Zuletzt geändert am 26. November 2012 von
Eisleben erlebte im 16. Jahrhundert eine erste Blüte als Bergarbeiterstadt. Graf Albrecht von Mansfeld gründete deshalb um das Jahr 1500 unmittelbar vor den Toren der Stadt Eisleben die Neustadt. Diese neue Ansiedelung wuchs durch den Zuzug von Bergarbeitern sehr schnell, so dass sie bereits 1513 die Genehmigung zum bau einer eigenen Kirche erhielt. Graf Albrecht gliederte der Kirche St. Annen schon 1515 ein Kloster an.
Die Neustadt war in den ersten Jahren ihres Bestehens ein ständiger Streitpunkt zwischen dem Grafen und der Stadt Eisleben, denn Albrecht bezeichnete seine Siedlung als Stadt. Das war nach geltendem sächsischen Recht nicht zulässig und erst die Vermittlung Martin Luthers ermöglichte überhaupt das Weiterbestehen der Neustadt. Nach dem Tode des Grafen Albrecht ließ dessen Schwiegertochter Margaretha von Mansfeld am heutigen Breiten Weg das Neustädter Rathaus errichten. Ihm gegenüber ließ sie ein Denkmal aus behauenem Sandstein errichten – den heute unter dem Namen Kamerad Martin bekannten knienden Bergmann.
Der Bergmann war in einer zeitgenössischen Tracht – es wird sich allerdings um eine Festtagstracht gehandelt haben – gearbeitet. Die markante Halskrause weist auf die Mode der Renaissance hin. In der rechten Hand trug der Bergmann eine Keilhaue, allerdings viel steiler als heute. Mit der linken Hand stürzte er sich auf das Wappen des Mansfelder Grafenhauses. Im 19. Jahrhundert ließ die Stadtverwaltung mehrere Reparaturen am Denkmal Kamerad Martin vornehmen, denn der Sandstein zeigte bereits deutliche Spuren der Zersetzung und Teile der Figur waren abgebrochen. Der zunehmende Verkehr am Breiten Weg erforderte die Aufstellung eines Gitters und zweier Poller als Schutz vor auffahrenden Fuhrwerken. Es wurde auch an eine Umsetzung des Denkmals an eine andere Stelle innerhalb des Stadtgebietes oder eine Integration in die straßenseitige Außenwand des Neustädter Rathauses gedacht.
Im Jahre 1925 kam es vor dem Denkmal zu einem Verkehrsunfall, bei dem die Figur des Kameraden Martin von ihrem Sockel fiel und in mehrere Teile zerbrach. Die Stadtverwaltung Eislebens beauftragte daher den Halleschen Bildhauer Karl Christian Schmidt mit einem Gutachten und einem Angebot für die Instandsetzung der Sandsteinfigur. Der Bildhauer empfahl jedoch die Anfertigung einer Kopie. Der Provinzialkonservator gab seine Zustimmung, und der Bildhauer Schmidt begann mit der Schaffung eines neuen Denkmales – diesmal jedoch aus Muschelkalk.
Die Mansfeld AG stiftete für dieses neue Denkmal ein bronzene Keilhaue. Aus statischen Gründen musste aber deshalb die Stellung des rechten Armes unseres Kameraden Martin geändert werden. Der Arm wurde stärker nach hinten geneigt, so dass die Keilhaue geschultert werden konnte. Die Mansfeld AG erwarb sich durch diese Stiftung das Recht, den Kameraden Martin in stilisierter Form im Firmenlogo zu verwenden.
Das neue Denkmal wurde 1926 mit einer kleinen Feier unter Anwesenheit von Vertretern der Stadt, der örtlichen Kirchengemeinden und der Mansfeld AG geweiht. Im Jahre 1927 wurde das neue Denkmal durch den Kunstmaler Lensch bemalt. Die Blickrichtung des neuen Denkmales wurde übrigen gegenüber der Figur des 16. Jahrhunderts um 90 ° (Blick von oben und gegen den Uhrzeigersinn) gedreht, so dass Kamerad Martin jetzt auf das Neustädter Rathaus blickt – heute leider ein sehr trauriger Blick, denn das ehemalige Rathaus verfällt zusehends.
Das zerbrochene Denkmal des 16. Jahrhunderts wurde dem Verein für Altertümer und Geschichte der Grafschaft Mansfeld übergeben. Im Jahre 1882 wurde die einzelnen Bruchstücke durch Eisenklammern verbunden. Heute ist restaurierte Denkmal des Kameraden Martin im Garten des Geburtshauses des Reformators Martin Luther aufgestellt.