Zuletzt geändert am 29. November 2012 von Birk Karsten Ecke
Lassen Sie sich von mir zu einem Spaziergang um die historische Stadtmauer der Stadt Aschersleben einladen. Aschersleben konnte – anders als andere Städte in Deutschland – seine mittelalterliche Stadtmauer weitgehend erhalten. Ihre Länge betrug einst ungefähr 2.300 Meter. 15 Wehrtürme entlang der Befestigungsgmauer sind bis heute erhalten. Zum Befestigungssystem der mittelalterlichen Stadt Aschersleben gehörten auch 12 Beobachtungstürme – sogenannte Warten – an exponierten Stellen außerhalb des Stadtgebietes.
Die Stadt Aschersleben im Mittelalter
Zuvor sei mir noch ein Exkurs in die Geschichte der Stadtverwaltung, der Wirtschaft und des Kriegswesens der Stadt Aschersleben im Mittelalter gestattet. Die Geschichte der Stadtmauer der Stadt Aschersleben geht bin in das Jahr 1266 – dem Jahr der Verleihung des Stadtrechtes – zurück. Im Laufe der Jahrzehnte bekamen die Bürger Ascherslebens immer größere Freiheiten zugebilligt, sodass die Stadt im 15. Jahrhundert im Prinzip eine Freie und Reichsstadt war – wenn auch ohne offiziellen Status und Anerkennung. Die Erlangung städtischer Freiheiten ging mit der Schaffung einer städtischen Verfassung einher. Im Jahre 1377 erließen der RAT DER STADT ASCHERSLEBEN und ein Gremium aus Bürgersprechern und GEMEINE BURDING (gemeint sind wahrscheinlich einfache Bürger – der Autor) einige wichtige Verordnungen. 1413 wurde durch die GESCHWORENEN des Rates eine Art Ehrenkodex erlassen, der unter anderem das Verhalten bei Abstimmungen über Belange naher Verwandter regelte. Ab 1531 wurde Aschersleben von insgesamt 30 Ratsmännern, die ihr Amt ein Leben lang ausübten und von der Bürgerschaft gewählt wurden, verwaltet. Diese Verwaltung wurde DER EWIGE RAT genannt. Vorher wurde Aschersleben von 6 Vertretern der Gilden und von 6 Vertretern der Bürger regiert ((Es ist ganz klar, dass bei dieser Machtverteilung Korruption und Klüngel nicht ausblieben. Es gab immer wieder Zusammenrottungen unzufriedener Bürger bis hin zur öffentlichen Forderung nach Untersuchungen über die inneren Zustände der Stadtverwaltung im Jahre 1696. Diese Umstände führten im Jahre 1704 zur Einmischung des Kurfürsten in die Angelegenheiten der Stadtverwaltung. Eine Kommission gestaltete nach eingehenden Untersuchungen die Verfassung um und setzte einen eigenen EWIGEN RAT ein. Mit den PREUSSISCHEN REFORMEN wurde die Verfassung Ascherslebens durch die PREUSSISCHE STÄDTEORDNUNG (Stein-Hardenbergsche Reformen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806) abgelöst.)).
Wirtschaftlich war die Stadt Aschersleben bis in das 16. Jahrhundert sehr erfolgreich. Die Stadt beherbergte Kaufleute, Schuhmacher, Bäcker und Fleischer, Schmiede und Schneider sowie Krämer (in diesem Zusammenhang als Kleinhändler für den Endverbraucher zu sehen – B.E.) und viel später im 18. Jahrhundert auch Leineweber. Wegen seiner wirtschaftlichen Bedeutung war Aschersleben eine HANSESTADT – zumindest bis 1518 auf dem Hansetag zu Lübeck, als man sie mit anderen Städten wie etwa Stendal, Halberstadt und Breslau als ABGEDANKT UND ABGESCHNITTEN aus der HANSE ausschloss. Der Niedergang der Stadt Aschersleben als Handelszentrum hat aber wahrscheinlich schon in letzten Drittel des 15. Jahrhunderts begonnen, als im Jahre 1467 die Zahl der Märkte auf vier pro Jahr eingeschränkt wurden. Als Begründung wurden die unruhigen Zeiten genannt. Vorher dürften weit mehr Markttage stattgefunden haben. Die nicht mehr vorhandene kaiserliche Zentralgewalt und die unselige Kleinstaaterei in Deutschland begann sich allenthalben negativ auszuwirken.
Die oben genannten Umstände bewirkten eine für damalige Verhältnisse starke Befestigung der Stadt. Insbesondere das 14. Jahrhundert war für Aschersleben eine Zeit großer und äußerlich herangetragener blutiger Unruhen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Stadt Aschersleben begannen im Jahre 1326, was die Stadt zum Abschluss mehrerer Bündnisse mit anderen bedeutenden naheliegen Städten wie Quedlinburg und Halberstadt – beide hatten ähnliche Probleme – bewegte. Auf die Befestigung der Stadtmauern wurde höchstes Augenmerk gerichtet. Das Selbstbewusstsein der Bürger ging soweit, dass auch die Abgrenzung zur BURG ASCHERSLEBEN – bis 1366 nur durch eine dünne Mauer von der Stadt getrennt – durch eine feste Mauer abgetrennt wurde. Um die Stadt herum wurden als Vorposten nicht weniger als 12 Warten – also befestigte Wachtürme an strategisch wichtiger Stelle – errichtet. Ascherleben leistete sich einen STADTHAUPTMANN, der ein den kriegerischen Umständen entsprechende Zahl an Söldnern befehligte. Während der HUSSITENKRIEGE hatte zum Beispiel Hauptmann Heinrich von Schierstedt 29 Mann dauernd unter Waffen. Unter Umständen wurden auch Bürger der Stadt Aschersleben mit ihren Waffen zur Verteidigung ihrer Stadt herangezogen und auch zur Haltung und Verpflegung eines für den Kriegseinsatz geeigneten Pferdes verpflichtet. Zudem waren alle wehrfähigen Bürger verpflichtet, eine Büchse und einen Spieß oder eine Hellebarde zu besitzen. Zudem gab es im Rathaus ein Arsenal an verschiedenen Waffen bis hin zu drei größeren Kanonen, die 1522 in Braunschweig gegossen wurden.
Damit genug zu den städtischen Verhältnissen in Aschersleben bis zum 16. Jahrhundert. Lassen Sie uns zu dem Rundgang um die etwas mehr als zwei Kilometer lange Stadtmauer aufbrechen. Wir werden unseren Rundgang am großen zentralen Parkplatz an der Vorderbreite beginnen und auch beenden. Dort steht auch als markantes Wahrzeichen der im Jahre 1380 erbaute JOHANNISTORTURM. Von den ehemals 51 Stadttürmen sind heute übrigens noch 15 Stück erhalten. Die heute noch erhaltenen Teile der Stadtmauer zeigen im Wesentlichen einen einheitlichen Aufbau. Die Mauerstärke beträgt in der Regel etwa 1 Meter. Die Höhe der Mauer etwa 8 Meter. Charakteristisch ist auch die Brüstung der Mauer, die auf der Außenseite auf konsolengetragenen Rundbögen ruht. Diese Rundbögen sind meist knapp unter 1 Meter breit und etwas über 0,5 Meter hoch. Die Brüstung kragt etwa 0,3 Meter über die Mauer heraus. Dazu kommen die charakteristischen sich abwechselnden Schießscharten: eine mit einem senkrechten Schlitz und einem kreisrunden Loch und die darauf folgende mit einem senkrechten Schlitz und einer waagerechten Querspalte. Damit kam man der damaligen Bewaffnung der Schützen entgegen, denn die erstgenannten SCHIESSSCHARTEN waren für Gewehrschützen und die zweitgenannten – sogenannte MAULSCHARTEN – waren für Armbrustschützen optimiert. Der Abstand der Schießscharten war so gewählt, dass die Schützen in sicherer Deckung nachladen konnten. Die Schießscharten waren außen durch starke Blechplatten verschließbar. Am Johannistorturm – aber auch an verschiedenen Stellen der JOHANNISPROMENADE – kann der Aufbau der Stadtmauer bequem studiert werden.
Der Johannistorturm
Der Johannistorturm ist zweifellos der mächtigste der erhaltenen Türme der Stadtmauer Aschersleben und neben der imposanten Kirche St. Stephani eines der Wahrzeichen der Stadt. Der Johannistorturm war dazu bestimmt, das wichtige NORDTOR zu schützen. Er ist bei einer quadratischen Grundfläche von 8,2 auf 8,2 Meter bis zur Spitze etwa 42 Meter hoch. Er enthält enthält eine spitzbogige – also gotische – Durchfahrt und ist das einzige noch erhaltene Stadttor Ascherslebens. Die Zufahrt zur Stadt war durch ein mächtiges Fallgitter – so wie wir es auch aus alten Burgen kennen – geschützt. Vier Strebepfeiler an den Ecken stützen diesen mächtigen Turm zusätzlich. Das Tor war von einem starken Zwinger umgeben, von dem aber heute nur noch sehr wenige Reste erhalten sind. Als Schmuckelement zieren zwei Wappen die oberen Enden der äußeren Strebepfeiler den Johannistorturm. Die achteckige Spitze wird von vier kleinen Ecktürmen begrenzt. Mit seinen imposante Maßen hat der Johannistorturm nicht nur als Stadttor, sondern auch als Warte gegen Angriffe von Außen gedient.
Der Schmale Heinrich
Wenden wir uns nun wenige Meter in Richtung Markt . Dort steht von Wohn- und Geschäftshäusern umrahmt der im Jahre 1442 errichtete Turm SCHMALER HEINRICH. Er ist immerhin 32 Meter hoch. Seine markante Turmhaube mit den vier Ecktürmchen wird von einem Kranich als Wetterfahne gekrönt.
Unser Weg führt nun die kurze Strecke Richtung Johannistorturm zurück und wir biegen links in den Fußweg durch die Parkanlage Johannispromenade ein. Hier haben wir noch einmal den Schmalen Heinrich im Blick – jetzt von der Außenseite. Der Schmale Heinrich wurde im Laufe der Jahrhunderte vollständig in die Häuser integriert. Irgendwann mit der Entwicklung der moderner Kriegsführung machten die Stadtmauern als Verteidigungswerke keinen Sinn mehr. Der langgetreckte aber schmale Park war im Mittelalter übrigens der STADTGRABEN.
Turm und Zwinger an der Johannispromenade
Bald wird auf der linken Seite ein Mauerabschnitt mit dem Stumpf eines ehemals starken Turmes sichtbar. Dieser Turm wurde 1442 erbaut und war Teil einer ZWINGERANLAGE. Das Dach des Turmes wurde im Laufe der Jahrhunderte zerstört und auch vom ZWINGER sind nur noch wenige Reste erhalten.
Kuntzes Turm Vor dem Hohen Tor
Auf unserem weiteren weiteren Weg durch die Parkanlage sehen wir alsbald einen starken und gut erhalten Stadtturm mit gemauerter Spitze. Der Turm wird KUNTZES TURM genannt. Der Turm liegt – falls Sie nicht unseren Spazierweg nehmen und aus Richtung Zentrum kommen auf der rechten Seite am Ende der Hohen Straße. Kuntzes Turm misst im Grundriss 6,30 x 5,84 Meter und hat bis zur Spitze eine Höhe von 31 Metern. Bis zur Aussichtsplattform sind es 22 Meter. Die Mauerdicke beträgt bis zu 1,75 Meter und verjüngt sich allmählich nach oben bis zu 1,58 Meter. Kuntzes Turm hat 4 Stockwerke, von denen das unterste ein Tonnengewölbe hat und früher als Verließ genutzt wurde. Kuntzes Turm weist eine Eigentümlichkeit auf: Auf der Süd- und Westseite wurde jeweils das mittlere Zinnenfenster verschlossen und mit einer Schießscharte versehen. Die Spitze des Turmes war ausgebaut und diente wohl als eine Art Wachlokal für die Besatzung der Plattform. Da der Turm genau 21 Schießscharten hatte, wird die Zahl der Besatzung auch auf mindestens die selbe Zahl geschätzt.
Der Beysesche Turm an der Luisenpromenade
Wir gehen nun wenige Gehminuten weiter zur Luisenpromenade. Dort sehen wir – wieder zur Linken – den ebenfalls gut erhaltenen BEYSESCHEN TURM. Der BEYSESCHE TURM hat einen ganz anderen Charakter. Er ist nach innen vollständig offen. Mit dieser Bauform wollte man erreichen, dass der Feind nach einer eventuellen Einnahme des Turmes den Musketengeschossen und Armbrustpfeilen der Aschersleber schutzlos ausgesetzt war. Solche innen offenen Stadttürme finden sich zum Beispiel auch in Goslar. Der Beysesche Turm hat eine Grundfläche von 5,27 x 5,30 Meter und hat eine Wandstärke von 1,30 Meter. Die Krone oder Spitze des Turmes ist nicht mehr erhalten. Möglicherweise war es eine schiefergedeckte Spitze, so wie bei den Türmen in Goslar auch.
Die Schalen der Stadtmauer
Auf unserem weiteren Weg erkennen wir hinter dem Gymnasium erkennen wir eine nur wenig mehr als mannshohe runde Mauer. Dabei wird es sich um die Reste einer so genannten SCHALE handeln. Schalen waren nach innen offene Türme von geringer Höhe. Sie wurden in der Regel an besonders exponierten Stellen der Stadtmauer errichtet – dort, wo man besonders starke Angriffe zu fürchten hatte. Von diesen Schalen sind in Aschersleben noch zwei erhalten.
Sehr gut erhalten ist dagegen die Schale am Polizeimuseum, dem ehemaligen Untersuchungsgefängnis am Burgplatz. Diese Schale deckte den Bereich der der hier aus nördlicher in östlicher Richtung abknickenden Stadtmauer ab. Die Schale ist zum Stadtgraben etwa 12 Meter hoch und hat einen Außendurchmesser von etwa 9,60 Meter. Die Mauerstärke beträgt 1,23. Dieser wichtige Teil der Stadtbefestigung Ascherslebens hat zwei Reihen Schießscharten übereinander – unten fünf und oben sechs. Die Schießscharten waren speziell für Armbrustschützen ausgelegt ((Die Armbrust war trotz ihrer geringen Schusskadenz – mehr als ein bis zwei Schüsse pro Minute waren rein technisch nicht möglich – eine schlagkräftige und gefürchtete Waffe. Die Bolzen konnten auch auf weite Distanz bis 150 Meter mühelos den Panzer eines Ritters durchschlagen und schwere oder tödliche Verwundungen hervorrufen. Im Gegensatz zum Bogen – der hatte in den Händen eines geübten und durchtrainierten Schützen zwar eine zehnmal höhere Schusskandenz – spielte die körperliche Verfassung des Schützen eine geringere Rolle, da die Armbrust mit einer Winde geladen wurde. Die Armbrust war daher als Waffe bei Belagerungen, wo es weniger auf eine schnelle Schussfolge ankam, noch lange Zeit das Mittel der Wahl und damaligen Feuerwaffen auch weit überlegen. Armbrüste wurden als Waffe vom Zweiten Lateranischen Konzil im Jahre 1139 für Kämpfe zwischen Christen verboten. Selbstverständlich wurde das Verbot wegen der Vorteile der Armbrust nicht eingehalten.)). Im Falle einer Belagerung wäre die Schale trotz ihrer geringen Wandstärke sicher nur schwer zu beschädigen gewesen, das auf der Innenseite zur Hälfte in der steht. Das Schussfeld von dieser Schale aus war ausgezeichnet, da sie zu gut zwei Dritteln über die abknickende Stadtmauer hervorragt.
Auf unserem weiteren Weg kommen wir an einem imposanten Zeugnis der Stadtbefestigung Ascherslebens vorbei. Dieses Stück Stadtmauer mit ihrem Zwinger wirkt durch die großen Schießscharten fast wie eine uneinnehmbare Festung.
Nach kurzer Wegstrecke werden wieder die Reste einer Schale sichtbar. Der Name dieser Schale ist mir nicht bekannt. Ihre Höhe auf der Grabenseite beträgt 11,50 Meter und auf der Stadtseite 8,80 Meter. Auch diese Schale weist einige Schießscharten auf. Wegen der heutigen Bebauung wirkt diese Schale – welche die Stadtmauer nur leicht überragt – eher unscheinbar und sie kann zumindest von Außen leicht übersehen werden.
Auch über den nun auftauchenden hohen Stadtturm ist mir nichts bekannt.
Der Elisabethzwinger
Nun kommen wir zum Elisabethzwinger, der die Stadt gegen Eindringlinge vom Flüsschen Eine her schützte. Der Elisabethzwinger wurde im Jahre 1519 angelegt und gehörte zu größten Verteidigungswerken der Stadt Aschersleben.
Das Rondell
Wenden wir uns zum Doktor-Wilhelm-Kültz-Platz. Dort erblicken wir alsbald das Rondell. Das Rondell war eine die stärkste Befestigungsanlage der Stadt Aschersleben, auch wenn es heute nicht mehr so spektakulär aussieht. Es wurden in den Jahren zwischen 1505 und 1583 errichtet. Seine Mauerdicke beträgt bis zu 3,70 Meter. Früher war das Rondell noch von einem Graben und einer starken Zwingeranlage umgeben. Wie Graben und Zwinger ausgesehen haben, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren.
Liebenwahnscher Turm
Bald erreichen wir den Stadtturm LIEBENWAHNSCHER TURM. Er erhebt sich auf einer Grundfläche von 5,67 x 5,74 Meter bei einer Höhe von 20,50 Meter bis zur Brüstungskrone der Schießscharten und 27,50 Meter bis zu seiner gemauerten Spitze. Auch dieser Turm war in seinem Untergeschoss mit ein Verließ ausgestattet. Der Turm diente vor allem dem Schutze des heute nicht mehr erhaltenen LIEBENWAHNSCHEN TORES. Erbaut wurde dieser Turm um das Jahr 1447. Die Stärke seiner Besatzung im Verteidigungsfalle wird auf etwa 20 Mann geschätzt.
Hoffmanns Turm auf der Hinterbreite
Auch HOFFMANNS TURM AUF DER HINTERBREITE war ein sehr starker Stadturm. Seine Grundfläche war quadratisch betrug 5,46 x 5,46 Meter, seine Höhe bis zur Brüstung 19,20 Meter und bis zur gemauerten Spitze 26,50 Meter. Auch in diesem Stadtturm war ein Verließ mit einem Tonnengewölbe vorgesehen. Die Mauerstärke betrug bis zu 1,66 Meter – sich nach oben bis 1,25 Meter verjüngend. Auch in der Spitze von Hoffmanns Turm war ein Wachlokal für die Besatzung der Zinnen eingerichtet. Auch Hoffmanns Turm wäre im Verteidigungsfalle mit 20 Mann besetzt worden.
Von der Hinterbreite gehen wir nun wieder in Richtung Vorderbreite. Hier hat sich der Kreis unseres Spazierganges geschlossen. Wir haben nur noch wenige Meter bis zum Johannistorturm und dem Parkplatz zu gehen.
Die Stadttore von Aschersleben
Leider ist trotz des guten Gesamtzustandes der mittelalterlichen Stadtmauer Ascherslebens kein einziges der acht Stadttore in Gänze erhalten geblieben. Vom Johannistor am Johannistorturm an der Vorderbreite ist nur noch innere Tor erhalten. Die Stadttore wurden im 16. Jahrhundert zu regelrechten Festungswerken – so genannten Torburgen – ausgebaut. Die Tore waren doppelt mit einem inneren und äußeren Tor ausgeführt. Das äußere Tor war in der Regel um 90 Winkelgrade zum inneren Tor versetzt und von diesem 30 Meter entfernt. Das hatte zwei Vorteile:
- Von außen konnte nie in die Stadt geschossen werden, auch dann nicht, wenn die Tore offen oder zerstört waren.
- Hatte der Belagerer bereits das äußere Tor eingenommen, so befand er sich vor dem inneren Tor und zwischen Mauern eingeschlossen. Die Verteidiger konnten den Angreifern mit ihren Waffen harten Widerstand entgegensetzen.
Hier folgt noch eine Liste der ehemaligen Stadttore Ascherslebens:
- Johannistor
- Liebenwahnsches Tor (oder Breites Tor und Katharinentor genannt)
- Wassertor – auch Wasserlingsches Tor oder Elisabethtor genannt
- Schuhstiegtor
- Dammtor
- Sautor
- Steintor
- Hohes Tor
Das System der Warten
Aschersleben leistete sich im Mittelalter zwölf Warten, die im Umkreis der Stadt errichtet wurden. Diese Warten waren ein fester Bestandteil des Verteidigungssystems der Stadt. Auch das unweit gelegene Quedlinburg unterhielt zahlreiche Warten. Die Warten der Stadt Aschersleben waren im Einzelnen:
- die Westdorfer Warte
- die Warte auf dem Wilslebener Hoch – auch Wilslebener Warte genannt
- die Blaue Warte
- die Zapitzer Warte – auch Staßfurter Warte genannt
- die Madlitzer Warte – auch Weiße Warte genannt
- die Nulitzer Warte – bei Schierstedt gelegen
- die Badenstedter Warte (in Richtung Quenstedt gelegen)
- die Arnstedter Warte
- die Warnbergische Warte – auch Wartenbergische Warte genannt und bei Endorf gelegen
- die Steinborch (auch die Steinhornische Warte genannt – falls beide überhaupt identisch sind)
- die Klap
- die Alte Burg