Zuletzt geändert am 9. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke
Wassereinbrüche waren in den Kupferschieferschächten im Mansfelder Revier immer schon ein Problem. Für die Wasserhaltung wurden seit Jahrhunderten hohe finanzielle Mittel aufgewandt – eine Voraussetzung für den sicheren Kupferschieferbergbau in der Mansfelder Mulde. Es wurden teils lange Stollen zur Entwässerung der Schächte angelegt. Für das Mansfelder Revier hatte der Schlüsselstollen von Eisleben nach Friedeburg mit 31 Kilometern Länge eine besondere Bedeutung.
Aus den tiefer liegenden Schächten wurde das Wasser mittels verschiedener Pumpen auf das Niveau der Entwässerungsstollen gehoben und floss dann durch das natürliche Gefälle der Stollen erst in den Schlüssellochstollen und dann in die Saale ab. Zusätzlich gab es sogenannte Kapselfelder, die zur Aufnahme von Wassermengen dienten, die kurzzeitig die Kapazität der Pumpenanlagen überstiegen.
Manchmal konnte aber auch die beste Technik schwere Unglücke nicht verhindern. In den 1950er Jahren wurde der Otto-Brosowski-Schacht bei Siersleben gleich von zwei schweren Wassereinbrüchen heimgesucht. Ein erster Wassereinbruch fand am 9. März 1952 statt. Dabei strömten etwa 20.000 Liter Wasser pro Minute in die 8. Sohle des Otto-Brosowski-Schachtes. Ob dabei Menschen zu schaden kamen, ist dem Autor nicht bekannt.
Eine sehr gefährliche Situation entstand nur wenige Jahre später: Am 17. September 1958 arbeiteten 63 Bergleute auf Sohle 7. Auf dem Niveau der 5. Sohle schossen schlagartig gewaltige Mengen Wasser aus einer Schlotte. Die Bergleute der 7. Sohle befanden sich dadurch in Lebensgefahr. In einer 15-stündigen Selbstrettungsaktion konnten sich aber alle Kumpel über den Niewandt-Schacht – er liegt eigentlich nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt bei Siersleben – retten.
Dieser Wassereinbruch war sicher einer der schwersten im Mansfelder Revier. Eine nachträgliche Untersuchung zeigte, dass sich das Unglück schon lange angebahnt hatte. Es waren immer wieder Tropfstellen oder Rinnsale erkennbar. Es wurde auch klar, dass der höchste Wasserzufluss an Stellen war, an denen Steinsalz lagerte. Immerhin zog der Betreiber, das VEB MANSFELD KOMBINAT WILEHELM PIECK, seine Lehren aus diesem Unglück. Von nun an wurden Wasserzuflüsse regelmäßig kontrolliert und chemisch analysiert sowie der Abbau im Steinsalz vermieden.
Es wird heute gelegentlich kolportiert, dass die Schließung des Otto-Brosowski-Schachtes etwas mit dem Wassereinbruch des 17. September 1958 zu tun gehabt hätte. Das stimmt aber nicht. Zwar kam es durch den Wassereinbruch zeitweise zu Produktionsausfällen, aber geschlossen wurde der Otto-Brosowski-Schacht erst am 11. Dezember 1969. Die Schließung des Otto-Brosowski-Schachtes war seit 1953 – im Rahmen des sogenannten Gorkin-Planes – beschlossene Sache. Der Gorkin-Plan umfasste unter anderem die schrittweise Stillegung der Schächte im Mansfelder Revier und die Verlagerung des Bergbaues auf Kupferschiefer in das Sangerhäuser Revier.