Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke
Johann Karl Wilhelm Ferdinand Tiemann wurde am 10. Juni 1848 im kleinen, an dem Fluss Bode gelegenen Harzörtchen Rübeland geboren, welches zur damaligen Zeit zum Königreich Hannover gehörte. Nachdem Tiemann ab dem Jahre 1866 an der Braunschweiger Universität Pharmazie und Chemie studierte, promovierte er drei Jahre später und wurde an der Universität Berlin Assistent des bekannten Forschers Professor August Wilhelm von Hofmann. Kurze Zeit später promovierte Tiemann noch als externer Student an der Universität Göttingen.
Im Jahre 1874 entdeckte Tiemann zusammen mit dem Chemiker Wilhelm Haarmann ein Verfahren zur Herstellung von Vanillin aus den Rinden von Koniferen und anderen Nadelbäumen. Durch diese Anwendung gelang es einen günstigen Ersatzstoff zur natürlichen Vanille auf den Markt zu bringen und so den immer weiter steigenden Lebensstandard im Deutschen Kaiserreich zu Unterstützen ((Mit einer Steigerung des allgemeinen Lebensstandards steigt natürlich auch der Anspruch an Quantität und Qualität der Nahrungsmittel. So wie es für uns heute selbstverständlich ist, zu jeder Zeit im Jahr zum Beispiel Erdbeeren oder frischen Spargel zu einem günstigen Preis zu erwerben, so war es für unsere Vorfahren im Kaiserreich ein Stück Lebensqualität, für ein paar Pfennige einen Instant Pudding der Bielefelder Firma Dr. Oetker oder eine Packung Butterkekse der Firma Bahlsen aus Hannover zu erwerben.)).
Zur wirtschaftlichen Gewinnbringung dieser Entdeckung wurde im Jahre 1875 in Holzminden von den beiden Forschern, die HAARMANN`S VANILLINFABRIK gegründet in der Tiemann jedoch nur stiller Teilhaber war und sich in geringem Maße an der Forschung und Weiterentwicklung beteiligte, da er eine akademische Karriere anstrebte. Schon ein Jahr später entdeckte er mit Karl Ludwig Reimer, der ebenfalls ein Schüler Professor Hofmanns war, eine noch kostengünstigere Methode Vanillin aus Guajacol ((Guajacol ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der in Buchenteer oder dem Harz des südamerikanischen Guajakbaumes vorkommt.)) herzustellen.
Im selben Jahr wurde Tiemann von der Leopoldina in Halle, dessen Mitglied er auch war, die Cotenius-Medallie verliehen. Im Jahre 1882 wurde zum Professor der Berliner Universität ernannt und veröffentlichte mehrere Werke zur modernen Chemie. In seiner wissenschaftlichen Karriere forschte er weiterhin an der Nitrierung von Tuloen zum Sprengmittel TNT sowie zur Synthetisierung von Duftstoffen. Zur Würdigung seiner Verdienste um die Forschung wurde außerdem das Mineral TIEMANNIT nach ihm benannt, das relativ selten ist. Am 14. November des Jahres 1899 starb der Forscher im italienischen Meran.