Hoyer von Mansfeld und die Schlacht von lignum catuli oder Welfesholz

Zuletzt geändert am 5. Juni 2022 von Birk Karsten Ecke

Mit Hoyer I. von Mansfeld, der in manchen Quellen auch als Hoyer II. bezeichnet wurde, beginnt die geschriebene Geschichte der Grafen von Mansfeld und der Grafschaft Mansfeld. Hoyer I. war der erste dieses Geschlechtes, der sich nach seinem Stammsitz, der Burg hoch über dem Städtchen Mansfeld, benannte. Weil seine Mutter bei der Geburt verstarb, rühmte sich Hoyer vor der Schlacht am Welfesholz:

„Ich, Hoyer, ungeboren,
Habe noch keine Schlacht verloren.
So wahr ich greif in diesen Stein,
Auch diese Schlacht muss meine sein.“

Hoyers Geburtsdatum ist heute nicht mehr feststellbar, nur sein Tod ist taggenau bekannt: am 11. Februar 1115 fiel Hoyer I. von Mansfeld im Zweikampf mit Wiprecht von Groitzsch auf dem Lerchenfeld in der Nähe von Welfesholz.

Hoyers Leben war durch ständige Kriege geprägt, denn die politischen Verhältnisse dieser Zeit waren alles andere als stabil. Hoyer I. von Mansfeld war als treuer Anhänger des salischen Kaisers Heinrichs V. in die Kriege seines Herrschers involviert. Deshalb ist die Geschichte Hoyers auch die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches im 11. und 12. Jahrhundert.

Bild: Ritter mit Pferd, Lanze und Rüstung. Das Bild stellt nicht Hoyer von Mansfeld dar. Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Bild: Ritter mit Pferd, Lanze und Rüstung. Das Bild stellt nicht Hoyer von Mansfeld dar.
Dieses Bild ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.

Die Sachsen erhoben sich um das Jahr 1073 gegen den Vater Heinrichs V. ((Heinrich IV. wurde 1050 in Goslar geboren und bereits 1054, im Alter von nur vier Jahren zum deutschen König gewählt. 1056, nach dem Tode seines Vaters, wurde er Kaiser der Heiligen römischen Reiches Deutscher Nation. Seine Mutter, Agnes von Poitou, regierte das Reich, bis Heinrich 1062 durch den Erzbischof Anno von Köln entführt wurde und damit ihren Rücktritt erzwang. Anno übernahm gemeinsam mit Adalbert, dem Erzbischof von Bremen die Regierungsgewalt. Nachdem Heinrich IV. 1065 selbst die Regierungsgeschäfte übernahm, war sein vordringliches Ziel, die Macht der Territorialfürsten einzuschränken und die Zentralgewalt zu stärken. Daneben hatte er mit den Päpsten, die ihn in Acht und Bann legten, und den oberitalienischen Städten zu kämpfen. Heinrich V. war zum Gang nach Canossa gezwungen, um den päpstlichen Bann zu lösen. Sein Sohn, Heinrich V., zwang ihn 1104 zur Abdankung. 1106 starb Heinrich IV. in Lüttich im heutigen Belgien.)), denn sie wollten sich nicht einem Herren unterwerfen, der ihre Interessen nicht vertrat. Heinrich V. war um eine Versöhnung mit den Sachsen bestrebt. Die Sachsen jedoch – wie auch andere Stämme – waren nicht bereit, ihre territoriale Macht gegen eine Zentralgewalt aufzugeben.

Am 11. Februar 1115 kam es bei Welfesholz zu einer der folgenschwersten Schlacht des Hochmittelalters. Der Chronist der Slawenchronik Helmold bezeichneten das Zusammentreffen von Sachsen und kaiserlichen Rittern als PROELIUM FAMOSISSIUM ILLUD NOSTRAE AETATE, was sinngemäß übersetzt „das größte Treffen unseres Zeitalters“ bedeutet. Und in dieser Schlacht spielte Hoyer I. von Mansfeld als bester und loyalster Feldherr des Kaisers die wichtigste Rolle.

Theoretisch hätte die Schlacht überall in Mitteldeutschland stattfinden können. Der Grund, weshalb sie sich ausgerechnet im Herzen der Grafschaft Mansfeld abgespielt hat, ist folgender: Kaiser Heinrich V. verzieh – ganz im Einklang mit seiner auf Ausgleich bedachten Politik – Wiprecht von Groitzsch dem Jüngeren, der auf Burg Hammerstein am Rhein inhaftiert war.


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Dessen Vater musste dem Kaiser für die Freilassung Wiprechts als Pfand etliche Burgen und Ländereien, sowohl im Osten als auch in der Nähe Sangerhausens, überlassen. Diese Besitzungen übergab Heinrich V. an Hoyer I., der seinem Kaiser in der Vergangenheit mehr als einmal eine Schlacht gewonnen hatte. Damit war der Hass derer von Groitzsch auf den Grafen von Mansfeld und natürlich auch auf den Kaiser neu entfacht.

Heinrich V. betraute Hoyer I. von Mansfeld, in der Annahme, dass damit die Sachsen ruhig gestellt wurden, mit der Wahrnehmung seiner Interessen in Sachsen. Mit der Einschätzung der Situation irrte sich der Kaiser allerdings, denn der Sachsenaufstand brach aufs neue aus. Wiprecht von Groitzsch der Ältere wurde in einer Schlacht in der Nähe Quedlinburgs verwundet, durch Hoyer I. gefangen genommen und danach zum Tode verurteilt.

Die Vollstreckung der Todesstrafe konnte durch die Söhne Wiprechts des Älteren verhindert werden, indem sie dem oft genug zu nachgiebigen Kaiser ihren gesamten Besitz übergaben. Während Wiprecht der Ältere noch in Haft saß, schlossen sich die Söhne den aufständischen Sachsen an. Für vogelfrei erklärt, bestritten sie ihren Lebensunterhalt im Gebiet des Petersberges (damals: mons serenus) und der Elsterauen durch Wegelagerei und Beutezüge gegenüber Anhängern des Kaisers.

Die sächsischen Herzöge richteten ihren Zorn auf Heinrich V. nun zuerst einmal gegen seinen Stadthalter. Hoyer sah sich einer wachsenden Macht der Sachsen ausgesetzt, die ihre Stärke durch den Bau von Kastellen und Burgen an der Grenze zur Grafschaft Mansfeld demonstrierten. Wiederum versuchte Kaiser Heinrich V. diese Situation mit Diplomatie zu retten. Als dies nicht gelang, setzte er in der Pfalz zu Goslar den Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg ab und erklärte diesem den Krieg.

Am 10. Februar brach das kaiserliche Heer in der Pfalz Wallhausen auf. Die Sachsen hielten sich bereits in der Nähe Hettstedts, vermutlich in Walbeck, auf. Noch am Abend des gleichen Tages kam es auf dem Lerchenfeld am Welfesholz, einem Wäldchen in der Nähe des heutigen gleichnamigen Ortes unweit Hettstedts, zum Zusammentreffen beider Heere. Am nächsten Tag, dem 11. Februar, kam es zur Entscheidungsschlacht. Wohlgemerkt hatten die Ritter Hoyers unmittelbar vor der Schlacht an nur einem Tag eine Strecke von mehr als 40 Kilometern bewältigt, das bei schlechten Straßenverhältnissen, Winterwetter und mit voller Ausrüstung.

Die Schlacht muss sich so abgespielt haben, wie wir es heute von Rittern erwarten. Auf der sächsischen Seite wurde durch Reinhard von Halberstadt bei einem Feldgottesdienst die Gerechtigkeit des Aufstandes betont und sehr emotional auf die Grausamkeiten der Kaiserlichen eingegangen. Dann kam es zum Zweikampf.

Auf den Seiten der Sachsen wurden Herzog Lothar und Wiprecht von Groitzsch der Jüngere auserwählt. Beide hatten nach damaligen Moralvorstellungen allen Grund, ihr Leben zu riskieren: Lothar ging es um seine Herzogswürde und Wiprecht um seinen gesamten Besitz. Auf der kaiserlichen Seite war Hoyer auserwählt, für den es um einen ungeheuren Zuwachs an Macht und Reichtum ging.

Hoyer sammelte eine kleine Vorhut um sich und stürmte zu Pferde dem sächsischen Heer entgegen. Dort stieg er vom Pferd, um schneller voranzukommen ((Nach anderen Quellen wurde sein Pferd verwundet, so dass Hoyer absteigen musste.)) und kämpfte sich mit Hilfe seines Schwertes zu Wiprecht von Groitzsch vor, den er zum Zweikampf aufforderte. Wiprecht gelang es sofort, Hoyer eine Lanze in die Brust zu rammen und diesen damit schwer zu verletzen. Doch Hoyer hieb immer noch mit seinem Schwert auf Wiprecht ein, der aber alle Schläge mit Hilfe seines Schildes abwehren konnte.

Die Ruhe Wiprechts zahlte sich schließlich aus. Er konnte dem nunmehr sichtlich geschwächten Hoyer einen gezielten Schwertschlag auf den Kopf versetzen, wobei der Helm zersprang, Hoyer sich noch eine schwere Kopfverletzung zuzog und zu Boden gehen musste. Als sich Hoyer wieder aufrichtete und erneut auf Wiprecht einstürmte, rammte ihm dieser sein Schwert tief in den Unterleib. Diese Verletzung war tödlich.

Bild: Der Tod des Grafen Hoyer von Mansfeld. Skulptur in Welfesholz.

Bild: Der Tod des Grafen Hoyer von Mansfeld. Skulptur in Welfesholz.

Mit dem Tode des Grafen Hoyer stürmten nun beide Heere aufeinander und es kam zu einem fürchterlichen Gemetzel, aus dem die Sachsen als Sieger hervorgingen. Kaiser Heinrich V. und kümmerliche Reste seines einst mächtigen Heeres konnten sich durch Flucht retten. Die Sachsen jedoch sollen noch bis zum Morgengrauen auf dem Schlachtfeld geblieben sein, um ihren Sieg auszukosten.

Bischof Reinhard von Halberstadt, der am Morgen noch den Feldgottesdienst abgehalten hatte, versagte den gefallenen kaiserlichen Rittern ein christliches Begräbnis. Die gefallenen kaiserlichen Ritter wurden einfach auf dem Schlachtfeld und den Wegen liegen gelassen. Lediglich die Leiche Hoyers wurde in das Kloster Mansfeld überführt, wo man sie in einem riesigen Sarkophag beisetzte. Siehe dazu auch ((Das Kloster der Mansfelder Grafen befand sich im heutigen Klostermansfeld. Die markante Kirche dieses Klosters steht noch heute und kann besichtigt werden. Die Kirche ist Teil der Straße der Romanik. Der große Sarkophag Hoyers existiert heute nicht mehr. Er war bereits im 16. Jahrhundert leer und wurde später noch als Tränke für Haustiere genutzt.)). Die gefallenen adeligen Sachsen wurden in ihre Heimatorte überführt und dort beigesetzt. Die restlichen gefallenen Sachsen wurden auf dem Schlachtfeld in Massengräbern beigesetzt. Erst Tage nach der Schlacht wurden die gefallenen Gefährten Hoyers von den Bewohnern der umliegenden Orte verscharrt.

Die Macht des Kaisers über die Sachsen endete an diesem schicksalsträchtigen Tage endgültig und damit auch die einzige wirklich große Zeit der Harzregion. Die Schlacht am Welfesholz aber grub sich tief in das Gedächtnis der Menschen umliegender Orte ein und so entstand die Sage von der SCHLACHT AM WELPSHÖLZCHEN. Der Dichter Theodor Körner schrieb die Volkssage – eigentlich ein Gedicht – über DIE SCHLACHT AM WELFESHOLZ. Siehe dazu die Ausführungen im weiteren Text.

Auch wurden vom Volk immer wieder Ortsnamen auf die Schlacht am Welfesholz gedeutet, so zum Beispiel Thondorf als Totendorf und das jetzt wüste Rothewelle auf das in Strömen fließende Blut der verwundeten und sterbenden Ritter. Weiterhin erinnert der so genannte LÖCHERIGE STEIN oder HOYERSTEIN in der Nähe des Ortes Welfesholz im Mansfelder Land an die Schlacht. In diesen Stein soll Hoyer vor dem Kampf seine Faust gesteckt und seinen berühmten Ruhmessatz gesprochen haben.

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