Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke
Heinrich von Morungen ist eine der großen Persönlichen des Hochmittelalters. Obwohl er einer berühmtesten Minnesänger seiner Zeit war – heute würde man ihn zweifellos mit einem Popstar vergleichen – liegt von seinem Lebenslauf sehr viel im Dunkel der Geschichte. In der Zeit um 1160 oder nur wenige Jahre früher wurde Heinrich von Morungen geboren. Als Geburtsort kommt die Alte Burg in Morungen bei Sangerhausen in Frage ((In der Umgebung des Dorfes Morungen gibt es zwei Burgruinen – die Alte Burg und die Neue Burg. An der Burgruine Neu-Morungen wurde 1925 vom Harzverein eine Tafel mit einem Hinweis auf den Geburtsort des Heinrich von Morungen angebracht. Die Burg Neu-Morungen wurde aber erst im 13. Jahrhundert erbaut, sodass der Geburtsort eher in der Burg Alt-Mohrungen zu sehen ist.)). Seine Vorfahren gehörten dem niederen Adel an und hatten Verbindungen zum Kloster Walkenried und dem Stift Kaltenborn ((Das Stift Kaltenborn hatte im Hochmittelalter eine große Bedeutung. Heute gibt es das Stift nicht mehr. Kaltenborn ist jetzt ein Ortsteil von Riestedt unweit der Stadt Sangerhausen.)).
Heinrich von Morungen hat sich möglicherweise eine Zeit lang im Gefolge des Kaisers Friedrich I. – auch Barbarossa genannt – aufgehalten. Mit Barbarossa könnte er auch an den Hof des Herzogtumes Burgund gekommen sein ((Die Gattin des Kaisers Friedrich I. war Beatrix von Burgund.)) und die Kunst der französischen Troubadoure kennengelernt haben. Die Lieder des Heinrich von Morungen sind jedenfalls eindeutig durch die Troubadoure beeinflusst. Wahrscheinlich ist Heinrich von Morungen mit seinen Liedern auch am Hofe des Markgrafen von Meißen aufgetreten. Dieser vermachte ihm – wie Urkunden belegen – eine Rente von 10 Talern jährlich. Wenn das die einzige Einnahmequelle des Heinrich von Morungen war, muss er als mittellos gelten. Später übertrug er diese bescheidene Rente auf das Thomaskloster zu Leipzig, in das wahrscheinlich auch eintrat.
Heinrich von Morungen hat den Minnesang nach Mitteldeutschland gebracht. In den Minneliedern wird stets eine schöne Dame besungen, um deren Liebe man wirbt – sie diese aber nicht erwidert. Der berühmte Minnesänger Walter von der Vogelweide – ein Zeitgenosse des Heinrich von Morungen – wurde auch durch ihn beeinflusst. Bis heute sind von Heinrich von Morungen 35 Minnelieder mit 115 Strophen überliefert. Allein 104 Strophen in der Liedersammlung des CODEX MANESSE ((Der Codex Manesse oder auch Manessische Liederhandschrift ist die umfangreichste Liedsammlung des Mittelalters. Sie wird seit 1888 in der Bibliothek der Universität Heidelberg aufbewahrt.)). In den Jahrhunderten nach seinem Tode wurden über Heinrich von Morungen sagenhafte Dinge geschrieben. Er soll sich auf eine Reise nach Indien begeben haben. Nach dieser großen Reise soll er im Jahre 1222 im Thomaskloster zu Leipzig verstorben sein. Aufgrund der finanziellen Situation des Heinrich von Morungen und der Umstände dieser Zeit dürfte Indienreise eher unwahrscheinlich sein.