Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke
Wolfgang von Anhalt-Köthen ist ein weiterer wichtiger Vertreter der Fürsten von Anhalt, der sich mit seiner ganzen Kraft für die Reformation einsetzte. Als Zeitgenosse des Grafen Albrecht VII. von Mansfeld-Hinterort hat auch er die Ächtung und den zeitweisen Verlust seiner Güter hinnehmen müssen. Wolfgang von Anhalt-Köthen wurde am 01.08.1492 in Köthen geboren. Sein Vater war Fürst Waldemar VI. von Anhalt und seine Mutter Margarete von Schwarzburg. Sein Vater setzte ihn 1507 als Vogt über die Reichsabtei Gernrode ein, um ihn auf seine zukünftige Aufgabe als Fürst vorzubereiten.
1508 starb Waldemar VI. und Wolfgang übernahm die Regierungsgeschäfte im Köthener Anteil des anhaltinischen Landes. Damit hatte er die Macht über die Ländereien um Coswig, einen Teil von Zerbst, Bernburg, Köthen, Sandersleben, Ballenstedt und Dornburg. Nach 1513 trat Wolfgang in den Dienst der sächsischen Ernestiner ((Im Jahre 1485 teilten sich die Wettiner im Leipziger Vertrag in die Ernestiner, die in Meißen und Sachsen regierten, und die Albertiner, die in Thüringen regierten. Die Ernestiner stellten den Kurfürsten. 1513 heiratete eine Schwester Wolfgangs den sächsischen Herzog Johann den Beständigen. Dieser wurde später Kurfürst von Sachsen.)). Seine Leistungen müssen hervorragend gewesen sein, denn er avancierte bald zum Geheimen Rat. In dieser Eigenschaft reiste er 1521 nach Worms, um Martin Luthers Reden auf dem Reichstag zu hören. Möglicherweise war Wolfgang vom Auftreten Luthers so beeindruckt, dass er die Ausbreitung der Reformation in seinen Ländereien wohlwollend duldete. Ab 1525 stellte er sich offen auf die Seite der Reformationsbewegung.
Im Bauernkrieg 1525 kämpfte Wolfgang gegen die aufständischen Bauern. Die Bauern wollten unter Führung des charismatischen Predigers Thomas Müntzer, der auf Schloss Allstedt seine berühmte Fürstenpredigt gehalten hatte, ihre Lebensverhältnisse verbessern und aus der Rechtlosigkeit herauskommen. An der Schlacht bei Frankenhausen, in der die Bauern vernichtend geschlagen wurden, hatte Wolfgang aber keinen Anteil. Während er einerseits Klöster vor den plündernden Bauerntruppen schützte, nutzte er anderseits die Gunst der Stunde und beschlagnahmte einige Klöster, die auf seinem Territorium lagen, samt ihren Besitztümern. 1526 reformierte er die Kirchen in seinem Land. In den folgenden Jahren setzte er sich deutlich für die Sache der Reformation ein.
1530 war er einer der Unterzeichner des Augsburger Bekenntnisses, das von Philipp Melanchton vor dem Reichstag verlesen wurde. 1531 gründete er gemeinsam mit anderen protestantisch gesinnten Fürsten den Schmalkaldischen Bund ((Der Schmalkaldische Bund wurde am 15.02.1531 in Schmalkalden/Thüringen von protetantischen deutschen Adeligen als Gegenpol der katholischen Habsburger gegründet. Die Adeligen, unter ihnen derKurfürst von Sachsen, waren zu der Überzeugung gekommen, dass sich ihre Interessen – nicht nur religiöse – nur mit Waffengewalt durchsetzen ließen. Wegen politischer Notwendigkeiten – die Türken stürmten gegen Europa an – wurde im Juli 1532 der Nürnberger Religionsfriede geschlossen. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 wurden die Angehörigen des Bundes durch Truppen Kaiser Karl V. geschlagen. Der Schmalkaldische Bund wurde darauf hin aufgelöst.)). Fürst Wolfgang beteiligte sich 1546 aktiv an der Seite der protestantischen Fürsten am Schmalkaldischen Krieg. Er nahm an der Schlacht bei Mühlberg 1547, die für die Protestanten mit einer Niederlage endete, teil. Wolfgang wurde nach dieser Schlacht in Acht und Bann gelegt, verlor sein Fürstentum und seinen Besitz und musste sein Land verlassen. Mit dem Fürstentum wurde Siegmund von Ladron durch den Kaiser belehnt. Allerdings kaufte Friedrich IV. Reuß von Plauen – er war ein Neffe des Fürsten Wolfgang – das Fürstentum und überließ es Wolfgang zur Nutzung.
Um 1550 fand Wolfgang – noch immer in den Diensten der sächsischen Ernestiner stehend – Zugang zu den Albertinern. Ihm gelang eine Aussöhnung zwischen den beiden ehemals verfeindeten Familien. 1552, im Zusammenhang mit dem Passauer Vertrag, wurde die Ächtung aufgehoben und Wolfgang erhielt offiziell sein Fürstentum zurück. Allerdings wurde das Land bereits 1554 erneut von einem Krieg heimgesucht, als Heinrich der Jüngere von Braunschweig in einem Rachefeldzug den Harz heimsuchte ((Fürst Wolfgang und Herzog Heinrich hatten bereits auf dem Reichstag zu Worms 1521 miteinander zu tun. Beide traten währen der dort durchgeführten Ritterturniere gegeneinander an. Beide sollen mit scharfen Lanzen gegeneinder geritten sein und beide wurden schwer verletzt. Die Kirche sah diese Ritterspiele übrigens nicht gern. Das hielt die Ritter aber nicht von den Turnieren ab.)). 1562 verzichtete Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen auf die Herrschaft. Da er unverheiratet und kinderlos blieb, übergab er sein Fürstentum an die Dessauer Linie. Ende März 1566 starb Wolfgang von Anhalt-Köthen in Zerbst, wo er ab 1564 in äußerst bescheidenen Verhältnissen lebte.