARMY während eines Gefechts irgendwo an der Westfront. Ein solches Bild dürfte es nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 überall in Hitlers Großdeutschem Reich gegeben haben – und die Front rückte von allen Seiten unaufhaltsam in Richtung Reichshauptstadt Berlin vor.
Aufnahme vom BIG RED ONE MUSEUM am POINTE DU HOC – OMAHA BEACH – Normandie aus dem Jahre 2010.

Bild: Auch auf Seiten der Alliierten gab es schwere Verluste – Ein verwundeter Infanterist der US ARMY wartet in seiner Gefechtsstellung auf Hilfe durch einen Sanitäter.
Aufnahme vom BIG RED ONE MUSEUM am POINTE DU HOC – OMAHA BEACH – Normandie aus dem Jahre 2010.

Allmählich brach der Widerstand gegen den Vormarsch zusammen. So sollte von deutscher Seite noch am 12. April 1945 die Millionenbrücke an der Krughütte (später: Karl-Liebknecht-Hütte) zwischen Wimmelburg und Eisleben gesprengt werden, doch dazu kam es nicht mehr. Mittlerweile hatte sich auch der Volkssturm im Wesentlichen aufgelöst und jeder halbwegs vernünftige Mensch sah zu, dass er nach Hause kam. Der deutsche Stadtkommandant Eislebens, Oberst Seeger, sah seine ausweglose Situation ein und fällte den Entschluss, die Bergarbeiterstadt kampflos zu übergeben.

Eisleben befand sich im April 1945 nämlich in einer besonderen Situation: In der Stadt mit ihren etwa 24.000 Einwohnern waren zahlreiche Lazarette mit einigen Tausend teils schwerstverwundeten deutschen Soldaten untergebracht. Jede größere Schule, einige Gaststätten sowie das Stadtkrankenhaus wurden als Lazarett genutzt. Dazu kamen die zahllosen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus den Deutschen Ostgebieten.

Bild: Auch das war ein alltägliches Bild in den letzten Kriegstagen. Sanitäter versuchten mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln schwerverwundeten Landsern so gut wie möglich zu helfen. Das Bild zeigt einen notdürftig eingerichteten Verbandplatz in einem Haus.
Aufnahmen vom Museum DEAD MANS CORNER bei Carentan in der Normandie aus dem Jahre 2010.

Bild: Auch das war ein alltägliches Bild in den letzten Kriegstagen. Sanitäter versuchten mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln schwerverwundeten Landsern so gut wie möglich zu helfen. Das Bild zeigt einen notdürftig eingerichteten Verbandplatz in einem Haus.
Aufnahmen vom Museum DEAD MANS CORNER bei Carentan in der Normandie aus dem Jahre 2010.

Der Chefarzt des Knappschaftskrankenhauses und Chef aller Lazarette, Dr. Hartung, der damalige Oberbürgermeister Heinrich und weitere Männer fuhren am Vormittag des 13. April 1945 den amerikanischen Truppen, eine weiße Fahne zeigend, Richtung Wimmelburg entgegen. In der Nähe der bereits erwähnten Millionenbrücke kam es zur Begegnung mit den amerikanischen Soldaten. Gegenüber den amerikanischen Offizieren wurde die Eisleben zur offenen Stadt erklärt und die kampflose Übergabe angeboten.

Gegen Mittag trafen die ersten amerikanischen Soldaten in Eisleben ein. Die Stadt konnte sogar eine von der NS-Vergangenheit unbelastete Verwaltung vorweisen. Der Kommunist Robert Büchner, ein Organisationstalent ohne Gleichen, nutzte noch am gleichen Vormittag die Abwesenheit des OB Heinrich um den Stadtrat abzusetzen, mit seinen Leuten zu besetzen und sich zum neuen Oberbürgermeister zu erklären. Der amerikanische Stadtkommandant bestätigte Büchner in seinem Amt.

Während der Krieg für die Eislebener ein Ende gefunden hatte, hatten die benachbarten Gemeinden teils hohe Verluste zu beklagen. Die Militärregierung brachte sofort Ruhe in die Stadt Eisleben. Alle in Privatbesitz befindlichen Waffen, Ferngläser, Fotoapparate, Radios sowie Orden mussten abgeliefert werden. Alle Bürger hatten sich einer Registrierung zu unterziehen. Weiterhin wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Eine große Verhaftungswelle gegenüber Amtsinhabern des Dritten Reiches folgte. Dabei ging die amerikanische Militärpolizei nicht gerade zimperlich vor.

Man muss die amerikanischen Soldaten allerdings auch verstehen, denn am 11. April 1945 erreichten sie das Konzentrationslager Mittelbau-Dora bei Nordhausen. Die GI’s waren geschockt von den den dort vorgefundenen Zuständen, den ausgemergelten Überlebenden und den zahllosen bereits in Verwesung übergegangenen Toten. An diesem Tag änderte sich das Verhältnis der amerikanischen Soldaten zu diesem Krieg – und die ab jetzt aufgefassten Personen hatten das auszuhalten.

Am 16. April 1945 wurde, angeblich um die vielen Kriegsgefangenen und inhaftierten Zivilisten überhaupt unter Kontrolle halten zu können, an der Nord- und Ostseite der Halde des Hermannsschachtes bei Helfta ein Sammellager eingerichtet. Mit einem wirklichen Lager hatte der Platz allerdings wenig gemein! Es handelte sich vielmehr um eine mit Stacheldraht begrenzte Wiese ohne jegliche Baracken oder Unterkünfte. Die Gefangenen mussten auf dem nackten Erdboden schlafen.


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Wer noch seine Uniform und einen Mantel oder eine Zeltplane hatte, war noch einigermaßen gut dran. Nahrung gab es selten, und wenn dann meist nur Fleisch- oder Fettkonserven, oft aus alten Wehrmachtsbeständen. Wasser gab es einmal am Tag aus einem ehemals in der Landwirtschaft eingesetzten Wasserwagen, die Sickerwasser der Halde waren giftig. Die hygienischen Verhältnisse waren ebenso miserabel wie die Versorgung. Für die Notdurft der Gefangenen wurden Latrinengräben ausgehoben. Bei einem Fluchtversuch wurde sofort geschossen. Die Situation der Gefangenen wurde mit zunehmender Belegung des Lagers immer unerträglicher.

ild: Auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers von Helfta.

Es war bald so wenig Platz vorhanden, dass sich nicht jeder Gefangene hinlegen konnte. Viele starben an Entkräftung oder der Ruhr. Eines Tages versuchten einige Mutige gegenüber dem Lagerkommandanten eine Verbesserung der Situation im Lager zu erreichen. Am folgenden Tag wurden willkürlich Gefangene auf LKW’s verladen und zu einer Besichtigung in das am 11. April befreite KZ Buchenwald bei Weimar gefahren. Nach ihrer Rückkehr hatten Sie den im Lager Helfta versammelten Gefangenen ihre Eindrücke zu schildern. Dementsprechend war selbstredend erst einmal jeder Protest unterdrückt. Dennoch war das Lager Helfta Ende Mai kaum noch im Griff zu halten. Am 23. Mail 1945 wurde es aufgelöst. Ein Teil der Gefangenen wurde mittels LKW’s nach Naumburg an der Saale verlegt.

In Helfta sollen nach Berichten von ehemaligen Insassen des Lagers zeitweise mehr als 80.000 Gefangene interniert worden sein. Dabei gilt jedoch zu bedenken, dass es einen ständigen Austausch von Häftlingen gab. Neuzugänge und Abtransporte waren an der Tagesordnung. Die Zahl der ständigen Lagerinsassen wird also deutlich unter dem oben genannten Wert gelegen haben. Etwa 22.000 Gefangene scheinen für dieses Lager nach Ansicht von Historikern eine realistische Zahl zu sein. Insgesamt soll es zwei- bis dreitausend Tote gegeben haben. Die genaue Zahl wird sich wohl nie mehr ermitteln lassen.

Am 21. Juni 1945 wurde Robert Büchner seines Postens als Oberbürgermeister enthoben. Zeitgleich ging in Eisleben das Gerücht um, dass bald sowjetische Soldaten in Eisleben einmarschieren und die Amerikaner als Besatzungsmacht ablösen würden. Robert Büchner hatte in diesen Tagen den Gedanken, die Rote Armee mit einem Lenindenkmal, aufgestellt in zentraler Lage am Plan, zu begrüßen. Büchner organisierte tatsächlich den Transport des Lenindenkmals von der Krughütte zum Plan.

Das Lenindenkmal wurde noch vor den Augen der Amerikaner auf einen Sockel, der mit einer roten Fahne überdeckt war, aufgestellt. Am nächsten Tag, es war der 2. Juli 1945, fand der Wechsel der Besatzungstruppen statt. Büchner begrüßte am folgenden Tag die sowjetischen Kommandeure persönlich und bot ihnen umfassende Zusammenarbeit an. Die Propaganda der DDR stilisierte den Einmarsch der Sowjetarmee zu einem Triumphzug hoch.

Die Soldaten sollen von einer großen jubelnden Menschenmenge mit wehenden roten Fahnen empfangen worden sein. Augenzeugen schildern die Vorgänge des 2. Juli 1945 aber ganz anders. Die Sowjetsoldaten, oft mit asiatischem Aussehen, sollen demnach sehr erschöpft gewesen sein, ihre Kleidung soll abgerissen gewirkt haben. Auch sollen sie – viele von ihnen schlafend – auf Panjewagen, die von struppigen Pferden gezogen wurden, aus Richtung Halle angekommen sein.

Bild: Der Markt von Eisleben am 02.07.1945 – dem Tag des Einmarsches der Roten Armee in der Lutherstadt.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Es gab damals übrigens nicht wenige Einwohner Eislebens, die noch während der amerikanischen Besatzungszeit und auch kurz danach Forderungen gegenüber der Stadtverwaltung wegen erlittener Schäden durch die Besatzungsmacht geltend machten. Auch die Mansfeld AG meldete ihre vermeintlichen Ansprüche an. Insgesamt beliefen sich die Forderungen aller Geschädigten auf fast 17 Millionen Mark.

Den größten Posten machten die Forderungen der Mansfeld AG aus, die unter anderem auch Kosten für den Aufbau des Sammellagers in Helfta geltend machte. Der Opfer des Sammellagers Helfta gedachte kaum jemand. Für die Gewinner des Zweiten Weltkrieges – Kommunisten und spätere verbitterte Antikommunisten – waren die Inhaftierten letzten Endes nur Kriegsverbrecher. Und die Überlebenden hatten ihre ganz eigenen Probleme, nämlich unter den gegebenen Umständen ihre nackte Existenz zu sichern.

In Zeiten der DDR war das Andenken an die Landser des Dritten Reiches offiziell tabu. An das unermessliche Leid der Insassen des Kriegsgefangenenlagers Helfta erinnert heute wenigstens am nördlichen Ende der Halde ein Gedenkstein, der vom Deutschen Kriegsgefangenen- und Heimatverein Helfta gestiftet wurde. Ein Großteil des ehemaligen Lagers ist in kleine Ackerparzellen aufgeteilt, ein weiterer Teil mit Eigenheimen überbaut.

Die Halde des ehemaligen Hermannschachtes – für manchen Ort der Verzweiflung und des Schicksals – wird seit einigen Jahren zu kommerziellen Zwecken abgetragen. Von offizieller Seite existiert übrigens auch jetzt nicht ein einziger Hinweis auf dieses unselige Stück deutscher Geschichte – kein Gedenkstein, nicht einmal eine Hinweistafel. Und das in einer Gegend, in der sonst auf jeden noch so unbedeutenden Schacht oder jede ehemalige Kupferhütte hingewiesen wird.

Bild: Gedenkstein zum Andenken an die Opfer des Kriegsgefangenenlagers Helfta.

Externe Links:
Die offizielle Internetseite der Lutherstadt Eisleben
http://www.eisleben.eu
Lutherstadt Eisleben – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Eisleben
Albert Kesselring – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Kesselring
Bernard Law Montgomery – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Montgomery
Courtney Hicks Hodges – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Courtney_Hicks_Hodges

Weiterführende Literatur:
Mansfelder Geschichts- und Heimatverein (Hrsg.):
Neue Mansfelder Heimatblätter
15. Jahrgang (2006) Heft Nummer 12
Schäfer Druck & Verlag GmbH, Langenbogen 2006

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