Zuletzt geändert am 2. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke
Eisleben hatte bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. Der Zuzug von Menschen jüdischen Glaubens begann im 14. Jahrhundert, wahrscheinlich begünstigt durch den sich entwickelnden Bergbau auf Kupferschiefer und der damit verbundenen Gewerke. Im Jahre 1451 wurde erstmals der JÜDENHOF erwähnt – ein Platz ganz in der Nähe der Synagoge. Die Juden Eislebens hatten, wie an anderen Orten auch, unter ständigen Pogromen und Drangsalen zu leiden.
Auch Martin Luther – der große Sohn der Stadt Eisleben – war bekennender Antisemit und übertraf in seinem Hass gegen die Juden viele seiner Zeitgenossen. 1543 wurde den Juden in Eisleben durch eine Verordnung des Kurfürsten von Sachsen, der zu dieser Oberlehensherr war, das Wohn-, Handels, und Durchzugsrecht entzogen. Die meisten der etwa 50 Eislebener Juden wanderten daraufhin nach Osteuropa aus.
Erst im 18. Jahrhundert zogen wieder Juden – oft Kaufleute – nach Eisleben. Sie bildeten eine schnell wachsende Gemeinde, die im Jahre 1814 einen Gebetsraum im Gebäude Lutherstraße 25 einrichtete. Dieser Ort blieb bis zur unseligen Zeit des Nationalsozialismus das Zentrum der jüdischen Gemeinde in Eisleben. Zeitweise wurden ein Kantor und ein Rabbiner beschäftigt.
Der Kantor hatte seine Wohnung in der Synagoge. Die heutige Synagoge wurde im Jahre 1850 auf den alten Erdgeschossmauern des 1814 gekauften Hauses errichtet. Dach und Obergeschoss wurden abgetragen und in Fachwerkbauweise neu aufgebaut. So wurde Platz für den Betsaal und die Frauenempore geschaffen. In den 1920er Jahren wurden der Eingang und das Treppenhaus baulich verändert.
Dass die Synagoge zu Eisleben heute noch existiert, ist ein Glücksfall. Die während der Reichskristallnacht auch in Eisleben wütende Menge Nationalsozialisten konnten die Synagoge nicht in Brand stecken, denn dies hätte unter den gegebenen städtebaulichen Verhältnissen zwangsläufig zu einem Großbrand geführt ((Die Novemberpogrome – auch bekannt als Reichskristallnacht – leitete die systematische Vernichtung der Juden in Deutschland ein. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden über 1400 Synagogen und Gebetshäuser, tausende Wohnungen und Geschäftshäuser sowie jüdische Grabstätten geschändet und zerstört. Ab dem 10. November wurden Juden in Konzentrationslager eingeliefert und systematisch vernichtet.)).
Allerdings wurde die Synagoge geschändet, Teile des Inventars zerstört und der Kantor Gustav Mosbach misshandelt. 1939 wurde die jüdische Gemeinde von der Regierung enteignet und die Synagoge in private Hand übergeben. Kriegsbedingt musste der geplante Umbau in ein Wohnhaus aber aufgegeben werden.
Im Jahre 1925 hatte die jüdische Gemeinde 88 Mitglieder. Dazu kamen noch 43 aus dem Mansfelder Seekreis, 35 aus dem Mansfelder Gebirgskreis sowie eine nicht genannte Zahl aus den Kreisen Sangerhausen und Artern – zu diesen gehörte auch die Familie des bedeutenden Physikers Harry Dember. Viele von ihnen waren erfolgreiche Kaufleute, Bankiers und Rechtsanwälte. Der zunehmende Antisemitismus der 1930er Jahre, der letztlich in der geplanten Vernichtung der Juden in den Konzentrationslagern endete, führte zur Auswanderung vieler Juden.
1938 lebten in Eisleben nur noch 42 von ihnen. Mindestens 21 wurden während des Holocaust ermordet ((Der Holocaust bezeichnet die massenhafte Vernichtung von Menschen jüdischer Abstammung. Die Nationalsozialisten ermordeten nicht nur deutsche Bürger jüdischen Glaubens sondern auch Juden aus allen während des Zweiten Weltkrieges besetzten Gebieten. Dieser Massenmord wurde systematisch und mit industriellen Methoden betrieben. Um das Ausmaß diesen Massenmordes zu verdeutlichen: Etwa 6 Millionen Juden wurden bis 1945 in den Konzentrationslagern getötet. Der Holocaust ist damit zweifellos das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.)). Damit endete die jüdische Tradition Eislebens. Keiner der emigrierten oder überlebenden Juden kehrte jemals zurück.
Nach 1945 diente die Synagoge zuerst als Notquartier und dann als Neuapostolische Kirche. Später wurden im Gebäude Wohnungen eingerichtet. Da sich zu Zeiten der DDR niemand um die Instandhaltung des Gebäudes kümmerte, war insbesondere das Dach vom Verfall gezeichnet. Durch über Jahrzehnte eindringendes Regenwasser wurde die Bausubstanz der Synagoge schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 2001 erwarb die Stadt Eileben das Haus auf Initiative des eingetragenen FÖRDERVEREIN EISLEBER SYNAGOGE.