Zuletzt geändert am 8. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke
Als nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches das Land in vier Besatzungszonen aufgeteilt wurde, kam es natürlich auch zu neuen Grenzen. Durch den Zusammenschluss der amerikanischen und der britischen Zone am 01. Januar 1947 zur Bizone fielen die Grenzen in diesen Gebieten weg, als sich im März 1948 auch noch die französische Besatzungszone anschloss, wurde das Gebiet zur Trizone und ein freier Personen- und Warenverkehr war gegeben. Die Grenze zwischen den drei westlichen und der russischen Besatzungszone bestand allerdings weiterhin. Grenzkontrollen gehörten zur täglichen Routine, und als sich im Jahr 1949 die beiden deutschen Staaten formierten, wurden die Demarkationslinien offiziell.
In der DDR wurden politisch missliebige Personen schon im Jahre 1952 aus den grenznahen Gebieten zwangsumgesiedelt. Auch die Gebiete im unmittelbaren Grenzbereich wurden sehr stark überwacht. In Zügen, die dieses Gebiet befuhren, befanden sich immer Spitzel der KVP. Jeder, der mit zu viel oder auch zu wenig Gepäck unterwegs war, wurde verdächtigt. Ortskundige des Harzgebietes wussten jedoch, wie sie sich, ohne den Grenztruppen in die Hände zu fallen, zwischen den Zonengrenzen ((Dies zeigt auch der Fall des Serienmörders Rudolf Pleil, der sich meistens jungen Frauen anbot in den Westen zu gelangen. In den Jahren 1946 bis 1947 erschlug und missbrauchte er mit seinen Kumpanen Karl Hoffmann und Konrad Schüßler mindestens 12 Menschen. Pleil war als Handelsreisender unterwegs und kannte sich im Harzgebiet sehr gut aus, in einer in Haft geschriebener Selbstbiografie bezichtigte er sich insgesamt 25 Morden. Am 16. Februar 1958 erhängte sich Pleil in seiner Zelle.)) bewegen konnten und nicht wenige halfen den Flüchtenden aus dem eingesperrt sein. Teilweise gab es auch Personen, die im Osten lebten und in der Westzone arbeiteten oder umgekehrt. Diesem Kreis war es gestattet, die Grenze legal zu überqueren. Auch vorher angekündigte Besuche im Verwandtschaftskreis waren möglich, dies zog allerdings einen großen Aufwand nach sich, da zumindest in den ersten Jahren nach dem Krieg die Bahnverbindungen durch die Kriegszerstörungen und die Reparationen nur sehr unzuverlässig funktionierten und es auch ein großer bürokratischer Aufwand war.
Als sich am 13. August 1961 die DDR selbst abriegelte, wurden natürlich auch die Grenzbefestigungen im Harz sehr stark ausgebaut. Einige Gebiete, wie zum Beispiel der Brocken wurden zum militärischen Sperrgebiet erklärt, deren Betreten strikt verboten war. In einer etwa 5 km breiten Sperrzone durften erhielten die Bewohner der Ortschaften einen besonderen Eintrag in den Personalausweis, Besucher und ausgesuchte Urlauber der Orte erhielten eine begrenzte Genehmigung. Alle Personen wurden schon auf der Anreise stark kontrolliert und an den Häusern mussten zum Beispiel die Leitern mit Vorhängeschlössern gesichert werden, damit sie nicht als Fluchtwerkzeuge missbraucht werden konnten. Für westdeutsche und politisch unzuverlässige DDR Bürger gab es keine Sondergenehmigungen für den Aufenthalt.
Die eigentlichen Grenzbefestigungen bestanden aus einem etwa 10 Meter breiten und gepflügten Streifen, der teilweise vermint und mit Selbstschussanlagen ((Selbstschussanlagen waren äußerst heimtückische Waffen, die tödliche Verletzungen hervorrufen konnten. Sie schossen in der gesamten Körperhöhe scharfkantige Metallsplitter, die den so getroffenen sofort außer Gefecht setzten und zu einem starken Blutverlust führen. Die Reichweite betrug bis zu 120 Meter. Die Opfer waren oftmals noch lange Zeit bei Bewusstsein und verblutenden elend. Antipersonenminen hatten ebenfalls den Zweck, Personen schwer zu verletzen und zu demoralisieren.)) ausgerüstet war und von einem fast unüberwindbaren doppelten Stacheldrahtzaun von etwa 3,20 Meter Höhe, der im Normalfall ohne Pionierwerkzeug nicht zu überwinden war oder in einzelnen Fällen auch aus einer Mauer aus Betonformteilen, welche allerdings meistens in der Nähe von Ortschaften verwendet wurden. In gewissen Abständen standen Wachtürme, auf denen die Posten alles überblicken konnten, natürlich gab es auch befestigte Wege für Überwachungsfahrten oder die schnelle Verlegung von Soldaten im Ernstfall. Des Weiteren gab es Laufstrecken für auf Menschen abgerichtete Hunde und auch Drähte mit elektrischen Kontakten, die bei einer Berührung durch Menschen einen stillen Alarm an den nächstgelegenen Posten weitergaben, sodass die Flüchtenden überrascht wurden. Auf beiden Seiten der Grenzzäune befanden sich je nach geografischer Gegebenheit verschieden breite Zonen, die von jeglicher Vegetation befreit wurden und in der Nacht beleuchtet um den Schützen ein freies Schussfeld zu gewähren.
Die Grenztruppen der DDR bestanden aus etwa 48000 Mann, die durch ca. 3000 freiwillige Helfer unterstützt wurden ((Die Grenztruppen wurden nicht offiziell der NVA zugeordnet, standen aber unter demselben Oberbefehl des Ministeriums für Nationale Verteidigung. So wurden bei Verhandlungen über Abrüstungen die Vertragspartner getäuscht und im Ernstfall hätten der DDR vier Divisionen ausgebildeter Soldaten mehr als angegeben zur Verfügung gestanden.)). Bei Kontrollen im Grenzgebiet kamen allerdings auch Kräfte der Transportpolizei, des Zolls und auch Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, die oftmals auch in Uniformen der Grenztruppen oder Polizei getarnt auftraten zum Einsatz. Die Soldaten der Grenztruppen waren politisch ausgesucht, durften keine nähere Verwandtschaft in Westdeutschland haben und auch nicht aus dem unmittelbaren Grenzgebiet stammen, wobei dort zumindest in den späteren Jahren Ausnahmen gemacht werden mussten, um genügend Soldaten zur Verfügung zu haben. Auch war die materielle Ausrüstung besser als die der regulären Truppen der NVA, zum Beispiel mit Nachtsichtgeräten, modernen Kameras und Funktechnik.
Auf den Zubringerautobahnen kamen oftmals MfS Mitarbeiter in westlichen Fahrzeugen und Kennzeichen zum Einsatz, um schon im Vorfeld Flüchtlinge zu erkennen oder auch Treffen zwischen Ost und Westdeutschen auf Parkplätzen zu unterbinden oder einen Austausch von Waren zu beobachten und die ertappten DDR Bürger zu bestrafen. Diese Fahrzeuge wurden im Rahmen von angeblichen oder tatsächlichen Zollvergehen von westdeutschen Touristen oder Transitreisenden beschlagnahmt. An den Grenzübergängen befanden sich je nach Aufkommen verschieden große Abfertigungsgebäude mit Hallen zur Durchsuchung von Bussen oder Lastkraftwagen, sowie KFZ Sperrgräben und stabilen Schranken um eine Flucht mit Fahrzeugen von vornherein unmöglich zu machen.
Durch die Existenz eines Schießbefehls, der auch angewendet wurde, war es extrem gefährlich auf diesem Weg die DDR zu verlassen, nach Schätzungen gab es zwischen 400 und 1200 getöteten Flüchtlingen. Grenzsoldaten, die einen Flüchtling stoppten, wurden mit Geldprämien, Beförderungen oder Auszeichnungen für ihr auch nach DDR-Recht illegalem Handeln belohnt. Teilweise gelang es allerdings den Flüchtenden – trotz der teilweise mehr als 70 abgegebener Schüsse – in den Westen zu flüchten. Ob die Soldaten mit Absicht daneben schossen oder ob die Entfernungen zu groß waren, ließ sich oftmals nicht klären. Nach der Wende wurden nur wenige Schützen und Kommandeure verurteilt, die meisten nur zu geringen Bewährungsstrafen. Allerdings war es auch für die ostdeutschen Grenzer nicht immer ungefährlich, nicht wenige wurden von eigenen flüchtenden Kameraden erschossen.
Die Wachposten bestanden immer aus mindestens zwei Personen, was eine Flucht von Angehörigen der Grenztruppen verhindern sollte. Einige setzten die Posten mit Schlafmitteln oder anderen Medikamenten außer Gefecht und konnte so wenn sie über Minensperren oder Selbstschussanlagen bescheid wussten die Grenzbefestigungen überqueren. Für die Angehörigen der Personen, denen die Flucht gelang begann, oftmals ein jahrelanger Spießroutenlauf, bei dem die persönliche Existenz ruiniert wurde. Schon der Versuch der Republikflucht wurde mit mehrjährigen Haftstrafen geahndet. Auf der Westseite der Grenze konnten westdeutsche Bürger relativ nahe an die Grenze heran, vereinzelt fanden sich auch eine Art Aussichtstürme, von denen in die Ostzone geschaut und fotografiert werden konnte. Die DDR Grenzer reagierten nie auf eventuelle Ansprachen von Westdeutschen und auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesgrenzschutz blieb auf das Allernötigste beschränkt.
Als sich Anfang der Achtziger Jahre die Verhältnisse zwischen der DDR und der Bundesrepublik etwas besserten, wurden im Gegenzug für einen gewährten Milliardenkredit von der DDR an einigen Teilbereichen der Mauer zumindest die Selbstschussanlagen und Minen abgebaut. Allerdings blieben die Grenzanlagen auch aufgrund weiterer technischer Verbesserungen Todesfallen für die Flüchtenden. Für die chronisch klamme DDR waren der Bau und der Unterhalt der Staatsgrenze eine äußerst kostspielige Angelegenheit: Für den Bau wurden 40000 potenzielle Arbeitskräfte benötigt und es entstanden Kosten von etwa 1,8 Milliarden Mark der DDR. Für den jährlichen Unterhalt wurden etwa 500 Millionen Ostmark verbraucht sowie noch knapp 40 Millionen für die Passkontrolleinheiten des MfS. In den letzten Tagen und Wochen der eigentlich schon untergegangenen DDR versuchten einige der ewig gestrigen noch weiterhin die nun sehr zahlreichen Touristen auch weiterhin in gewohnter Manier zu kontrollieren, die meisten allerdings zogen sich verschämt in ihre Diensthäuschen zurück.
Als nach der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung ein Jahr später die Grenzen geöffnet wurden, kamen einige der ehemaligen DDR Grenzer im westdeutschen Bundesgrenzschutz unter und wurden bundesdeutsche Beamte. Nach dem erfolgreichen Rückbau der Zäune konnte aus der Relativ unberührten Flora und Fauna ein einzigartiges Naturschutzgebiet entstehen. Dieses GRÜNE BAND zieht sich etwa 1400 km lang von Travemünde an der Ostsee bis nach Hof in Oberfranken. Auch kam durch meistens private Initiativen zu vielen Denkmalen, die an den Mauerbau oder an getötete Flüchtlinge erinnern. Diese findet man zum Beispiel auf dem Ravensberg in Bad Sachsa, in Abberode oder an der Bundesstraße 27 zwischen Braunlage und Elend. Weiterhin gibt es einige Museen, die dieses Thema behandeln. Eine Besonderheit in Form einer originalen Grenzsäule findet sich noch im kleinen Harzörtchen Neudorf. Heute ist der ehemalige Grenzstreifen auch bei Mountainbikern und Wanderern sehr beliebt, aber auch bei Fahrten mit dem Motorrad oder dem Auto kann man bei genauerem Hinsehen oftmals noch den Verlauf des ehemaligen sogenannten ANTIFASCHISTISCHEN SCHUTZWALLS erkennen.