Zuletzt geändert am 28. November 2012 von Birk Karsten Ecke
Die kleine Stadt Mansfeld liegt im Tal unter dem gleichnamigen Schlosse und seinem gegenüberliegen Hang. Mansfeld hat heute mit seinem Stadtteil Leimbach etwa 8.400 Einwohner, mit den nach der Wende eingemeindeten Orten kommt die Einheitsgemeinde auf insgesamt etwa 10.000 Einwohner. Bedingt durch die geografische Lage hat Mansfeld teils enge und stark geneigte Gassen. In Mansfeld hat der Reformator Martin Luther einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht – und wie seinerzeit wird die Stadt noch heute von Schloss Mansfeld – einst eine der stärksten Festungen in Deutschland – überragt.
Im folgenden wird nur auf Mansfeld eingegangen. Die einst eigenständige Stadt Leimbach wird an dieser Stelle nicht betrachtet.
Zur Geschichte der Stadt Mansfeld
In einer Urkunde aus dem Jahre 1400 ist Mansfeld als VALLIS MANSFELD – also TAL MANSFELD – verzeichnet, was die Topographie des Ortes treffend beschreibt. Eine Kirche zu Mansfeld wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, weshalb davon auszugehen ist, das hier schon weit früher eine Ansiedelung bestanden hat. Wann Mansfeld das Stadtrecht erhalten ist, ist heute nicht mehr genau zu ermitteln. 1408 hat die Stadt aber bereits einen Mauerring mit einer nicht mehr eindeutigen Anzahl Türmen gehabt. Der berühmte Kupferstich vom Schloss Mansfeld des Matthäus Merian zeigt zwei Türme, und zwar im nördlichen Teil der Stadt. Da aber der südliche Teil Mansfelds nicht dargestellt ist, kann über die Anzahl dort nur spekuliert werden. Auf einer Handskizze des Cyriacus Spangenberg sind auf der besagten Nordseite jedenfalls 2 Türme eingezeichnet – dazu noch drei auf der Südseite.
Mansfeld war damals in vier Stadtviertel aufgeteilt: das Stadtviertel, das Unterthalviertel, das Teichviertel und das Neumarktsviertel. Ursprünglich wird Mansfeld aber nur aus dem Stadtviertel bestanden haben. Die Stadt wurde durch drei Schultheißen und neun Ratsherren – die auch Thalherren genannt wurden – verwaltet. Man leistete sich auch einen Stadtschreiber. Je ein Schultheiß und drei Ratsherren bildeten im jährlichen Wechsel ein Ratsmittel, das die Stadt verwaltete. Hans Luder, der Vater Martin Luthers, war ab 1491 ein Mitglied dieses Rates.
Eine wichtige Erwerbsquelle der Bürger Mansfelds waren der Bergbau auf Kupferschiefer, die Verarbeitung des Erzes in den Kupferhütten und der Handel mit Kupfer. Aus diesem Grund zog 1884 auch die Familie Hans Luder von Eisleben nach Mansfeld umgezogen. Hans Luder war in Mansfeld Hüttenmeister und auch nach heutigen Maßstäben durchaus wohlhabend. Er kaufte sich um 1481 ein Anwesen mit einem repräsentativen Haus in der heutigen Lutherstraße 24. Martin Luther ging hier in Mansfeld – gegenüber der Kirche St. Georg – zur Schule ((Die Schule Martin Luthers gibt es heute so nicht mehr. 2001 wurde auf den historischen Fundamenten ein Neubau errichtet, der aber im wesentlichen wie die alte Schule aussieht.)). Ein weiterer – ebenfalls sehr einträglicher – Erwerbszweig war das Brauen von Bier.
Bier war ein Grundnahrungsmittel und wurde in größeren Mengen getrunken als heute. Durch den BIERZWANG waren elf umliegende Dörfer gebunden, ihr Bier ausschließlich in Mansfeld zu beziehen. Diese Dörfer waren (in alphabetischer Reihenfolge):
- Annarode
- Biesenrode
- Blumerode
- Gorenzen
- Gräfenstuhl
- Klostermansfeld
- Möllendorf
- Piskaborn
- Vatterode
- Wimmelrode
- Ziegelrode
Beide Haupterwerbszweige brachten die Kleinstadt zu beträchtlicher Blüte. Die Grafen von Mansfeld erlaubten 1586 zwei Jahrmärkte und einen Viehmarkt pro Jahr. Der Wohlstand ging in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges allerdings vollständig verloren. Wie viele andere Städte in Mitteldeutschland wurde Mansfeld in großen Teilen zerstört. Allerdings zeigt der Kupferstich von Merian keine zerstörten Gebäude – und das nur 2 Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges sowie oft in den engen Gassen wütende Stadtbrände sind wohl der Grund dafür, das heute kaum noch wirklich historische Gebäude in Mansfeld zu finden sind, abgesehen vielleicht von der Kirche St. Georg, dem noch stehenden Teil des Anwesens der Familie Luther sowie dem Georgshospital.
Als im Jahre 1780 der letzte Graf von Mansfeld verstarb, ging die Stadt an das preußische Herzogtum Magdeburg – und zwar als Immediatstadt in direkter Unterstellung unter die Regierung des Herzogtums. Während der Zeit der Napoleonischen Kriege war Mansfeld Teil des Königreiches Westphalen, das von Jérôme Bonaparte ((Jérôme Bonaparte war der jüngste Bruder von Napoleon Bonaparte. Er regierte in Kassel-Wilhelmshöhe und wurde von seine hessischen Untertanen verächtlich KÖNIG LUSTIK genannt, denn er lernte nie richtig die deutsche Sprache. Nach dem jähen Ende seines Königreiches nach der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 durfte er mit Erlaubnis seines Schwiegervaters König Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg immerhin den Titel Prinz von Montfort tragen.)) regiert wurde. Nach der Zerschlagung des Königreiches durch den Wiener Kongress 1814/1815 wurde Mansfeld am 1. Oktober Sitz des neu gegründeten Mansfelder Gebirgskreises ((Sitz des benachbarten Mansfelder Seekreises war die größere und bedeutendere Stadt Eisleben.)).
Dieser Kreis gehörte zum Regierungsbezirk Merseburg in der preußischen Provinz Sachsen. Entsprechend war die kleine Stadt auch Aufmarschpunkt von SA und SS. Kreisleiter war zeitweise Ludolf von Alvensleben – auch Bubi genannt. Der Zweite Weltkrieg endete für die Stadt Mansfeld und den Manfelder Gebirgskreis mit der Besetzung durch amerikanische Soldaten. Erst im Juli 1945 rückten Soldaten der Roten Armee im Mansfelder Gebirgskreis ein – völlig planmäßig gemäß den Beschlüssen der Konferenz von Jalta – und die Amerikaner zogen ab.
Den Status als Sitz der Kreisverwaltung verlor Mansfeld im Jahre 1950, als der Mansfelder Gebirgskreis in den Mansfelder Seekreis integriert wurde. Kurze Zeit später, im Jahre 1952, wurde im Zuge einer großen Kreisreform der Kreis Hettstedt gebildet, zu dem nun auch die Stadt Mansfeld gehörte. Mansfeld und Leimbach bildeten nun eine administrative Einheit mit der vollkommen irreführenden Bezeichnung Mansfeld/Oberstadt (für Mansfeld) und Mansfeld/Unterstadt (für Leimbach). Seit 1996 darf sich Mansfeld durch einen Erlass des Innenministeriums des Landes Sachsen-Anhalt mit dem Beinamen LUTHERSTADT schmücken. Doch Manfeld hat einen weiteren berühmten Sohn: den Arzt, Geologen und Botaniker Franz Wilhelm Junghuhn, der hier am 26.10.1809 das Licht der Welt erblickte.
Das Anwesen der Familie Luder oder Luther
In der jetzigen Lutherstraße 24 kauften sich im Jahre 1484 Hans und Margarethe Luder ein für damalige Verhältnisse stattliches Anwesen. Hans Luder kam ursprünglich aus Möhra in Thüringen. Er lebte dann in Eisleben, wo im Jahre 1483 sein Sohn Martin Luther das Licht der Welt erblickte. Hans Luder war Hüttenmeister und wurde offenbar durch den seinerzeit blühenden Bergbau auf Kupferschiefer in die Kleinstadt Mansfeld gelockt. Hier brachte er es zu einem ansehnlichen Wohlstand und zu gesellschaftlicher Anerkennung. Hans Luder wurde einer der Ratsherren von Mansfeld. Martin Luther verbrachte auf dem Grundstück seine Kindheit und einen Teil seiner Jugend, bevor er auf die Domschule nach Magdeburg ging.
Da Martin Luther für sich einen anderen Lebensplan hatte, übernahm im Jahre 1530 nach dem Tode Hans Luthers das Grundstück Jakob Luther. Im Besitz der Nachkommen Jakob Luthers war das Anwesen bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Heute steht allerdings nur noch ein spärlicher Rest der Gebäude des Hans und Jakob Luder. Im Jahre 1805 ließ der Stadtrichter Honigmann einen Großteil der Gebäude abreißen. Von der historischen Bebauung blieb nur das Gebäude an der Straße – das heute so genannte Lutherhaus – bestehen. 1880 kauften Verehrer des Reformators das Haus und richteten es wieder her. 1889 erhielt es die Kirchengemeinde zu Mansfeld als Schenkung. Als 2003 eine umfassende Sanierung der Altstadt durchgeführt wurde, nahm man auch eine archäologische Sicherung des Areals um das Lutherhaus vor. wurden einige Grundmauern und ein Kellergewölbe aus der Zeit Hans Luders freigelegt. Es kamen auch Reste von Gebrauchsgegenständen sowie Lebensmittelabfälle zum Vorschein. Besonders spektakulär war ein Fund von 260 Silbermünzen.
Die Stadtkirche St. Georg zu Mansfeld
In zentraler Lage der Altstadt von Mansfeld liegt die Kirche St. Georg, deren Alter sicher bis in das 13. Jahrhundert zurückgeht. In dieser Kirche hat der spätere Reformator Martin Luther als Kind erstmals die Predigt gehört und selbst das Vaterunser gebetet. Im Jahre 1497 wurden einige bedeutende bauliche Veränderungen an der Kirche vorgenommen. Das Äußere der Stadtkirche zu Mansfeld wird von ihrem Turm, dessen Stumpf offenbar noch aus romanischer Zeit stammt, geprägt. Das Innere dieser Kirche ist ausgesprochen geschmackvoll und nicht zu spartanisch ausgestattet. Im Kirchenschiff befinden sich zum Teil kunstvoll gestaltete Grabmale der Grafen und Gräfinnen von Mansfeld. Ansehnlich ist auch die Kanzel, die von einem aus Holz geschnitzten Heiligen Georg, dem Wappen Mansfelds, getragen wird. An der Südseite des nimmt ein imposantes Denkmal die gesamte Höhe des Kirchenschiffes ein. Dieses Grabmal ist sehr prunkvoll ausgestattet – zumal wenn man bedenkt, wie hoch die Grafen von Mansfeld zu jener Zeit verschuldet waren. Wenn man diese Kirche aus der Ferne, insbesondere von der nahe gelegenen Rabenskuppe betrachtet, so wirkt sie inmitten der Felder und vor dem noch heute dominieren Schloss Mansfeld etwas verloren. Wie mag nur dieser Eindruck früheren Jahrhunderten gewesen sein, als die Festung Mansfeld eines der mächtigsten Fortifikationswerke in Deutschland war?
Impressionen aus der Altstadt von Mansfeld
Externe Links:
Die offizielle Internetseite der Einheitsgemeinde Stadt Mansfeld
http://www.mansfeld.eu
Weiterführende Literatur:
Meller, H. (Hrsg.)
Zu Tisch bei Martin Luther
© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltISBN 978-3-8062-2253-1