Hettstedt – Der Kupferberg mit der Kirche St. Gangolf und dem ehemaligen Hospital sowie Gut und Ortschaft

Zuletzt geändert am 1. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke

Im Jahre 1199 sollen die Bergknappen Nappian und Neucke auf dem Kupferberg bei Hettstedt mit dem Bergbau auf Kupferschiefer begonnen haben. Etwa zur gleichen Zeit wurden hier von den Bergleuten eine kleine Kapelle und ein Hospital errichtet. Geht man heute vom Luisenplatz zur Kirche St. Gangolf, so lässt sich noch ein Hauch des historischen Ortes Kupferberg verspüren. Der Weg zur Kapelle führt über eine enge und steile steinerne Stiege. Die Gassen um die Kapelle sind eng, kaum mit dem Auto befahrbar. Und der gepflegte Pfarrgarten bildet ein harmonisches Ensemble mit der einfachen Gestallt der Kirche St. Gangolf. Dazu kommt ein traumhafter Blick über die Altstadt und die Reste der Stadtmauer von Hettstedt.


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Das Hospital und die Kirche St. Gangolf auf dem Kupferberg

Die Grafen von Arnstein verlegten kurze Zeit später das Hospital aus dem nahen Arnstedt, das deutlich heruntergekommen war, ebenfalls auf den Kupferberg. Dem Hettstedter Hospital kamen dabei die Einkünfte des Arnstedter Hospitals als Stiftung zu Gute. In diesem Hospital wurden alte, gebrechliche und invalide Bergleute untergebracht, die nicht anderweitig versorgt werden konnten. In den folgenden Jahren bekam das Hospital weitere Stiftungen übereignet, unter anderem Waldstücke und Äcker bei Hettstedt, Wiederstedt und Nienstedt sowie Zinseinkünfte in Stangerode, Alterode und Steinbrücken.

Bilder: Die sagenhaften Bergknappen Nappian und Neucke in einer historischen Abbildung. Der Überlieferung nach sollen die beiden aus Sachsen eingewanderten Bergknappen das erste Kupferschiefer gefunden und so den Kupferschieferbergbau im Mansfelder Land begründet haben. Die Bilder sind gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bilder: Die sagenhaften Bergknappen Nappian und Neucke in einer historischen Abbildung. Der Überlieferung nach sollen die beiden aus Sachsen eingewanderten Bergknappen das erste Kupferschiefer gefunden und so den Kupferschieferbergbau im Mansfelder Land begründet haben.
Die Bilder sind gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bereits 1255 wurde das Hospital mit der zugehörigen Kirche in ein Jungfrauenkloster des Augustiner-Ordens umgewandelt. Mechthild von Arnstein befand damals, dass mit der Umwandlung des Spitals für arme und schwer kranke in ein Kloster die Stiftung besser angelegt wäre. Damit endet die Geschichte des Hospitals auf dem Kupferberg. Die Umwandlung des Spitals in ein Kloster wurde übrigens vom streng protestantischen Mansfelder Chronisten Cyriacus Spangenberg im 16. Jahrhundert mit Unverständnis kommentiert: “Wie denn um diese Zeit diese Meinung allbereit durch die Mönche den Leuten hart eingebildet war, dass man mit Klosterstiftungen größeren Gotteslohn, denn mit Almosen, so den Armen gegeben würden, verdienen könnte.”

Bild: Die Stiege vom Luisenplatz zum Kupferberg in Hettstedt.

Bild: Die Stiege vom Luisenplatz zum Kupferberg in Hettstedt.

Es muss aber bald zu gewissen Problemen mit dem Standort oder dem Bau des Klosters gekommen sein, denn nur ein Jahr später wurde das Kloster durch Walther von Arnstein nach Oberwiederstedt verlegt, wo sofort mit dem Klosterbau begonnen wurde. Die Nonnen blieben aber erst einmal auf dem Kupferberg. Im Jahre 1261 konnten sie nach Ober-Wiederstedt übersiedeln. Das Kloster auf Hettstedter Kupferberg wurde endgültig aufgegeben und in einen Wirtschaftshof verwandelt. Die Kapelle auf dem Kupferberg wurde zur Pfarrkirche für den Kupferberg und Ober-Wiederstedt. Kirchenrechtlich blieb die Kirche St. Gangolf bis 1884 zu Wiederstedt gehörig.

Erst in diesem Jahr wurde sie der Pfarre in Hettstedt zugeschlagen. 1895 erhielt die Kirche St. Gangolf eine Orgel, die der Orgelbauer Wilhelm Rühlemann errichtete. Die Kirche diente bis 1972 der evangelischen Kirchengemeinde als Gotteshaus. Danach fanden keine Gottesdienste mehr in St. Gangolf statt und die Kirche verfiel zusehends. 1992 kam die Stadt Hettstedt durch Schenkung in Besitz der Kirche. 1995 wurde ein Förderverein gegründet, dem zu verdanken ist, dass die Kirche restauriert und auch die Rühlemann-Orgel wieder aufgebaut wurde.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Bild: Die Kapelle St. Gangolf auf dem Kupferberg von Hettstedt.

Das Gut Kupferberg

1530 begann ein Amtsherr der Grafen von Mansfeld, Caspar Röder, mit dem Bau eines stattlichen Wohnhauses auf dem Kupferberg, das dieser innerhalb weniger Jahre zu einem Gut entwickelte. Caspar Röder kaufte zu diesem Zweck vom Kloster Ober-Wiederstedt einige Grundstücke in seiner Nachbarschaft. Im Jahre 1539 überließen die Grafen von Mansfeld ihrem Verwalter das Gut als erbliches Eigentum. 1584 kaufte jedoch der Oberaufseher der Grafschaft Mansfeld, Otto von Dieskau, das Gut von der Familie Röder und belehnte einen Volrath von Krosigk damit. Das Gut blieb bis 1618 in Besitz der Familie von Krosigk. Danach war die Familie von Hoym bis 1658 Besitzer des Gutes.

In diesem Jahr kaufte ein Georg Caspar Engelmann das Gut. Möglicherweise ist auf diese Person auch der noch heute gebräuchliche Name Engelgarten zurückzuführen. Schon 1559 kam die Familie von dem Busche, die auch das Gut im nahen Walbeck besaß, an das Gut auf dem Kupferberg. Das Gut wurde seit dieser Zeit von Walbeck aus verwaltet. Das Gut erstreckte sich etwa auf der Fläche, die heute durch die Wipper, den Plattenberg, die Kupferbergstraße und die Hohe Straße eingeschlossen wird.

Die Ortschaft Kupferberg

Der Kupferberg war lange Zeit ein eigenständiger Ort neben Hettstedt. Der Ortskern wurde durch die Wipper, die heutige Kupferbergstraße, die Hohe Straße und den Luisenplatz gebildet. Der Ort Kupferberg grenzte damit unmittelbar an das flächenmäßig deutlich größere Gut. Mittelpunkt des Ortes war die Kirche St. Gangolf. Es gab in den Jahren der Eigenständigkeit des Kupferberges immer wieder Streitigkeiten mit Hettstedt, unter anderem wegen des Ausschankes von Bier und Wein auf dem Kupferberg.

Der Rat von Hettstedt verbot 1490 sogar seinen Bürgen, auf dem Kupferberg Bier zu trinken oder nach Hettstedt zu holen. Der Bier- und Weinstreit zog sich über viele Jahre hin, wobei die Hettstedter Ratsherren durchaus berechtigte Sorgen um den Verfall der Sitten ihrer Bürger hatten. 1517 brannten innerhalb weniger Tage insgesamt 12 Wohnhäuser und einige Stallungen und Scheunen ab. Die Ursache war Brandstiftung. Drei Brandstifter wurden gefangen genommen und für ihre Tat mit dem Feuertod bestraft. Ursache der Brandstiftung soll Rache wegen eines Schrankes, den der Probst von Wiederstedt wegen nicht gezahlter Abgaben beschlagnahmen ließ, gewesen sein.

Die Schenke auf dem Kupferberg, die so genannte Sorge, war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer wieder der Schauplatz von Mord und – sehr zum Leidwesen der Kirchenobrigkeit – auch von Prostitution und kräftigen Saufgelagen. Allein 1556 gab es im Gasthaus Sorge innerhalb kurzer Zeit vier Totschläge. Der Wirt beherbergte mehrere Prostituierte und einen Dieb. Auch soll einer der Gäste des Wirtshauses zwei Jahre nicht zu Hause aufgetaucht sein. Aber auch die Kirche hatte wenig Grund zur Kritik an den Zuständen auf dem Kupferberg: Der Pfarrer der Kirche St. Gangolf verlieh große Mengen Kirchengeldes gegen Zinsen.

Noch 1570 wurde bei einer Visitation befunden, dass der Pfarrer ein Trunkenbold sei und nach wie vor Geld verlieh. Dem Pfarrer wurde übrigens von seinem Superintendenten nicht vorgeworfen, dass er Geld gegen Zinsen verliehen hatte, sondern nur dass die Kreditnehmer nicht genügend Sicherheiten vorweisen konnten. Auch 1581 gab es noch Klagen wegen Hurerei und etlichen zwielichtigen Personen auf dem Kupferberg. Die Lage der Schenke und der aufstrebende Bergbau haben wohl dafür gesorgt, dass sich auch zwielichtige Leute niederließen. Obendrein verweigerten die Bewohner des Kupferberges immer wieder die Anwesenheit bei Kirchenvisitationen (siehe dazu Fußnote 1).

Bereits im 16. Jahrhundert wütete mehrfach die Pest in Hettstedt und auf dem Kupferberg. Auch im Gefolge des Dreißigjährigen Kriegs brach immer wieder die Pest aus. 1627 wurden 29 Häuser und 6 Scheunen mit allen eingelagerten Vorräten von abziehenden Landsknechten niedergebrannt. 1644 hatte der Kupferberg gerade noch 50 Einwohner. Auch am Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Einwohner des Kupferberges von der Pest heimgesucht. Außerdem wurden die Menschen durch das ungünstiger werdende Klima zusätzlich gepeinigt. Einige ungewöhnlich strenge Winter mit extremem Frost und besonders trockene Sommer sowie Mäuseplagen setzten den Bewohnern durch darauf folgende Hungersnöte schlimm zu. Am 19. April 1879 wurde der Kupferberg nach Hettstedt eingemeindet. Ab 1880 waren die Einwohner des Kupferberges verpflichtet, ihre Steuern an die Stadt Hettstedt abzuführen. Heute ist der Kupferberg ein selbstverständlicher Teil der Stadt Hettstedt. Jenseits der Wipper stehen zwar noch Reste der Hettstedter Stadtmauer, aber diese wirkt heute nicht mehr feindlich und abweisend sondern wie ein romantischer Zeuge einer längst vergangenen Zeit.

Bild: Das historische Stadttor Cops du Garde oder Kordegarre in Hettstedt vom Luisenplatz aus gesehen.

Bild: Das historische Stadttor Cops du Garde oder Kordegarre in Hettstedt vom Luisenplatz aus gesehen.

Externe Links:
Die offizielle Internetseite der Stadt Hettstedt
http://www.hettstedt.de
Die Gangolfkirche auf dem Kupferberg – GANGOLFVEREIN HETTSTEDT
http://www.gangolfverein.de

Weiterführende Literatur:
Dr. Hermann Schotte,
Ev. Kirchengemeinde St. Marien Wippra (Hrsg.):
Rammelburger Chronik,
Verlag Steffen Iffland, Nordhausen
2006
ISBN 3-9808937-6-6

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