Zuletzt geändert am 3. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke
Nördlich des Harzes, in unmittelbarer Nähe zu Halberstadt, liegt ein bewaldeter Höhenrücken – der Huy. Hier befindet sich das außerordentlich reizvolle Kloster Huysburg. Seine Geschichte geht bis in das späte 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung zurück. Um 780 stand hier ein Fort, das zur Sicherung des Gebietes gegen die östlich lebenden slawischen Stämme diente.
Auf diese Befestigungsanlage geht auch der Name Huysburg zurück. Mit der Ostexpansion des deutschen Adels verlor die Burg jedoch ihre Bedeutung. Im Jahre 997 verschenkte Kaiser Otto III. den Huy an den Halberstädter Bischof Arnold. Bischof Burchard I. von Halberstadt ließ um die Mitte des 11. Jahrhunderts eine kleine zweigeschossige Kirche erbauen. 1158 wurde diese Kirche geweiht.
Um das Jahr 1070 ließen sich in der Nähe dieses Gotteshauses Einsiedlerinnen nieder. Ekkehard, ein Kapitular des Domes zu Halberstadt, wurde von Bischof Burchard II. in diesem Zusammenhang mit der Schirmherrschaft über Kirche und Einsiedlerinnen betraut. Die Einsiedlerinnen konnten Ekkehard dazu bewegen, ein Männerkloster auf dem Huy zu gründen und selbst Mönch zu werden. Am Heiligen Abend des Jahres 1080 wurde Ekkehard zum ersten Abt des Klosters geweiht. Dieses Amt hatte er bis 1083 inne, als er es aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste.
Unter Ekkehard und seinem Nachfolger Alfried entwickelte sich das Kloster so gut, dass es 1084 das Recht der freien Abtswahl verliehen bekam. Alfried von Ilsenburg war über einen Zeitraum von 50 Jahren Abt des Klosters Huysburg. In seiner Amtszeit wurden eine neue Kirche und größere Klostergebäude errichtet. Die jetzt noch stehende Kirche wurde am 1. August 1121 geweiht. 1444 gehörte das Kloster zu den Gründern der Bursfelder Kongregation ((Die Bursfelder Kongregation war ein Zusammenschluss von Klöstern der Benediktiner und Benediktinerinnen. In den Jahren 1440 bis 1446 vereinigten sich die Klöster Bursfelde, Clus, Reinhausen (bei Göttingen) und Huysburg zur Bursfelder Kongregation zusammen. In den Jahren bis 1508 schlossen sich alle Benediktinerklöster in West- und Mitteldeutschland der Bursfelder Kongregation an. Ziel der Kongregation war, die Ordensregeln des Heiligen Benedikt in der ursprünglichen Form wieder zur Geltung zu bringen und dies in den Klöstern durchzusetzen.)). Das Kloster entwickelte sich in den folgenden Jahren hervorragend und es kam zu weiterer Bautätigkeit.
Während des Mitteldeutschen Bauernkrieges wurde das Kloster im Mai 1525 von den aufgebrachten Bauern niedergebrannt. Erstaunlicherweise begann nach der Niederwerfung der Bauernaufstände der Wiederaufbau des Klosters, der auch durch die sich im Nord- und Mitteldeutschen Raum durchsetzende Reformation nicht gestoppt wurde.
Im Dreißigjährigen Krieg, der die gesamte Region besonders hart traf, wurde das Kloster wiederum Opfer von Plünderungen ((Der Dreißigjährige Krieg, der seinen Ausgang 1618 in Böhmen nahm, traf die Menschen Mitteldeutschlands besonders hart: Im Frühjahr 1525 marschierte der protestantische dänisch-norwegische König Christian IV. in Sachsen ein. Dort stand er dem privat finanzierten Heer Wallensteins, der auf Seiten des katholischen Kaisers stand, und den Truppen der katholischen Liga, geführt von Tilly, gegenüber. 1626 wurden Christians Truppen im April durch Wallenstein bei Dessau geschlagen, im August bei Lutter durch Tilly. Die kaiserlichen Landsknechte zogen daraufhin durch ganz Norddeutschland. Viele protestantisch gewordene Gebiete wurden durch das Restituionsedikt Kaiser Ferdinands II. wieder katholisch. Die katholischen Territorialherrscher erzwangen vom Kaiser die Entmachtung Wallensteins. Im Juli 1630 griff Schweden, getrieben vom Wunsch auf eine Vormachtstellung an der Ostsee und dazu von den Protestanten um Hilfe gebeten, in den Krieg ein. Währenddessen belagerte Tilly die Stadt Magdeburg. im Mai 1631 nahm er die Stadt ein und ließ sie durch seine Landsknechte plündern. In der Schlacht von Breitenfeld (bei Leipzig) besiegten die Heere des Schwedenkönigs Gustav Adolf im September 1631 die Truppen Tillys. Die Schweden drangen in den Folgemonaten immer weiter nach Süddeutschland vor. Im April 1632 wurde Tilly bei Rain am Lech tödlich verwundet. Die Schweden nahmen wichtige Städte wie Augsburg und begannen mit dem Vormarsch auf Wien. Wallenstein wurde daraufhin vom Kaiser wieder mit dem Oberbefehl über sein Heer ausgestattet und marschierte 1632 in Sachsen ein. Die Schweden folgten ihm. In der Schlacht bei Lützen im November 1632 wurde Gustav Adolf tödlich verwundet. In den folgenden Jahren wendete sich das Kriegsglück ständig, so dass das Land immer wieder wechselnd von marodierenden und plündernden Truppen beider Lager durchzogen wurde. Es kam unter anderem zu Schlachten in Wittstock und auch erneut in Breitenfeld. Im Gefolge der Truppenbewegungen breiteten sich Hungersnöte und Seuchen aus. Erst 1648 wurde der Westfälische Frieden zu Münster und Osnabrück geschlossen. Er hatte weitreichende politische und kulturelle Auswirkungen. So wurde die Zersplitterung Deutschlands in Territorialstaaten festgeschrieben, aber auch das Ende religiöser Konflikte.)). Im ausgehenden 17. Jahrhundert konnte sich das Kloster wieder zu alter Blüte entwickeln. Zum einen hatte der Friede von Münster und Osnabrück den Bestand des Klosters garantiert – und das inmitten einer protestantischen Bevölkerung über die ein protestantischer Landesherr herrschte. Ein weiterer günstiger Umstand war die Amtszeit des Abtes Nikolaus von Zitzewitz, der von 1676 bis 1704 dem Kloster vorstand. Während seiner Amtszeit entstand das, was wir heute noch an barocker Pracht an und in Kloster und Klosterkirche vorfinden.
1804 wurde durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. – entgegen der vertraglichen Bindung – das Kloster Huysburg aufgehoben, so wie alle Klöster in der Preußischen Provinz Sachsen. Die Kirche Huysburg wurde zur Pfarrkirche für die Katholiken der Umgebung. Der ehemalige Abt, Carl van Eß, wurde zum ersten Pfarrer berufen. Später wurde er der päpstliche Kommissar der Katholiken im Raum Halle, Magdeburg und Halberstadt. Gleichzeitig wurde das Kloster Huysburg säkularisiert und in eine staatliche Domäne umgewandelt.
Im Jahre 1823 schenkte König Friedrich Wilhelm III. von Preußen seinem General von dem Knesenbeck, der sich in den Napoleonischen Kriegen verdient gemacht hatte, die Huysburg mit ihren Ländereien, ausgenommen den Besitz der katholischen Pfarre. Der neue Besitzer begann 1828 mit dem Abriss eines großen Teiles des Klosters.
1949 wurde der gesamte Besitz der Familie von dem Knesenbeck verstaatlicht. In den Gebäuden der Familie wurde ein Pflegeheim eingerichtet. Drei Jahre später wurde vom Erzbischof zu Paderborn, in der Voraussicht einer länger währenden Zweistaatlichkeit Deutschlands, auf der Huysburg ein Priesterseminar eingerichtet. Zudem wurde die Huysburg zum Wallfahrtsort. 1972 entstand – mit Hilfe von Benediktinern aus dem polnischen Krakau – das einzige Benediktinerkloster der DDR.
Das Bistum Magdeburg erwarb 1992 die verstaatlichten Teile der Huysburg. 1993 wurde das Priesterseminar geschlossen. Heute ist die Huysburg wieder ein kirchliches Zentrum der Benediktiner. Zudem ist die Anlage eine der schönsten barocken Anlagen Mitteldeutschlands. Das Interieur der Klosterkirche bietet eine Pracht, die im sonst so streng protestantischen Mitteldeutschland nur selten zu finden ist.
Externe Links:
Die offizielle Internetseite des Klosters Huysburg
http://www.huysburg.de
Das Kloster Huysburg auf der Internetseite des Bistums Magdeburg
http://www.bistum-magdeburg.de/front_content.php?client=4&lang=5&idcat=1481&idart=3888
Der Röderhof im Huy
http://www.roederhof.de