Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke
Friedrich August Weineck wurde am 26. März 1897 in Halle an der Saale geboren. Weineck lernte Bürstenbinder und wurde im Ersten Weltkrieg Soldat. 1921 heiratete er Meta Dietze, die beiden hatten ein Kind miteinander. 1924 wurde Weineck Mitglied im Spielmannszug des Roten Frontkämpferbundes, einer paramilitärischen Organisation der KPD. Nach dem Tode des damaligen Reichspräsidenten Friedrich Eberts durch eine verschleppte Blinddarmentzündung Ende Februar 1925 wurden in der Weimarer Republik Neuwahlen notwendig. Ernst Thälmann trat, unterstützt durch die Mehrheit der Arbeiterschaft in Mitteldeutschland, für die KPD an.
Am 13. März fand in Halle eine Wahlkampfveranstaltung statt, in der neben Ernst Thälmann auch ausländische Funktionäre das Wort haben sollten. Durch einen Seiteneingang drang die Schutzpolizei unter Führung des Leutnants Pietzer in den Saal, um die Versammlung aufzulösen. Die KPD Funktionäre versuchten die Menge zu beruhigen und mit dem Kommandanten der Polizei in Verbindung zu treten, was jedoch scheiterte. Die Schutzpolizei drang mit Gummiknüppeln in den Saal ein und Leutnant Pietzer gab mehr als 50 Schuss aus seiner Waffe auf die Menge ab. Als die Menschenmenge flüchten wollten, brachen die Streben des Treppengeländers. Insgesamt gab es 10 Todesopfer.
Weineck und drei weitere waren sofort tot, weitere starben auf dem Weg ins Krankenhaus. Laut Obduktion starb Weineck durch einen Schuss in den Rücken in Brusthöhe. Von diesem 13. März wird heute als Blutfreitag von Halle gesprochen Sein Tod wurde von der KPD propagandistisch stark verwertet, es entstand zum Beispiel das Lied DER KLEINE TROMPETER. Die Herkunft des Textes ist unbekannt, laut Zeitzeugen stammen die Verse aus dem Volksmund. Als Melodie DES KLEINEN TROMPETER LIEDES wurde die Melodie des sehr bekannten Soldatenliedes ICH HATT` EINEN KAMERADEN verwendet, welches im Jahre 1825 aus einem Gedicht entstand.
Die Textzeilen des LIED VOM KLEINEN TROMPETER lauten:
Von all unsern Kameraden,
war keiner so lieb und gut,
wie unser kleiner Trompeter,
ein lustiges Rotgardistenblut.
Wir saßen so fröhlich beisammen,
in einer so stürmischen Nacht;
mit seinen Freiheitsliedern,
hat er uns so glücklich gemacht.
Da kam eine feindliche Kugel,
bei einem so fröhlichen Spiel,
mit einem so seligen Lächeln,
unser kleiner Trompeter, er fiel.
Da nahmen wir Hacke und Spaten,
und gruben ihm morgens ein Grab;
Und die ihn am liebsten hatten,
die senkten ihn stille hinab.
Schlaf wohl, du kleiner Trompeter,
wir waren dir alle so gut.
Schlaf wohl du kleiner Trompeter,
du lustiges Rotgardistenblut.
In der DDR wurde Fritz Weineck zum Märtyrer der kommunistischen Bewegung erhoben, zum Beispiel wurden Schulen, Straßen oder auch eine Division der NVA nach ihm benannt. Das Lied DES KLEINEN TROMPTERS musste in der DDR wohl jeder Pionier lernen, was die meisten wohl jedoch nur sehr unwillig taten. Vom FDGB ((FDGB war in der Deutschen Demokratischen Republik die Abkürzung für Freier Deutscher Gewerkschaftsbund. Wie alle Massenorganisationen in der DDR war auch der FDGB als Machtinstrument der SED straff und hierarchisch organisiert.)) wurde das Lied noch um eine Strophe verlängert:
Du bist nicht vergeblich gefallen,
dein Werk haben wir nun vollbracht.
Wir bauten den Staat, der uns allen die Freiheit und den Frieden gebracht.
Lasst stolz unsern Ruf drum erschallen: Es lebe die Arbeitermacht.
1958 wurde in Halle das RIVE-UFER der Saale in WEINECK-UFER ((Richard Robert Rive wurde im Jahr 1864 in Neapel geboren und war in der Zeit von 1908 bis 1933 Oberbürgermeister von Halle und sorgte für einen großen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg der Stadt. Halle erwarb in seiner Amtszeit z.B. die Burg Giebichenstein, den Reilsberg mit dem Zoologischen Garten und den Flughafen Halle/Leipzig. Er starb am 23. November 1947 in Halle. 1992 wurde das Weineck-Ufer wieder in Rive-Ufer umbenannt und das Denkmal befindet sich heute im Museum für Stadtgeschichte, wurde jedoch durch Vandalismus mit Farbe beschädigt. Die Kosten für eine Restaurierung würden sich auf ca. 20.000 EURO belaufen)) umbenannt und dort ein Denkmal errichtet und 6 Jahre später entstand der DEFA Film DAS LIED VOM TROMPETER.
Ein interessante Fußnote der Geschichte ist, dass die Nationalsozialisten den Text zum HORST WESSEL LIED umdichteten. Horst Wessel wurde im Jahre 1930 von einem kommunistischen Attentäter ermordet. Linke Phrasen wurden dazu umgeschrieben zum Beispiel ROTGARDISTENBLUT zu HAKENKREUZLERBLUT – und das Lied endete mit der Zeile SIEG HEIL BRAUST ES ÜBER DIE SCHLACHT. Auch in Westdeutschland war das Lied vom Kleinen Trompeter relativ bekannt, es gehörte zum Beispiel auch lange Zeit zum Repertoire des bekannten sozialkritischen Liedermachers Hannes Wader.