Zuletzt geändert am 3. Dezember 2012 von Birk Karsten Ecke
Die Stiftung des Klosters Walkenried erfolgte im Jahr 1127 durch Adelheid von Walkenried, die auf einer Pilgerreise die Mönche des Zisterzienserklosters Kamp im heutigen Kamp-Lintfort kennenlernte und sie zu einer Besiedelung ihres Gebietes überreden konnte. Der zur Verfügung gestellte Bauplatz befand sich auf dem Gelände der im Jahre 1074 zerstörten Reichsburg Sachsenstein und erfüllte die Bedürfnisse der Mönche sehr gut: eine gesicherte Wasserversorgung durch den Fluss WIEDA und die relative Abgeschiedenheit in einer damals noch sehr schwach besiedelten Gegend. Nachdem die Grundvoraussetzungen gegeben waren, konnte im Jahre 1129 der Gründungskonvent einziehen und mit dem Bau der ersten romanischen Kirche beginnen.
Durch weiteren Kapitalzufluss, unter anderem durch Kaiser LOTHAR III., und eine gut geführte Eigenbewirtschaftung wuchs das Kloster sehr schnell und im Jahr 1132 kam es zur Gründung eines Tochterklosters in Schmölln. Dieses wurde allerdings schon 5 Jahre später nach Pforta verlegt, im selben Jahr kam es zur Anerkennung des Walkenrieder Klosters durch Papst INNOZENZ II. und im Jahr 1141 kam es zur Gründung einer weiteren Dependance der Zisterzienser in Sittichenbach bei Eisleben. Sofort nach dem Bau kam es zur landwirtschaftlichen Nutzbarmachung der Umgebung, um für genügend Lebensmittel zu sorgen. Im weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung kam es auch zu einer Beteiligung im Berg und Hüttenbau und die Mönche betätigten sich auch in der Forstwirtschaft, um Baumaterialien und die damals für die Verhüttung von Erzen wichtige Holzkohle zu erhalten.
In der Blütezeit des Klosters im 13. Jahrhundert lebten etwa 100 Mönche, sowie etwa 200 Hilfskräfte, die auch Konversen genannt wurden, und der Stift Walkenried wurde zu einem der politisch mächtigsten und auch wohlhabenden aller Zisterzienserklöster. Zum Ende des dreizehnten Jahrhunderts kam es mehrmals zu übergriffen durch Raubritter und schon kurze Zeit später, in der Mitte des 14. Jahrhunderts, begann der unaufhaltsame Untergang durch eine Krise im Bergbau und durch das erste Auftreten der Pest kam es zu Absatzschwierigkeiten im Agrarsektor ((Die Pest veränderte nachhaltig das Leben im ausgehenden Mittelalter, da den Menschen schlagartig bewusst wurde, dass ihre Zeit auf Erden nicht unendlich ist. Zu jeder Zeit konnte jeden der Tod treffen und es gab keinerlei Behandlungsmöglichkeiten gegen diese furchtbare Krankheit. Die Pest war schon in der Antike bekannt, geriet dann aber lange Zeit in Vergessenheit und wurde im Mittelalter von den italienischen Hafenstädten die mit Gebieten im Orient handelten über ganz Europa verteilt. Zahlen über genaue Opferzahlen gibt es nicht, aber Forscher vermuten mehrere Millionen.)). Nach dieser Zeit befanden sich nur noch etwa ein Dutzend Mönche in den Klosteranlagen und während des Bauernkrieges drangen im Jahre 1525 etwa achthundert aufständische Bauern in das Kloster ein und zerstörten nachhaltig die Bausubstanz ((Im Bauernkrieg kämpfte die verarmte Landbevölkerung um wirtschaftliche Zugeständnisse von Adel und Kirche. Durch das auftreten von Seuchen und eine nicht gerade vorbildliche Lebensweise des Klerus wendeten sich immer mehr Menschen von der katholischen Kirche ab und die Reformation erhielt immer mehr auftrieb. In den Südlichen teilen Deutschlands sowie in einigen Gebieten Österreichs und der Schweiz kam es zu regional begrenzten Konflikten zwischen der Landbevölkerung und dem Feudalsystem.)). Nach einigen kriegsbedingten Umbauarbeiten konvertierten die wenigen Bewohner im Jahre 1546 zum protestantischen Glauben.
Im Jahre 1578 übernahmen die GRAFEN VON HOHNSTEIN die Verwaltung des Klosters, die sie allerdings schon 15 Jahre später an die Herzöge VON BRAUNSCHWEIG-LÜNEBURG abgaben. Die Liquidation der Klosteranlage wurde im Jahr 1648 durchgeführt, allerdings wurden einige Gebäudeteile noch bis zum Jahre 1668 als Lateinschule genutzt, die seit 1557 bestand. Nach der Schließung wurde die im gotischen Baustil ausgeführte Klosterkirche für anderthalb Jahrhunderte als Baustoffquelle missbraucht und auf dem Gelände mehrere Wirtschaftshäuser und Stallungen und Stallungen errichtet, bevor der Abriss im Jahre 1817 durch ein Verbot endgültig gestoppt wurde. In der Anfangszeit des 19. Jahrhunderts kam es zu den ersten Restaurierungsarbeiten und ab dem Jahr 1977 wurde durch den Landkreis Osterode am Harz mit umfangreichen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten begonnen, die von archäologischen Forschungen und Ausgrabungen begleitet wurden. Im neuen Jahrtausend kam es zu Vorbereitungsarbeiten für ein Museum, das im Jahr 2006 eröffnet wurde.
Wenden wir uns nun etwas der Architektur der Gebäude zu: Schon kurz nach der Gründung konnte im Jahre 1137 eine gotische Klosterkirche geweiht werden, die mit etwa 50 Meter Länge noch überschaubare Basilika hatte 5 Apsiden. Mit der Planung des gotischen Neubaus wurde schon 1209 begonnen, der Bau folgte den frühgotischen französischen Vorbildern mit einer dreischiffigen Basilika mit einem fünfschiffigen Chor. Noch während der Bauarbeiten konnte der Ostteil im Jahre 1253 schon für Gottesdienste genutzt werden bevor das gesamte Bauwerk nach 80-jähriger Bauzeit im Jahre 1290 fertiggestellt und von BISCHOF SIEGFRIED II. VON QUERFURT geweiht wurde. Zu dieser Zeit galt das Gebäude als eine der größten Kirchen Norddeutschlands. In der Innenseite des Chorbaus sind noch Zeichnungen zu erkennen die die Thüringische Adelsfamilie VON WERTHERN in Rüstungen zu sehen. Aufgrund von statischen Schwierigkeiten musste schon etwa 100 Jahre später ein Umbau des Chorabschlusses erfolgen.
Zur heutigen Zeit sind noch einige Teile auf der Ost- und der Südseite des Baus erhalten, nachdem es 1902 zu einem Absturz des Polygons kam. Der auf der Nordseite doppelt ausgeführte Kreuzgang gilt als einer der schönsten gotischen Bauwerke in Norddeutschland, das Kreuzgewölbe wird von verzierten Säulen getragen, während die restlichen Flügel einschiffig errichtet wurden. Das Brunnenhaus hat einen mehreckigen Grundriss und ist mit dem Südteil des Kreuzganges verbunden. Ein Bronzebrunnen, der sich in der Blütezeit des Klosters in dem Haus befand, wurde im 18. Jahrhundert entfernt und ging in den Wirren des Krieges unter. Der Kapitelsaal, der den Mönchen ursprünglich als Versammlungssaal diente, wurde in den 1980er Jahren umfangreich restauriert, die Ausstattung stammt bis auf die Ausnahmen des Taufbeckens aus dem Jahr 1220 das auch in heutiger Zeit noch genutzt wird aus der neueren Geschichte, der Raum wird noch von der Gemeinde Walkenried genutzt. Der Altaraufsatz wurde 1577 von Abt Georg Kreite gestiftet und zeigt Szenen aus des letzten Abendmahls Jesus Christi und seiner Jünger. Die barocke Holzkanzel im Kirchenraum wurde 1667 von einem Ellricher Künstler gestaltet, als künstlerische Verzierungen befindet sich an der Brüstung eine Christusfigur und künstlerische Darstellung des Martin Luther und der Evangelisten.
Im Abteigebäude und im nördlichen Kreuzgangflügel finden wir zwei etwas unterschiedlich gestalteten Madonnenfiguren, deren Entstehung etwa auf das erste Drittel des zwölften Jahrhunderts datiert werden kann. An den Wänden des Kreuzganges befinden sich in einer chronologischen Reihenfolge angeordnet mehrere Gedenksteine und Grabplatten von verschiedenen Ritter- und Adelsgeschlechtern. Im Kapitelsaal befindet sich ein aus Holz gefertigtes Denkmal das den letzten Grafen der Hohnsteiner, ERNST VII., zeigt. Die Figur wurde von der Frau des Dargestellten gestiftet und zeigt den Grafen vor einem Kruzifix kniend. Im selben Raum befindet sich ein aus Stein gefertigter Taufständer, der sich aber aufgrund seiner Form eine Erstverwendung als eine Art ritueller Waschplatz für Priester vermuten lässt. Als eine Besonderheit der Klosteranlage können die vielen Teiche gelten, die von den Mönchen zur Fischzucht angelegt wurden. Nach zeitgenössischen Angaben waren es 365 Teiche, von denen heute noch etwa 50 Stück nachweisbar sind.
Das heutige Klostermuseum gilt als eines der innovativsten Kirchenmuseen in Deutschland und wurde im Jahr 2007 ausgezeichnet. Es zeigt in anschaulicher Weise das Leben im mittelalterlichen Deutschland und geht besonders auf das wirtschaftliche Schaffen der Mönche und auf deren tägliche Lebenssituation ein. Seit vielen Jahren werden regelmäßig die WALKENRIEDER KREUZGANGSKONZERTE veranstaltet und in der letzten Septemberwoche des Jahres findet ein Klostermarkt statt, in der verschiedene Klöster und Ordensgemeinschaften aus ganz Europa ihre Produkte anbieten. Das ehemalige Kloster Walkenried wurde 2010 zusammen mit anderen historischen harzer Bauwerken in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.
Weiterführende Literatur:
Fischer-Fabian, S.
Ritter, Tod und Teufel
Die Deutschen im späten Mittelalter
Bastei Lübbe, 2004
ISBN: 3-404-64204-X
Schedel, H.
Weltchronik 1493
Kolorierte und kommentierte Gesamtausgabe
Weltbild Verlag, 2004
ISBN 3-8289-0803-9
Vasold, M.
Pest, Not und schwere Plagen
Bechtermünz Verlag, 1999
ISBN: 3-8289-0334-7
Externe Links:
Das ehemalige Zisterzienserkloster Walkenried
http://www.kloster-walkenried.de
Die Samtgemeinde Walkenried
http://www.walkenried.de