Blankenburg am Harz – Das Große Schloss und Kronprinzessin Viktoria Luise von Preußen

Zuletzt geändert am 20. März 2016 von Birk Ecke

Das Große Schloss liegt auf dem Berg Blankenstein hoch über der beschaulichen Fachwerkstadt Blankenburg an der Nordabdachung des Harzes. Die Geschichte des Großen Schlosses und seiner Vorgängerburg ist eng mit der des Ortes Blankenburg am Harz verbunden. In der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert wurde auf dem Großen Schloss zu Blankenburg nicht selten auch der Grundstein zu europäischer Politik gelegt. Ort und Burg Blankenburg wurden erstmals im Jahre 1123 – nach anderen Quellen 1128 – urkundlich erwähnt.


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Herzog Lothar von Süpplingenburg belehnte Graf Poppo I. aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen ((Die Reginbodonen waren ein mittelrheinisch-fränkisches Adelsgeschlecht. Da die frühen Angehörigen des Geschlechts sich keinem Stammsitz zuordnen lassen, sind sie nach dem von ihnen verwendeten Leitnamen Reginbodo als Reginbodonen benannt. Die Reginbodonen stellten im 11. und 12. Jahrhundert eine Reihe einflussreicher Adeliger, die allesamt in Opposition zum Deutschen Kaiser standen. Ein Vertreter der Reginbodonen Erzbischof Siegfried I. von Mainz – krönte die Gegenkaiser Rudolf von Rheinfelden (1077-1080) und Hermann von Salm (der so genannte Knoblauchkönig) (1081-1088). Auch in der Schlacht von Welfesholz im Jahre 1115 stand ein Reginbodone – Bischof Reinhard von Halberstadt – an der Spitze des Heeres gegen Kaiser Heinrich V. Aus dem Namen des Adelsgeschlechtes lässt sich auch der Name der unweit von Blankenburg gelegenen Burg Regenstein ableiten.)) mit der Burg oberhalb des Ortes. Die Lehenshoheit über die Burg fiel später unter Heinrich dem Stolzen und Heinrich dem Löwen an die Welfen, die mit den Süpplingenburgern durch Heirat verbunden waren. Die Reginbodonen standen – wie ihre Lehnsherren die Welfen – in Opposition zur kaiserlichen Zentralgewalt. Im Jahre 1181 wurde die Burg Blankenburg deshalb belagert.

Im darauf folgenden Jahr wurde Blankenburg durch Truppen des Kaisers Friedrich Barbarossa eingenommen, geplündert und verwüstet. Als Grund wurde das Bekenntnis der Grafen Heinrich und Siegfried II. zur Alleintreue zu Heinrich dem Löwen angegeben. beide Grafen gingen erst einmal in Gefangenschaft, bekamen aber bald auf Grund der auf Ausgleich bedachten Politik des Kaisers Friedrich Barbarossa ihre Grafschaft zurück. Auf dem Blankenstein wurde mit umfangreichen Bauarbeiten an der Burg begonnen.

Bild: Das Große Schloss zu Blankenburg am Harz.

Bild: Das Große Schloss zu Blankenburg am Harz.

Graf Siegfried II. und seine Nachkommen behielten die Blankenburg bis zum Jahre 1343. Sein Bruder Heinrich hingegen übernahm 1190 den Regenstein mit allem Zubehör. 1343 gingen beide Herrschaften an die Linie Reinstein-Heimburg der Grafen von Regenstein. Es gibt aus dieser Zeit auch eine Legende, nach der im Jahre 1386 die Blankenburg durch Dietrich von Wernigerode geplündert wurde. Im Jahre 1500 wurde der Ostflügel der Burg abgerissen und mit dem Neubau eines Schlosses begonnen.

Am 19. November 1546 brach ein Feuer im alten Schloss aus – das neu erbaute war noch nicht bezogen. Das Feuer wurde erst sehr spät – es war tiefe Nacht – entdeckt. Ein Großteil der Diener, Mägde und Knechte konnten sich retten, vergaßen aber Ihre Herrschaft zu evakuieren. Gräfin Magdalena von Regenstein und ihr Gatte wurden mit den Kindern und den Wärterinnen in den Flammen eingeschlossen. Die kleineren Kinder wurden – in Tücher eingewickelt – aus den Fenster abgelassen. Graf Ulrich V. von Regenstein konnte sich über ein Abortfenster retten – hatte aber schwere Brandwunden.

Seine Frau und wahrscheinlich auch einige seiner insgesamt zehn Kinder verbrannten auf grausame Weise. Der Graf überlebte und ließ im Gedenken an das schreckliche Ereignis eine Gedenktafel in lateinischer und deutscher Sprache anfertigen, auf der er, seine Frau und die zehn Kinder dargestellt waren. Der Brand wurde dem Einheizer des Schlosses Blankenburg zugeschrieben, der angeblich ein Feuer unter Treppe des Alten Schlosses gelegt haben soll. Er wurde dafür angeblich von Baptisten bezahlt. Graf Ulrich V. hatte zuvor im Jahre 1539 der katholischen Lehre entsagt und war protestantisch geworden.

Bild: Die Stadt Blankenburg am Harz vom Schlossberg aus gesehen.

Bild: Die Stadt Blankenburg am Harz vom Schlossberg aus gesehen.

Bild: In den Gassen der Fachwerkstadt Blankenburg am Harz.

Bild: In den Gassen der Fachwerkstadt Blankenburg am Harz.

1599 starb das Geschlecht der Grafen von Regenstein aus und das Schloss Blankenburg ging als erledigtes Lehen an die Herzöge von Braunschweig. Im Jahre 1705 wurde mit dem Umbau des Renaissanceschlosses in eine Residenz im Stile des Barock begonnen. Die Bauzeit dauerte bis 1718. Geleitet wurden die Bauten durch den Landbaumeister Herman Korb – er war, wenn auch die Quellenlage überaus dürftig ist, einer der bedeutenden Vertreter des Barock in Norddeutschland. Korb arbeitete im Auftrag des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, der eine schlichtere und klarere Gliederung seines Schlosses wollte.

Anlässlich der Heirat der Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel mit dem späteren Kaiser Karl VI. unter Kaiser Joseph I. wurde Blankenburg in den Stand eines Fürstentums erhoben. Elisabeth Christine war die Mutter der bekannten und bis heute legendären Maria-Theresia, die nach dem Tode ihres Vaters Karl VI. im Jahre 1740 die Regierungsgeschäfte des Hauses Habsburg übernahm und als Kaiserin – wie sich bereits zu Lebzeiten ihres Vaters zu nennen pflegte – zu den prägenden Persönlichkeiten der Zeit des Aufgeklärten Absolutismus gehörte.

Die preußische Kronprinzessin Viktoria Luise und ihr Gatte Herzog Ernst August III. von Braunschweig bewohnten das Große Schloss zu Blankenburg zeitweise von 1930 bis 1945, als sie im Rahmen der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet wurden und in die britische Besatzungszone flüchteten. Ernst August III. musste am 8. November 1918 gegenüber dem Arbeiter- und Soldatenrat unter August Merges abdanken. 1924 wurde das Schloss Blankenburg seiner Familie im Zuge der Fürstenentschädigung 1924 als Privateigentum zugesprochen. Viktoria Luise war auch nach heutigen Verhältnissen eine ausgesprochen hübsche und toughe Frau, die sich gern in der Uniform der Totenkopfhusaren ablichten lies und Mittglied des eigentlich Männern vorbehaltenen Ordens POUR LE MERITE und zeitweise auch dessen Kanzlerin war.

Aus der Ehe mit Ernst August III. ging als eines von fünf Kindern Friederike von Hannover hervor, die am 18. April 1917 in Blankenburg am Harz geboren wurde und von 1947 bis 1964 die letzte Königin Griechenlands war. Friederike war die Mutter der Königin Sophia von Spanien. Vor dem Ende der Monarchie in Deutschland nutzten die Kronprinzessin Viktoria Luise und ihr Gatte das Schloss Blankenburg als Zweitwohnsitz. Wenn man so will, wurde auf dem Großen Schloss zu Blankenburg auch Weltgeschichte geschrieben.

Bild: Die Kronprinzessin Viktoria Luise von Preußen und ihr Gatte Ernst August II. von Braunschweig. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Die Kronprinzessin Viktoria Luise von Preußen und ihr Gatte Ernst August II. von Braunschweig.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Kronprinzessin Viktoria Luise von Preußen. Ihr Leben war eng mit dem Großen Schloss zu Blankenburg verbunden. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Kronprinzessin Viktoria Luise von Preußen. Ihr Leben war eng mit dem Großen Schloss zu Blankenburg verbunden.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Die Bausubstanz des Großen Schlosses zu Blankenburg ist heute als schlecht zu bezeichnen. Das Schloss wird zur Zeit abschnittsweise saniert und ist daher nur in Teilen zu besichtigen. Nach der Wiedervereinigung hat Schloss Blankenburg eine Leidenszeit hinter sich. Das Bundesvermögensamt in Magdeburg hatte das Schloss an eine Golf- und Freizeitprojekt Harz Entwicklungs- und Bauträgergesellschaft, die sich später selbstbewusst PLANET HARZ GmbH nannte, verkauft. PLANET HARZ plante eine pyramidenähnliche Therme, mehrere Hotels, einen Golfplatz sowie ein vom Starmusiker Giorgio Moroder komponiertes Musical. Das Geschäftsmodell beruhte offenbar auf öffentlichen Fördergeldern – und nur auf diesen.

Das Große Schloss Blankenburg hatte dabei eine Schlüsselstellung. Eintausend Arbeitsplätze sollten entstehen. Der damalige Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt, Klaus Schucht – bekannt für sein Faible für Großprojekte – war einer der Förderer von PLANET HARZ und sagte 100 Mio. EURO an Fördergeldern aus Steuermitteln zu. Wie nicht anders zu erwarten scheiterte das Projekt, weil Fördergelder an PLANET HARZ am Ende ausblieben ((Eine Nachfolgefirma der PLANET HARZ wollte später 145 Mio. Euro als Schadensersatz für entgangene Gewinne von der Nord LB einklagen.)). Das Schloss verkam zusehends. Es gibt heute zwei miteinander konkurrierende Fördervereine – Rettung Schloss Blankenburg e. V. und Kultur- & Förderverein Schloss Blankenburg -, die sich beide um die Erhaltung des Großen Schlosses zu Blankenburg bemühen.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Bild: Impressionen vom Großen Schloss zu Blankenburg im Harz.

Externe Links:
Karl VI. – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_VI._(HRR)
Joseph I. – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_I._(HRR)
Maria Theresia – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Theresia
Viktoria Luise von Preußen – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Viktoria_Luise_von_Preußen
Herzog Ernst August III. von Braunschweig – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_August_(Braunschweig)
August Mergens – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/August_Merges
Friederike von Hannover – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_von_Hannover
Sophia von Griechenland – WIKIPEDIA
http://de.wikipedia.org/wiki/Sophia_von_Griechenland
Schloss Blankenburg Gefährdet – WELT ONLINE
http://www.welt.de/print-welt/article244853/Schloss_Blankenburg.html
Ein Parkplatz und vier Ordner – TAZ
http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/04/06/a0060
Rettung Schloss Blankenburg e. V.
http://www.rettung-schloss-blankenburg.de

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